Bei Inzidenz 140 geht es auch mit Schnelltests nicht
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Die Theater sind zu - und Theatermacher vielfach in Not. Thomas Ostermeier, Intendant der Schaubühne, begrüßt auch deshalb ein Pilotprojekt des Berliner Senats. Als Fan des Podcasts von Christian Drosten glaube er aber nicht an Öffnungen vor Ende April.
Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es jetzt her, dass die Theater zum ersten Mal in der Corona-Pandemie geschlossen wurden – der aktuelle Lockdown dauert jetzt schon vier Monate.
Als der künstlerische Leiter der Berliner Schaubühne im November im Deutschlandfunk Kultur vorgeschlagen hat "Lasst uns die Theater in den Wintermonaten zumachen, alle Mitarbeiter in den Urlaub schicken" und dann im Sommer spielen "wenn wir ein bisschen besser zurechtkommen mit dem Virus", da erntete er nicht nur Zustimmung – sondern auch Kritik. Jetzt am Jahrestag des ersten Lockdowns für die Theater räumt Ostermeier ein: "Das mit dem Urlaub haben wir gar nicht hinbekommen"! Die Mitarbeiter würden gestaffelt in den Urlaub gehen, damit im Sommer gespielt werden könne.
Pilotprojekt für Kulturgänger in Berlin
Thomas Ostermeier begrüßt ausdrücklich ein Pilotprojekt des Senats, das in Berlin am 19. März startet und bei dem nach Zuschauer nach negativ ausgefallenen Schnelltests wieder in Theater, Opernhäuser und Clubs gehen dürfen. Was die konkrete Umsetzung allerdings angeht, fürchtet Ostermeier: "Dass fünf Teststationen in der Stadt zu wenig sind."
Was die schnelle Öffnung von Theatern betrifft, hält sich Ostermeier aber lieber an die Wissenschaft – als leidenschaftlicher Hörer des Podcasts von Christian Drosten: "Und wenn ich diesen Podcast ernst nehme, dann befinden wir uns in einer Situation, im April bei einer Inzidenzzahl von 140 zu landen – und das ist eine Inzidenzzahl, bei der wir dann nicht mal mit Schnelltests spielen dürfen. Ich bin da relativ wissenschaftsgläubig und verlass mich darauf."
Untersetzung für Studierende und Soloselbstständige
Für die Proteste vieler Theaterstudierenden, die Theater in Paris und Straßburg besetzt halten, hat Ostermeier, der in Frankreich sehr erfolgreich ist, großes Verständnis. "Die Kollegen, die dort Theater besetzt halten, halten die Theater besetzt, weil sie in dieser Pandemie nicht ihre Stundenanzahl anhäufen können, die sie brauchen, um ihre Arbeitslosenversicherung zu genießen."
Die Studierenden, mit denen Ostermeier im Kontakt steht, forderten eine Ausnahmeregelung für ihre Situation. "Diesen Kampf unterstütze ich total – genau wie ich den Kampf der freien Soloselbstständigen unterstütze, denen immer noch nicht genug geholfen wird in dieser Krise."
Mit einer Öffnung der Theater rechnet Thomas Ostermeier nicht vor Ende April, Anfang Mai: "Wir müssen warten, bis dieses Pilotprojekt ausgewertet wird, dann brauchen wir noch einen Puffer von ein bis zwei Wochen" – und auch das nur "wenn wir eine Inzidenz zwischen 50 und 100 haben".