"Bösewichte machen Spaß"
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Je weiter weg von ihm eine Rolle ist, umso interessanter, findet der Schauspieler Sebastian Blomberg. Auf der Berlinale war er gerade als Biowaffenexperte zu sehen. Im Gespräch verrät er, warum Schauspieler neben Solidarität auch Egozentrik brauchen.
Fast wäre es nicht zur Uraufführung des Films auf der Berlinale gekommen. Denn eine US-amerikanische Produktionsfirma hatte Anspruch auf den usprünglichen Titel des Films, Curveball, angemeldet.
"Die einstweilige Verfügung lag anderthalb Stunden vor dem Screening auf dem Tisch," erzählt der Schauspieler Sebastian Blomberg, der in der Politsatire einen Biowaffenexperten spielt. "Da hat die Berlinale entschieden: Der Film wird gezeigt. Aber mit geschwärzten Titeln. Und in einer Nacht- und Nebelaktion wurden alle Plakate abgehängt. Ich fand es herrlich."
Wenn Komik bösartig ist, macht sie Spaß
Sebastian Blomberg spielt häufig unangenehme Zeitgenossen, eine Sparte, die ihm liegt, auf die er sich aber nicht endgültig festgelegt wissen will. "Als Schauspieler wirst du zum Tanz aufgefordert. Wo meine Autonomie liegt, ist, zu sagen: Nein. Ablehnen kann ich immer. Es gibt aber bestimmte Rollen in diesem Bereich, die ich auch mit Lust übernehme."
Den Bösewicht zu spielen, sagt er, kann auch Spaß machen. Es sollte aber nicht allein dabei bleiben. Oft haben die Charaktere, die er spielt, etwas Zwanghaftes. "Da, wo die Komik bösartig wird, rennt man bei mir offene Türen ein."
Schulen lagen ihm nie
Zwar stammt er aus einer musischen Familie, trotzdem war sein Weg in den Schauspielberuf nicht ohne Hindernisse. Fünf Anläufe brauchte es, bis er an einer Schauspielschule, dem Max-Reinhardt-Seminar in Wien, angenommen wurde. "Meine Eltern haben mich sehr unterstützt. Mein Vater wäre gern Sänger geworden, Theater und Oper waren immer Thema bei uns. Wir haben zu Hause musiziert."
Als er dann den Sprung in die Ausbildung zum Schauspieler geschafft hatte, verließ er die Schule ohne Diplom. Die Praxis war ihm wichtiger. "Ich habe mein Schauspielstudium abgebrochen, weil ich an ein Theater ging. Die sagten mir dann, dass ein Diplom für die Ausübung des Berufes unwichtig ist. Da bin ich dabei geblieben und nicht wieder auf die Schule."
Blomberg spielte lange am Münchner Residenztheater, aber auch auf vielen anderen deutschsprachigen Bühnen. Sein Durchbruch als Filmschauspieler gelang ihm 1999 mit dem deutschen Medizin-Thriller "Anatomie."
Schauspieler brauchen Solidarität und Egozentrik
Seitdem ist er immer wieder in deutschen Filmen zu sehen, meist in Nebenrollen. Am Set wie im Theater ist es wichtig, im Team spielen zu können, sagt er. "Filme und Theaterstücke können nicht entstehen ohne einen Begriff von Solidarität. Die Chemie, die am Set herrscht und alle mit einer Idee verheiratet, das gelingt, oder es gelingt nicht. Dem Film merkt man es an."
Andererseits braucht ein Schauspieler auch ein gesundes Maß an Egozentrik. "Damit meine ich eine Unbedingtheit gegenüber der eigenen Sache. Du musst ein Fanatiker sein, was die Belange der Figur angeht."
Zufrieden ist Blomberg nie, sagt er. "Ich war noch nie zufrieden mit irgendetwas, was ich gemacht habe."
(AB)