Warum gehen Sie nie über den "roten Teppich"?
Der Theater- und Filmschauspieler Thomas Thieme gilt als geradeheraus und kantig – gerne stichelt er gegen das Bürgertum. Mit ihm sprachen wir über Gala-Auftritte, Marathon-Inszenierungen und politische Künstler.
Thomas Thieme ist ein Ereignis – auf der Bühne ebenso wie in seinen unzähligen Film- und Fernsehrollen. Für seinen rasenden Richard III. in dem 12-stündigen Theatermarathon "Schlachten" wurde er im Jahr 2000 als "Schauspieler des Jahres" ausgezeichnet.
Er spielte in Filmen wie "Der Untergang", "Das Leben der Anderen" und zuletzt in einer ZDF-Dokumentation über den gefallenen Fußballmanager Uli Hoeneß. Ihm geht es um Perfektion, um Hingabe – mitunter bis an den Rand des Kontrollverlustes.
Geradeheraus und kantig – auch das sind Markenzeichen des gebürtigen Weimarers, der 1984 aus der DDR ausreiste. Heute lebt er wieder in Weimar und stichelt gern mal gegen das Bildungsbürgertum.
"Aber wir müssen uns sortieren, wo wir emotional stehen"
"Die Mitte ist zu satt, zu vollgefressen. Ich meine das nicht despektierlich, ich wohne auch auf dem 'Hypothekenhügel'. Aber wir müssen uns sortieren, wo wir emotional stehen." Deshalb setzte er ein politisches Zeichen und unterstützt die Flüchtlingsinitiative von Til Schweiger.
Dass Thieme eine grundsätzliche Abneigung gegen das Posieren auf dem "roten Teppich" hat, erklärt er so:
"Es ist einfach auf Deutsch gesagt für den Arsch. Ich kann dem überhaupt nichts abgewinnen. Da springen immer so Gestalten rum, die habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Und andere, die habe ich gesehen und bin ganz erschüttert, wie sie sich benehmen, bloß weil sie jetzt auf diesem Teppich rumrennen. Red Carpet ist etwas für Jimmy Dean und für Marlon Brando und für Romy Schneider und Feierabend. Und die anderen sollen sich einen Teppich mitnehmen und darüber gehen oder weiß der Kuckuck was machen - interessiert mich nicht."