Scheinbar leere Städte und Plätze

Von Jörg Schieb |
Kamerafahrten durch amerikanische Metropolen und nie ist auch nur ein einziger Mensch zu sehen - der amerikanische Künstler Ross Ching macht's möglich. Außerdem gibt es ein Foto der Milchstraße mit mehr als 84 Millionen Sternen zum Reinzoomen und den Gesang von Beluga-Walen.
Leeres Amerika
New York City, Los Angeles, San Francisco, Seattle – amerikanische Metropolen, menschenleer, wie ausgestorben. Die Videoaufnahmen wirken irgendwie surrealistisch. Man sieht Landmarken wie die Golden Gate Bridge, den Times Square, den Hafen von Seattle – alles Orte, die normalerweise voll mit Menschen sind. In den Videos von Ross Ching jedoch sind die Plätze menschenleer.

Unter Ross Ching: leeres Amerika kann man sich selbst ein Bild davon machen. Und staunen: Kamerafahrten über Plätze, durch Hallen oder entlang von Bauwerken- und nie ist auch nur ein einziger Mensch zu sehen. Man misstraut den Bildern, weil sie nicht den Sehgewohnheiten entsprechen. Weil es einfach nicht sein kann, was man da sieht.
Die Aufnahmen sind natürlich nicht real, sondern ein Trick. Niemals sind die gezeigten Orte wirklich menschenleer, schon gar nicht, wie im Film der Eindruck entsteht, über eine längere Zeitspanne.
Der Filmemacher kombiniert geschickt Fotos und Videoaufnahmen, die scheinbar leeren Städte und Plätze entstehen in mühevoller Kleinarbeit am Computer. Das Ergebnis aber ist beeindruckend. Begonnen hat alles mit einem menschenleeren Los Angeles. Mittlerweile ist daraus eine Serie geworden – eine Reise durch scheinbar ausgestorbene amerikanische Großstädte. Sonst rappelvoll – in den Videos menschenleer. Eine Oase. Sehenswert.

Faszination Milchstraße
Es ist ein Bild der Superlative: Über 84 Millionen Sterne der Milchstraße sind zu sehen – das gab es noch nie. Damit ist den Astronomen an der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile die bislang größte und umfassendste Aufnahme der Milchstraße gelungen, die je von der Erde gemacht wurde.

Die beeindruckende Aufnahme hat eine Auflösung von neun Gigapixel und erfasst so mehr Sterne als jemals zuvor. Würde man das Foto in der in Büchern oder Zeitschriften üblichen Auflösung ausdrucken, wäre es neun Meter breit und sieben Meter hoch – nur, um mal einen Eindruck von der wirklich ungewöhnlichen Detailtiefe der Aufnahme zu bekommen.

Doch das Beste: Die Aufnahme der Sternwarte ist für jeden frei zugänglich. Unter GigaPan kann man regelrecht in den Sternenhaufen eintauchen. Dank der hohen Auflösung von neun Gigapixel können Besucher per Mausklick in die Aufnahme hinein zoomen und bekommen so immer wieder neuer Sterne zu sehen. Zehn Mal so viele Sterne wie alle vorangegangenen Studien.

Für die Forschung bedeutet das einen ungeheuren Fortschritt, weil ein größerer Teil der Milchstraße abgebildet ist. Alle anderen können die Aufnahmen genießen – und sich daran erfreuen, immer wieder neue Gebiete unserer Galaxie zu erforschen. Jede Zoomstufe, jeder neu gewählte Bildausschnitt bietet andere Ansichten. Beeindruckend.

Walgesang: Fast menschliche Töne
Der Wal verändert dafür seine typischen, viel höheren Laute und passt sie auch im Rhythmus an das Muster unserer Sprache an. Ein bislang einzigartiger Vorgang, den amerikanische Biologen der National Marine Mammal Foundation aus San Diego entdeckt und dokumentiert haben. Wer mehr darüber erfahren will, kann unter Youtube ein Video der National Marine Mammal Foundation anschauen - dort gibt es auch den Gesang des Beluga-Wals zu hören.

Die Töne seien der eindeutige Beleg dafür, dass der Beluga gelernt habe, die Stimme des Menschen zu imitieren, finden die Forscher. Das klingt im Ergebnis zwar nicht genauso als ob ein Papagei eine Stimme nachahmt. Doch die Laute belegen, dass auch Wale in der Lage sind, etwa nachzuahmen – und dass sie versuchen, mit anderen Lebewesen zu kommunizieren.

Die vom Beluga erzeugten Töne seien in Rhythmus, Lautstärkeverteilung und Frequenz denen der menschlichen Stimme sehr ähnlich - und eben denen normaler Walklänge sehr unähnlich. Später ist es den Biologen sogar gelungen, dass der Wal auf gewisse Töne antwortet. Mittlerweile ist der Wal mit dem ungewöhnlichen Sprachtalent allerdings verstorben. Nach über 30 Jahren im Dienst der Forschung.