Schauspieler Jörg Schüttauf
Schauspieler Jörg Schüttauf trat auch bei einigen Hörspielproduktionen von Deutschlandfunk Kultur auf, hier bei Proben zu "Nicht mit mir". © Deutschlandradio / René Fietzek
"Mein Schränkchen hat viele Schubladen”
39:33 Minuten
Schon als Kind war für Jörg Schüttauf klar: Ich werde Schauspieler! In seinem Traumberuf zeichnet er sich durch sein großes Repertoire und Spielvermögen aus. Die Figuren zu mögen, hilft ihm dabei: "Ich mag sie alle. Sonst geht das nicht."
Er hat die verschiedensten Charaktere lebendig werden lassen, vom Kommissar über den entlassenen Häftling bis zum Alkoholiker oder besorgten Vater war alles dabei. „Mein Schränkchen hat Gott sei Dank viele Schubladen, die ziehe ich dann gelegentlich auf, oder da kommt mal eine ganz neue dazu”, sagt der Schauspieler Jörg Schüttauf.
Eine Rolle muss für ihn nachvollziehbar sein, der Text am besten so geschrieben sein, wie er ihn ohnehin sprechen würde. Die Figuren zu mögen, hilft: “Ich mag sie alle. Ich mag auch Verrückte, also die Psychopathen, die Kaputten. Sonst geht das nicht, glaube ich.”
Improvisiert läuft’s am besten
Auf seine Rollen bereitet er sich meist gründlich vor, was allerdings nicht heißt, dass er sich auch alles merken kann: “Die schönsten Filme sind tatsächlich die, wo ich wahnsinnig gut vorbereitet war, aber dann in der Panik plötzlich alles vergessen hatte und irgendwie sinngemäß alles gesagt habe. Und dann kam das plötzlich so gut rüber, es war wirklich improvisiert.”
Ein Film, der ihm viel Spaß gemacht hat, ist “Vorwärts immer”, in dem er einen Schauspieler darstellt, der Erich Honecker spielt: “Ein Riesending, ein großer Spaß”, wie er sagt, der ihm 2018 den Deutschen Schauspielerpreis als bester Schauspieler in einer komödiantischen Rolle einbrachte.
Rumpelstilzchen als Karrierestart
Auf die Idee, es mal mit der Schauspielerei zu versuchen, habe ihn seine Klassenlehrerin gebracht. Von der Kindergruppe durfte er dank seines Talentes schnell in die Gruppe der Großen aufsteigen. So kam es, dass er schon als Siebenjähriger mit lauter Oberschülern spielte, unter anderem das Rumpelstilzchen: “Ich war nun mal der Kleinste.” Seitdem ist er dabei geblieben.
“Dass es der Beruf werden sollte, war schon in der achten Klasse klar. Ich durfte einen Babykurs in der Leipziger Theaterschule besuchen. Diesen Test habe ich erfolgreich bestanden.”
Nach Schulabschluss, Lehre als Bühnentechniker und Wehrdienst besuchte er die Schauspielschule und hatte gleich im Alter von 22 Jahren seinen ersten großen Erfolg mit dem DEFA-Film “Ete und Ali”.
Partei? Nein danke.
Seine erste Theaterheimat fand Schüttauf in den 80er-Jahren am Hans-Otto-Theater in Potsdam. Um in Berlin am Deutschen Theater spielen zu können, hätte er in die SED eintreten müssen: “Das wollte ich nicht. Muss ich denn in die Partei eintreten, bloß um am Theater spielen zu können? Nee, das sah ich nicht ein.”
Als einige Jahre später die Mauer fiel, stand ihm schließlich nicht nur Berlin, sondern plötzlich ein ganzes neues Land offen. Der Bühne ist er über die Jahre trotz all seiner Film- und Fernsehprojekte treu geblieben.
Jetzt ist Jörg Schüttauf unter anderem als aufwieglerischer Hausmeister in dem Film “Wir könnten genauso gut tot sein” von Natalia Sinelnikova zu sehen, der gerade auf der Berlinale Premiere hatte.
(mah)