Schlachtfeld Immobilienmarkt
Macht Eigentum glücklich? Der Regisseur und Theatermacher Paul Plamper nähert sich in seinem Hörspiel "Der Kauf" dieser Frage an. Darin wechselt eine Wohnung den Besitzer - und zwei Paare werden bei den Verkaufsverhandlungen zu erbitterten Gegenspielern.
"Hallo... Fünfter Stock, kommen sie hoch!"
"Wir kommen!"
Klick - Haustür. Klick, Klack - Schritte auf dem Fußboden. Der hallende Hauseingang, die gedämpfte Akustik im Fahrstuhl - die Geräuschkulisse einer Immobilie in Berlin.
"So, dürfte ich sie dann noch bitten, diese Überschuhe anzuziehen? Wenn wir eintreten, werden sie verstehen, warum."
"Hallo!"
Makler, Wohnungsbesichtigung, Immobilienmarkt. Paul Plamper erzählt in dem Hörspiel "Der Kauf" vom Irrwitz der Gentrifizierung, von Wohnwahnsinn und Mietpreisexplosion - von Stadtbrachen, die zu Luxusenklaven werden.
"Im Prinzip war es hier kurz davor, so ein Einkaufscenter-Scheiß zu werden."
"Studios hieß es auch mal. Büroturm. Es gab viele, die hier ran wollten."
"Wir mussten das verhindern. Jetzt haben wir das praktisch freigekauft."
"Letztendlich haben wir die Politik mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Wir haben darauf aufmerksam gemacht, dass hier ein sozial verträglicher Wohnungsbau stattfinden könnte."
"Kauf als Waffe, sozusagen..."
Paul Plamper treibt das Streben nach dem "trauten Heim" in einer sich rasant verändernden Stadtlandschaft auf die Spitze, komisch und zugleich analytisch. Zwei Pärchen, wohlsituiert, jung, dynamisch, erfolgreich, lernen sich bei einer Wohnungsbesichtigung kennen. Die einen wollen kaufen und träumen sich in eine Wohnidylle, die anderen wollen verkaufen mit der Absicht auf ein finanziell sorgenfreies Leben. So richtig passt das nicht zusammen.
"Eigentlich bin ich dagegen."
"Wogegen?"
"Exklusivität eben. So ganz oben... Aber die anderen haben auch schöne Wohnungen. Die da drunter sind eigentlich fast noch besser."
"Aber warum kann man dazu nicht stehen? Das ist schön. Das ist ganz weit oben. Das ist euer Besitz. Davor habe ich großen Respekt. Ich meine, Besitz zeichnet sich auch dazu aus, dass andere Leute nicht besitzen. Ihr habt es gewollt und ihr habt dafür gekämpft und ihr habt es bekommen. Ich finde, wenn man was will, dann soll man dafür auch kämpfen. Unbedingt..."
"Wir kommen!"
Klick - Haustür. Klick, Klack - Schritte auf dem Fußboden. Der hallende Hauseingang, die gedämpfte Akustik im Fahrstuhl - die Geräuschkulisse einer Immobilie in Berlin.
"So, dürfte ich sie dann noch bitten, diese Überschuhe anzuziehen? Wenn wir eintreten, werden sie verstehen, warum."
"Hallo!"
Makler, Wohnungsbesichtigung, Immobilienmarkt. