"Ich mag die glatten Helden nicht"
Jakob der Lügner", "Sonnenallee" oder "Alles auf Zucker": Der Berliner Henry Hübchen kann Drama wie Komödie – und gilt als einer der erfolgreichsten Schauspieler seiner Generation. Warum er seinen Beruf manchmal trotzdem ziemlich langweilig findet, erzählt er im Gespräch.
Henry Hübchen gilt als einer der vielseitigsten Schauspieler Deutschlands und als einer der erfolgreichsten seiner Generation. Schon in der DDR war er eine Größe, ob im Film oder am Theater. Hübchen kann Drama ("Jakob der Lügner") wie Komödie ("Sonnenallee" oder auch "Alles auf Zucker"). Dabei ist ihm durchaus ein melancholischer Zug eigen:
"Ich bin ein melancholischer Typ, privat auch irgendwie und eigentlich im tiefsten Herzen ein Romantiker, und das kommt dann, irgendwie fließt es, das ist was Privates von mir. Dann verstell ich mich zwar, obwohl es immer um Authentizität geht – ja, nicht immer – aber das fließt immer rein da. Ich mag das auch, ich mag auch Melancholie, ich mag das Stolpern, ich mag das Verheddern. Ja, weil wir verheddern uns ständig. Ich mag die glatten Helden nicht."
Drei Jahrzehnte an der Volksbühne
Fast 30 Jahre gehörte er zum Ensemble der Berliner Volksbühne, das Theaterpublikum lag ihm zu Füßen. Geprägt hat ihn in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Volkbühnen-Intendanten Frank Castorf:
"Das ist die Konstellation, dass ein Schauspieler auf einen Regisseur trifft, der sein Regisseur ist. Wo man sagen kann: 'Ja, wir sind irgendwie, er ist mein Alter Ego.' Das gibt es selten, aber wenn man das als Schauspieler erfährt, das ist ein großes Glück und dafür bin ich schon dankbar, dass mir das passiert ist. Es ist ein Glücksfall."
Auch mit 70 noch leidenschaftlich dabei
Hübchen gilt als Rampensau und als geborener Berliner hat er auch abseits der Bühne immer einen flotten Spruch parat. Obwohl er schon als Kind in Filmen mitgespielt hatte, wollte er zunächst nicht Schauspieler werden: nach dem Abitur begann Hübchen ein Physikstudium, machte Musik, schrieb Songs – und wurde mehrmals DDR-Meister im Brettsegeln (heute als Windsurfen bekannt).
Mit 70 Jahren ist er immer noch leidenschaftlicher Schauspieler, doch er hat auch einen abgeklärten Blick auf die weniger spannenden Seiten seines Berufs:
"Drehen ist auch etwas sehr Langweiliges und was, wo man ganz oft gar nicht selbstbestimmt ist, und wo die Zeit so vergeht gegen den eigenen Willen, wo man nur wartet, und eine Warteposition ist, immer in Habachtstellung zu sein, Standby den Tag über, das ist nicht schön."