"Eigentlich mag ich tiefere, komplexere Charaktere"
Auf dem Filmfest München ist Bryan Cranston für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Er ist ein Meister in vielen Rollen. Es habe einen Wert, die Menschen zum Lachen zu bringen, meint Cranston. Doch am liebsten spiele er Charaktere, die "einen zum Nachdenken bringen".
Bryan Cranston ist einer der Ehrengäste auf dem Filmfest München. Der internationale Durchbruch des US-amerikanischen Schauspielers kam relativ spät in seiner Karriere: als Walter White in der Serie "Breaking Bad". Dafür wurde er mit Preisen überhäuft, auch vier Emmys waren dabei. Für einen Oscar nominiert war er dann im letzten Jahr für seine Darstellung des Drehbuchautors Dalton Trumbo. In München hat Cranston nun einen Preis für sein Lebenswerk bekommen.
Wie nähert sich der Schauspieler den oft sehr verschiedenen Figuren seiner Rollen? Komödienstoff könne schon viel Spaß machen, sagt Cranston im Deutschlandfunk Kultur. Für ihn sei es aber wesentlich interessanter, eine "komplexe Figur" zu spielen:
"Das hat auch einen Wert, die Leute zum Lachen zu bringen, das ist ok. Aber eigentlich mag ich tiefere, komplexere Charaktere. Solche, die einen zum Nachdenken bringen, die einen wütend machen, die einen frustrieren. Das sind die Figuren, die ich gerne spiele."
Am Anfang von Cranstons Karriere stand die Arbeit als Comedian. Die Erfahrung jener Zeit sei eine gute Vorbereitung für weitere Rollen gewesen, meint der Schauspieler:
"Ich glaube, es ist viel Wahres an dem Spruch: 'Comedians können Tragödien, aber dramatische Schauspieler nicht unbedingt Komödien spielen.' Komödien sind schwieriger. Bei Komödien kommt es auf das Timing an und darauf, dass man weiß, wie man einen Witz aufbaut und auf eine Pointe hinarbeitet. Und wenn der Weg dahin nicht stimmt, funktioniert die ganze Pointe nicht. Es ist also ein bisschen schwieriger als reines Drama."
Am Anfang von Cranstons Karriere stand die Arbeit als Comedian. Die Erfahrung jener Zeit sei eine gute Vorbereitung für weitere Rollen gewesen, meint der Schauspieler:
"Ich glaube, es ist viel Wahres an dem Spruch: 'Comedians können Tragödien, aber dramatische Schauspieler nicht unbedingt Komödien spielen.' Komödien sind schwieriger. Bei Komödien kommt es auf das Timing an und darauf, dass man weiß, wie man einen Witz aufbaut und auf eine Pointe hinarbeitet. Und wenn der Weg dahin nicht stimmt, funktioniert die ganze Pointe nicht. Es ist also ein bisschen schwieriger als reines Drama."
Das Interview im Wortlaut:
Susanne Burg: Gibt es bei allem Ruhm für die Rolle auch Nachteile? Also bekannt für und verbunden mit einer Rolle, einer Figur zu sein?
Bryan Cranston: Ich glaube nicht, dass das Nachteile mit sich gebracht hat. Ich glaube, ich konnte danach auch gut weiterarbeiten, weil ich ein ziemliches Durchschnittsgesicht habe. Ich steche optisch nicht so sehr heraus. Und das heißt, dass die Leute mich auch in anderen Rollen sehen können, ohne immer an Walter White zu denken. Da habe ich einfach Glück gehabt.
Aber "Breaking Bad" hat definitiv meine Karriere verändert. Die Serie hat mich in ganz andere Sphären katapultiert. Ich hätte nie gedacht, dass ich da jemals hinkomme. Aber dann ist es passiert. Jetzt bewege ich mich in einem anderen Umfeld und kann meine eigenen Projekte auswählen, sei es Theater, Film oder Fernsehen, ich kann machen, was ich will.
"Die Geschichte muss im Vordergrund stehen"
Susanne Burg: Und Sie arbeiten auch seit Jahren in allen Bereichen. Im Film, Fernsehen und Theater. Wie gehen Sie dabei bei Ihrer Arbeit eigentlich vor? Wie bringen Sie all diese Welten zusammen?
