Schicksalhafte Verbindungen

Vorgestellt von Jörg Taszman |
In "Auf der anderen Seite" erzählt Fatih Akin von sechs Menschen in Deutschland und der Türkei, deren Leben schicksalhaft miteinander verwoben sind. Der Tod des Witwers Ali lässt die Figuren über Umwege zusammenkommen. "Die Fremde in dir" zeigt Jodie Foster als weiblichen Charles Bronson: ein ärgerlicher Selbstjustiz-Thriller.
"Auf der anderen Seite"
Deutschland/Türkei 2007. Regie: Fatih Akin. Darsteller: Baki Davrak, Nursel Köse, Hanna Schygulla, Tunçel Kurtiz, Nurgül Yesilçay, Patrycia Ziolkowska, Yelda Reynaud u.a. Länge: 122 min.

Ali, ein türkischer Wittwer, trifft auf die Prostituierte Yeter und bezahlt sie dafür, mit ihm zusammen zu leben. Alis Sohn Nejat, ein Germanistikprofessor, reagiert auf die neue Frau seines Vater irritiert. Aber dann erfährt Nejat, dass Yeter seinen Vater nicht ausnimmt, sondern mit dem Geld ihrer Tochter das Studium bezahlt.

In "Auf der anderen Seite" geht es um Türken in Deutschland und Deutsche in der Türkei. Die erste Episode spielt in Bremen. In der zweiten Geschichte flieht Yeter's Tochter Ayten, eine junge Revolutionärin von Istanbul nach Deutschland.

Meisterhaft versteht es Fatih Akin in der letzten Episode die Figuren und Handlungsstränge miteinander zu verweben. Seine Kamera verharrt in respektvoller, beobachtender Distanz. Gekonnt wandelt der Regisseur auf den Spuren von Kieslowski und Fassbinder, verbindet den Zufall mit genauer gesellschaftlicher Beobachtung.

Völlig zu Recht ist "Auf der anderen Seite" der deutsche Kandidat für den "Oscar für den besten nichtenglischsprachigen Film". Fatih Akins neues Meisterstück mag manchmal überkonstruiert wirken, aber der zunehmenden Sogkraft des Films kann man sich nicht entziehen. Es ist der mit Abstand beste deutsche Film des Jahres und der einzige mit internationalem Format.

"Die Fremde in dir"
USA 2007. Regie: Neil Jordan. Darsteller: Jodie Foster, Naveen Andrews, Terrence Howard, Mary Steenburgen, Jane Adams u.a. Länge: 122 min.

Eine New Yorker Radiojournalistin wird eines Nachts im Central Park beim Spaziergang mit ihrem Verlobten von drei prolligen, gewaltbereiten, jungen Männern überfallen, ausgeraubt und schwer misshandelt. Ihr Freund, den sie kurz darauf heiraten wollte, stirbt. Völlig verstört, besorgt sie sich illegal eine Pistole. Nacht für Nacht gerät sie in Situationen, wo sie zunächst aus Notwehr, später aber auch als einsame Rächerin das Gesetz in die eigene Hand nimmt und jugendliche Gangster, einen Zuhälter und einen Unterweltboss umbringt.

Nicht einmal das eindringliche, aber zu vorhersehbare Spiel von Jodie Foster vermag diesen zwiespältigen, spekulativen und zu simpel gestrickten Selbstjustizthriller zu retten. Den Machern des Films ging es darum, aufzuzeigen, dass in uns allen ein Killer steckt, egal aus welchem sozialen Umfeld wir stammen. Das Resultat dagegen ist oberflächlich, voller Klischees und verherrlicht Selbstjustiz. "Die Fremde in dir" ist so eine einzige Enttäuschung.
US-Schauspielerin Jodie Foster vor der Premiere des Films "Die Fremde in Dir" in Berlin
US-Schauspielerin Jodie Foster vor der Premiere des Films "Die Fremde in Dir" in Berlin© AP
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