Unvergessen: Die "Mörder-Balladen" von Nick Cave
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Vor 25 Jahren produzierten Cave und die Bad Seeds ein Album, auf dem viel Blut floss und das bisweilen dennoch zuckersüß klang. "Murder Ballads" war kommerziell ein Riesenerfolg und künstlerisch ein Wagnis, meint unsere Kritikerin Juliane Reil.
Das Album brachte eines der schönsten Pop-Duette aller Zeiten hervor, meint Musikredakteurin Juliane Reil.
Sie spricht über die "Mörder-Balladen" ("Murder Ballads") von Nick Cave and the Bad Seeds aus dem Jahr 1996 und insbesondere über den Song "Where the Wild Roses Grow", der als Single vorab erschien und ein Mega-Erfolg war.
Denn was klingt wie ein Liebeslied aus dem siebten Himmel entpuppt sich nach und nach als Duett einer Toten mit ihrem Mörder, gesungen und erzählt wie eine Moritat, als schauerliche und belehrende Geschichte mit einer relativ einfachen Melodie.
Der ehemalige Punker und Krachmacher Nick Cave singt es im Duett mit der Pop-Prinzessin Kylie Minogue, deren Fan er offenbar war.
"Es war der kalkulierte Clash zweier Welten", sagt Reil, "risikoreich, ein Projekt mit Fallhöhe".
Sein kommerziell erfolgreichstes Album
Doch nicht zuletzt diese Kooperation machte "Murder Ballads" zu Nick Caves kommerziell erfolgreichstem Album.
In einem Interview mit dem Journalisten Andrea Cangioli hatte Cave sinngemäß gesagt, dass es ihm bei der Platte vor allem um die Sprache, ums Reimen und ums Storytelling ging. Bei den blutrünstigen Geschichten wollte er sich als Performer austoben.
"Cave bildet die unterschiedlichen Stimmen der verschiedenen Charaktere ab, spielt mit Pausen und hat ein gutes Timing für die Schockmomente", sagt Reil.
Jeder Song ein Verbrechen, erzählt wie der Soundtrack zu den Bildern des Tatorts, wie ein musikalischer Thriller. Dabei arbeitet Cave mit historischen Vorlagen und fiktiven Geschichten.
Als Gast war damals unter anderem auch PJ Harvey dabei. Und im Schluss-Take wird Bob Dylan in einer Coverversion geehrt. "Death is not the End" singen da Nick Cave and the Bad Seeds mit allen ihren Gästen, als würden sie dazu schunkeln.
(huc)