Schauspielerin Barbara Schöne

"Ich finde es wunderbar, die Alten zu spielen"

Die Schauspielerin Barbara Schöne aufgenommen bei der MDR Talkshow "Riverboat" am 15.09.2017 in Leipzig
Barbara Schöne singt auch neben der Schauspielerei - und engagiert sich bei der Berliner AIDS-Hilfe. © picture alliance / dpa / Kirsten Nijhof
Moderation: Katrin Heise |
Von Boulevard bis TV-Show: Die Schauspielerin Barbara Schöne hat die deutsche Bühnen- und Fernsehgeschichte mit den verschiedensten Rollen geprägt. Im Boulevardtheater ist sie ebenso zuhause wie in ernsten Rollen.
"E" und "U" waren für die Mimin nie ein Entscheidungsmerkmal, allein die Qualität der Rolle sei für sie von Bedeutung gewesen, sagt die Schauspielerin.
"Das ist vielleicht auch ein Grund, warum ich heute immer noch da bin: Weil ich mir immer schwer ausgesucht habe, was ich mache. Wenn ich so ein Buch lese – ich kann es ja schneller spielen als dass ich es lesen kann. Die Rolle ist sofort da. Und dann merke ich, ob das ein gutes Buch ist oder ein schlechtes. Wenn es sofort drin ist und mir Spaß machen würde, dann nehme ich es an, und wenn es mir beim Lesen schon keinen Spaß macht, dann nehme ich die Rolle auch nicht an."

Dankesbrief von Carl Zuckmayer

Ein offensichtlich sehr erfolgreicher Ansatz. Heinz Rühmann veranlasste ihretwegen eine mehrtägige Drehpause, Harald Juhnke wäre ohne sie so manches Mal komplett aufgeschmissen gewesen, und Carl Zuckmayer schrieb einen persönlichen Dankesbrief.
"Da brauch‘ ich keine Goldene Kamera oder keine anderen Auszeichnungen. Das sind für mich meine Messlatten, diese Lobe von solchen Größen."
Bis zu ihrem 14. Lebensjahr ist die gebürtige West-Berlinerin, Jahrgang 1947, schon in mehreren Rollen zu sehen.
"Und dann hat mein Vater gesagt: 'Jetzt ist Schluss, du wirst mir kein Kinderstar! Wenn du Schauspielerin werden willst, das ist ein Beruf mit Arbeit und Verzicht. Du musst dich von der Masse absetzen; wenn du was werden willst, dann gehst du auf `ne Schauspielschule. Da kommt nur die Max-Reinhardt-Schule, die staatliche Hochschule, in Frage - das ist die schwierigste, und wenn du das bestehst, ist das immer noch keine Garantie, dass du irgendwas wirst.' Also ganz harte Bandagen, aber das war genau richtig."

"Ich habe mir den besten Beruf ausgesucht"

Mit 15 Jahren wird sie schließlich an der renommierten Max-Reinhardt-Schule angenommen, muss allerdings noch die mittlere Reife absolvieren, ehe sie als eine der jüngsten Studentinnen mit 16 Jahren ihre Schauspielausbildung beginnen kann. Seitdem hat sie mit vielen Größen des Showgeschäfts zusammengearbeitet wie Heinz Rühmann, Gustav Knuth, Inge Meysel oder Peter Zadek. Bis heute steht Barbara Schöne, die letztes Jahr ihren 70. Geburtstag gefeiert hat, vor der Kamera und auf der Bühne. Auch in dieser Hinsicht sei die Schauspielerei ein Glücksgriff:
"Ich denke, da habe ich mir den besten Beruf ausgesucht: In unserer Gesellschaft gibt es nun einmal alte Menschen – und da kann ich wunderbare Charaktere spielen: Von der Rentnerin über die Mörderin, über unterdrückte Frauen, devote Frauen. Da gibt es wunderbare Charakterrollen, die ich spielen kann."

Engagement in der AIDS-Hilfe

Neben der Schauspielerei singt Barbara Schöne, engagiert sich bei der AIDS-Hilfe und kümmert sich um Obdachlose.
"Ich hatte noch nie Berührungsängste mit anderen Gesellschaftsschichten und ich war immer interessiert, Menschen kennenzulernen. Der eine wird Arzt oder Psychologe oder Krankenschwester, und ich bin Schauspielerin geworden, einfach weil ich Menschen kennenlernen möchte, sie verstehen möchte, und das dann später auch in meinem Beruf benutzen kann oder raustragen kann. Und so habe ich früher schon als Kind, wenn ich in Parks gesessen habe, mit alten Mütterlein gesprochen oder mit Alkoholikern, ich habe immer das Gespräch gesucht."
Derzeit kann man sie kurz vor dessen Schließung im Theater am Kurfürstendamm im Part einer liebenswert dementen Kostümbildnerin bewundern.