Bryan Cranston: Für mich steht immer zuerst die Geschichte im Vordergrund. Meine Philosophie ist, dass die Geschichte das Medium bestimmen sollte und nicht andersherum. Breaking Bad wäre als Kinofilm schrecklich gewesen. Hätte man den ganzen Inhalt von Breaking Bad auf zwei Stunden zusammengestrichen, wäre das grässlich geworden. Diese Geschichte brauchte die Zeit, dass die verschiedenen Schichten langsam freigelegt werden. Jede Folge brachte einen tiefer und tiefer in den Kern der Geschichte. Als Film wäre das vollkommen unbefriedigend gewesen. Die Geschichte hat also die passende Form gefunden.
Es gibt ganz andere Geschichten, die die Bühne brauchen, die mehr über den Dialog funktionieren. Wenn etwas unbedingt visuell umgesetzt werden muss, dann muss es ein Film werden. Man entscheidet nach der Geschichte, die man erzählen möchte, welches Medium man auswählt.
Susanne Burg: Sie sagen, die Geschichte ist erst mal zentral. Wie nähern Sie sich dann der jeweiligen Figur, die Sie spielen? Sie spielen ja sehr häufig sehr extreme Personen, sehr komplexe Figuren…
Bryan Cranston: Es ist doch immer interessanter, eine komplexe Figur zu spielen. Wenn man eine simple Figur spielt, kann das auch Spaß machen, wie in dem Film "Why Him?", den ich letztes Jahr gemacht habe, einer Komödie mit James Franco. Die Geschichte war einfach und die Figur hat mir irgendwie geähnelt. Ich bin dann einfach jeden Morgen dahin gegangen und habe das gespielt und meinen Spaß gehabt.
Das hat auch einen Wert, die Leute zum Lachen zu bringen, das ist ok. Aber eigentlich mag ich tiefere, komplexere Charaktere. Solche, die einen zum Nachdenken bringen, die einen wütend machen, die einen frustrieren. Das sind die Figuren, die ich gerne spiele.
"Ich betrachte mich nicht als Method-Actor"
Susanne Burg: Und Sie bereiten sich stark auf Ihre Figuren vor, recherchieren viel. Wie tief tauchen Sie in die Charaktere ein – Method Acting ist ja sehr populär in Hollywood…?
Bryan Cranston: Ich betrachte mich selber nicht als Method-Actor. Ich bleibe nicht in meiner Figur, es sei denn, es handelt sich um eine Szene, bei der ich mir nicht ganz sicher bin. Oder auf die ich mich extrem konzentrieren muss, weil sie so emotional oder zerbrechlich ist, dass ich Angst habe, die richtige Haltung dazu könnte verschwinden, wenn ich nicht vollkommen fokussiert bleibe. Aber sonst steige ich zwischen den einzelnen Szenen wieder aus.
Wieder in die Szene zurückzukehren ist so, als würde ich mir Hausschuhe anziehen. Wenn man das lange Zeit gemacht hat, ist das wie einen Muskel anzuspannen, und die muskuläre Erinnerung sagt einem: "Ich weiß, was das ist, ich weiß, was ich machen muss". Also erlaube ich meinem Körper und meinem Geist, sich auszuruhen, wenn ich nicht gebraucht werde. Und ich passe genau auf, wenn ich gebraucht werde.
Was die Erfahrung des Comedians für die Rollen nutzt
Susanne Burg: Angefangen haben Sie als Comedian, Sie haben bei vielen Comedy-Serien im Fernsehen mitgewirkt, aber dann auch zunehmend in Kino-Dramen. Wie hilft Ihnen Ihre Erfahrung als Comedian, wenn Sie in einem Drama spielen?
Bryan Cranston: Ich glaube, es ist viel Wahres an dem Spruch: "Comedians können Tragödien, aber dramatische Schauspieler nicht unbedingt Komödien spielen." Komödien sind schwieriger. Bei Komödien kommt es auf das Timing an und darauf, dass man weiß, wie man einen Witz aufbaut und auf eine Pointe hinarbeitet. Und wenn der Weg dahin nicht stimmt, funktioniert die ganze Pointe nicht. Es ist also ein bisschen schwieriger als reines Drama.
Ich ermutige alle Schauspielschüler, jede Woche auf die Bühne zu gehen und Improvisations-Comedy zu machen. Man lernt, damit umzugehen, dass man nicht weiß, was man als nächstes machen wird. Danach ist es auch viel einfacher, für eine neue Rolle vorzusprechen und mit der Situation umzugehen. Diese Übung ist grundlegend. Ich habe auch eine Zeit lang als Stand-Up-Comedian gearbeitet. Mir hat das aber nicht so gefallen, die Szene der Nachtclubs und auch die späte Uhrzeit haben mir nicht so gepasst.