Zum Tod von Schauspieler Sidney Poitier

Der Erste

05:40 Minuten
Sidney Poitier bei den Golden Globes 2012. Er trägt Frack, schwarze Fliege und ein weißes Hemd.
Der Schauspieler Sidney Poitier im Jahr 2012 bei den Golden Globes. 1964 wurde er als erster Schwarzer mit dem Oscar in der Kategorie Bester Hauptdarsteller geehrt. © picture alliance / dpa
Von Noemi Schneider · 07.01.2022
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Der Schauspieler und Oscar-Preisträger Sidney Poitier ist tot. Der Sohn eines Tomatenpflanzers war einer der ersten schwarzen Hollywoodstars und sorgte für Revolutionen im Kino: Er küsste etwa als erster Schwarzer in einem Hollywoodfilm eine Weiße.
Er war der Erste! 1964 erhielt Sidney Poitier als erster afroamerikanischer Schauspieler den Oscar als bester Hauptdarsteller für den Film „Lilien auf dem Felde“, in dem er als Tischler einer Gruppe deutscher Nonnen beim Kirchenbau in der Wüste hilft und beim Englisch-Lernen.

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Sidney Poitiers Rollen, vor, hinter und auf der Leinwand, waren die des „Vorreiters“ und „Wegbereiters“. 1967, als in vielen US-Bundesstaaten noch Rassentrennung in der Ehe herrschte, küsste er seine weiße Filmverlobte in „Rate mal, wer zum Essen kommt“. Es war der erste Leinwandkuss dieser Art in Hollywood und nicht nur in der Hinsicht war der Film zukunftsweisend: "Joey denkt, dass jedes unserer Kinder Präsident der Vereinigten Staaten wird. Und sie alle werden farbenfrohe Regierungen haben", heißt es im Film.
Indirekt ebnete Sidney Poitier nämlich auch dem ersten afroamerikanischen Präsidenten den Weg. In den 1950er-Jahren unterstützte der Schauspieler eine Stiftung, die jungen Kenianern Studienstipendien in den USA ermöglichte, einer der Stipendiaten war Barack Obamas Vater. 2009 erhielt Sidney Poitier aus den Händen des amerikanischen Präsidenten die höchste zivile Auszeichnung der USA, die Freiheitsmedaille.

Aufgewachsen auf den Bahamas

Sidney Poitier, der 1927 geborene Sohn eines Tomatenpflanzers, verbrachte seine Kindheit auf den Bahamas. Trotz Armut und geringer Schulbildung wuchs er in dem Bewusstsein auf, jemand zu sein, erklärte er im Jahr 2000 in einem Fernsehinterview mit Oprah Winfrey:
"Mir wurde beigebracht, dass ich jemand bin. Ich wusste, wir hatten kein Geld, trotzdem wurde mir beigebracht, dass ich jemand war. Wir hatten keinen Strom und kein fließendes Wasser, trotzdem wurde mir beigebracht, dass ich jemand war. Ich hatte sehr wenig Bildung, nur eineinhalb Jahre schulische Ausbildung habe ich erhalten, trotzdem wusste ich, dass ich jemand war."

Durchbruch mit „Flucht in Ketten“

Mit 15 zog Sidney Poitier zu seinem Bruder nach Florida. Als Bürger zweiter Klasse schlug er sich als Tellerwäscher durch und erkämpfte sich hartnäckig eine Ausbildung am American Negro Theatre in New York, wo er eines Abends für Harry Belafonte auf der Bühne einspringen durfte. Der Leinwanddurchbruch gelang ihm 1958 als entflohener Sträfling an der Seite von Tony Curtis in „Flucht in Ketten“, für den Poitier den Goldenen Bären der Berliner Filmfestspiele und eine Oscar-Nominierung erhielt.
In dem Film „In der Hitze der Nacht“ sorgte Sidney Poitier wieder für eine Leinwandrevolution. Im Drehbuch stand ursprünglich: Der weiße Verdächtige schlägt den schwarzen Cop und der schwarze Cop nimmt es hin und geht ab. Poitier bestand darauf, dass das Drehbuch geändert wurde. Die angemessene Reaktion auf die ungerechtfertigte Ohrfeige sei, dass der schwarze Cop zurückschlage. Das Drehbuch wurde geändert und zum ersten Mal schlug ein Afroamerikaner auf der Leinwand zurück.

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Für seine Leistungen als Schauspieler, Regisseur, Produzent und politischer Aktivist, unter anderem als Botschafter für die Bahamas, erhielt Sidney Poitier zahllose Auszeichnungen und Ehrungen. Seine Filme seien keine Filme, sondern Meilensteine, resümierte die New York Times. In der Tat, denn Sidney Poitier wirkte entscheidend an der amerikanischen Filmgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts mit.

Einen Nachruf zu Sidney Poitier hören Sie in den Sendungen Fazit im Deutschlandfunk Kultur und Kultur heute im Deutschlandfunk.

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