Abschied von Intendant Oliver Reese
Nach acht Jahren am Schauspiel Frankfurt hat Intendant Oliver Reese Abschied genommen. Er sei "rundum glücklich", so seine Bilanz. Mit dem Fokus auf die Schauspieler sei es Reese gelungen, das Theater ins Zentrum der "bürgerlichen Stadtgesellschaft zu rücken", meint Kritikerin Esther Boldt.
"Theater sind keine privaten Erbpachthöfe. Das sind öffentliche Einrichtungen und als Theaterleiter hat man die im Dienste der Sache zu leiten", sagt Oliver Reese. Der Intendant feiert am Schauspiel Frankfurt seinen Abschied und zieht nach acht Jahren weiter: Er kehrt zurück in die Hauptstadt, wo er schon am Gorki und am Deutschen Theater gearbeitet hat.
"Ich bin rundum glücklich mit den Frankfurter Theaterjahren", bilanziert Oliver Reese. Kein Wunder: Die Statistiken sprechen von einem Anstieg der Abonnentenzahlen um 175 Prozent und mehr als 88 Prozent Auslastung des Theaters.
Theater als Ort des Austausches
Gelungen sei Reese dies, indem er sehr stark auf seine Schauspieler gesetzt habe, meint Theaterkritikerin Esther Boldt. So habe er es geschafft, "die Wahrnehmung auf das Haus zu lenken" und es wieder "ins Zentrum der bürgerlichen Stadtgesellschaft zu rücken, als Treffpunkt, als Ort, um abends Theater zu schauen und sich auszutauschen".
Allerdings habe Reese auf ein sehr "homogenes Ensemble" gesetzt, das der multikulturellen Stadt Frankfurt nicht unbedingt entspreche. "Wenn man sich entscheidet, vor allem weiße, mitteleuropäische Schauspieler auf die Bühne zu stellen, schließt das sehr viele Teile von dieser heterogenen Stadt aus", so Boldt.
Ab diesem Sommer übernimmt Reese die Leitung des Berliner Ensembles von Claus Peymann. (lk)