Schatten der Vergangenheit
Der Herausgeber der Werke Oskar Pastiors und Leiter des Berliner Literaturhauses, Ernest Wichner, hat sich skeptisch über die jüngste Vermutung geäußert, wonach Pastior eine Mitverantwortung am Selbstmord des Lyrikers Georg Hoprich haben könne.
Diesen Vorwurf könne er an Hand des heute in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" veröffentlichten Textes von Dieter Schlesak nicht nachvollziehen, weil ihm dafür die Belege fehlten, sagte Wichner. Georg Hoprich sei bereits 1960 verhaftet und dann auch abgeurteilt worden. Oskar Pastior habe aber erst im Juni 1961 seine Verpflichtungserklärung als IM des rumänischen Geheimdienstes Securitate unterschrieben: "Also ist er an der Verhaftung unschuldig."
Der rumäniendeutsche Schriftsteller Dieter Schlesak berichtet in dem "FAZ"-Artikel über die jüngste Einsicht seiner Securitate-Akte in Bukarest. Danach zeigt sich in den von seinem Freund Oskar Pastior unter dem Decknamen Otto Stein verfassten Dokumenten dessen tiefe Verstrickung in das Spitzelsystem. Im September dieses Jahres war bekannt geworden, dass der Dichter und Büchnerpreisträger Pastior in den früheren sechziger Jahren ein Spitzel der Securitate war.
Wenn es allerdings stimmen sollte, dass Pastior seinen früheren Freund Georg Hoprich nach der Haftentlassung in Hermannstadt besucht habe und über ihn Berichte für die Securitate angefertigt habe, "dann ist nichts mehr Rettendes über Oskar Pastior in irgendeiner Weise vorzubringen", betonte Wichner.
Die in dem Zeitungsartikel von Schlesak zitierten, überaus abwertenden Passagen aus den Berichten Pastiors über Schlesaks Gedichte seien "Freundesverrat", äußerte Wichner, früher ebenfalls ein enger Freund Oskar Pastiors: "Das gefährdet den solcherart Bespitzelten und solcherart Verratenen. Das möchte niemand über sich mitgeteilt wissen. Da ist nichts zu retten. Das ist böse."
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 16.4.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Links bei dradio.de:
"Schlimmer ist das Verschweigen" - Rumäniendeutscher Autor über Spitzeltätigkeit von Lyriker Oskar Pastior
Der rumäniendeutsche Schriftsteller Dieter Schlesak berichtet in dem "FAZ"-Artikel über die jüngste Einsicht seiner Securitate-Akte in Bukarest. Danach zeigt sich in den von seinem Freund Oskar Pastior unter dem Decknamen Otto Stein verfassten Dokumenten dessen tiefe Verstrickung in das Spitzelsystem. Im September dieses Jahres war bekannt geworden, dass der Dichter und Büchnerpreisträger Pastior in den früheren sechziger Jahren ein Spitzel der Securitate war.
Wenn es allerdings stimmen sollte, dass Pastior seinen früheren Freund Georg Hoprich nach der Haftentlassung in Hermannstadt besucht habe und über ihn Berichte für die Securitate angefertigt habe, "dann ist nichts mehr Rettendes über Oskar Pastior in irgendeiner Weise vorzubringen", betonte Wichner.
Die in dem Zeitungsartikel von Schlesak zitierten, überaus abwertenden Passagen aus den Berichten Pastiors über Schlesaks Gedichte seien "Freundesverrat", äußerte Wichner, früher ebenfalls ein enger Freund Oskar Pastiors: "Das gefährdet den solcherart Bespitzelten und solcherart Verratenen. Das möchte niemand über sich mitgeteilt wissen. Da ist nichts zu retten. Das ist böse."
Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 16.4.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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"Schlimmer ist das Verschweigen" - Rumäniendeutscher Autor über Spitzeltätigkeit von Lyriker Oskar Pastior