Schauspiel

    Fegefeuer und Zement

    Zürich, München, Berlin, Wien und Rimini Protokoll: Die üblichen Verdächtigen haben es wieder zum Theatertreffen geschafft. Außenseiter hatten keine Chance.
    Vier Inszenierungen aus München sind zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden, das vom 2. bis 18. Mai stattfindet. Die siebenköpfige Kritiker-Jury wählte unter anderem Heiner Müllers Stück "Zement" aus, bei dem Dimiter Gotscheff Regie führte, der im Oktober 2013 starb. Aus Zürich sind Produktionen von Alvis Hermanis und Karin Henkel für das traditionsreiche Treffen nominiert. Die Berliner Volksbühne steht mit Herbert Fritschs Oper "Ohne Titel Nr. 1" auf der Liste der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen. Die Theatergruppe Rimini Protokoll wurde einmal mehr eingeladen, diesmal mit "Situation Rooms".
    "Ein sehr schönes Tableau", findet Hartmut Krug, Theaterkritiker von Deutschlandradio Kultur , "es gibt keine richtigen Ausreißer. Man kann bei allen sagen: Ja, das sind wirklich sehr, sehr gute Inszenierungen." Er kritisierte aber, dass "wieder mal nur Großstadt-Theater" eingeladen sei; die kleinen Theater hätten überhaupt keine Chance gehabt. Besondere Entdeckungen gebe es eigentlich nicht, aber immerhin eine besondere Art, mit Klassikern umzugehen, etwa beim Zürcher "Amphitryon" und bei Herbert Fritschs Opernprojekt. Krug vermisst zudem die jüngere deutsche Dramatik beim bedeutendsten Schaufenster der Branche.
    "Nachvollziehbar, aber nicht sensationell" sei die Auswahl, sagte der Theaterkritiker Michael Laages im Deutschlandradio Kultur . Sie sei mit Sicherheit repräsentativ für das, was derzeit an interessanten Dingen in deutschen Theatern stattfinde.
    Folgende Inszenierungen sind zum Theatertreffen 2014 in Berlin eingeladen:
    Amphitryon und sein Doppelgänger
    nach Heinrich von Kleist
    Regie Karin Henkel, Schauspielhaus Zürich
    Die Geschichte von Kaspar Hauser
    Regie Alvis Hermanis, Schauspielhaus Zürich
    Rezension von Cornelie Ueding im Deutschlandfunk
    Die letzten Zeugen
    Von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann
    Einrichtung Matthias Hartmann, Burgtheater Wien
    Fegefeuer in Ingolstadt
    von Marieluise Fleißer
    Regie Susanne Kennedy, Münchner Kammerspiele
    Ohne Titel Nr. 1 // Eine Oper von Herbert Fritsch
    Regie Herbert Fritsch, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin
    Rezension von Hartmut Krug in Deutschlandradio Kultur
    Onkel Wanja
    von Anton Tschechow
    Regie Robert Borgmann, Schauspiel Stuttgart
    Reise ans Ende der Nacht
    von Louis-Ferdinand Céline
    Regie Frank Castorf, Residenztheater München
    Rezension von Bernhard Doppler in Deutschlandradio Kultur
    Situation Rooms
    von Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel (Rimini Protokoll)
    Rezension von Stefan Keim in Deutschlandradio Kultur
    Tauberbach
    von Alain Platel, Regie: Alain Platel
    Rezension von Jörn Florian Fuchs im Deutschlandfunk
    Zement
    von Heiner Müller
    Regie Dimiter Gotscheff, Residenztheater, München
    Rezension von Hartmut Krug in Deutschlandradio Kultur
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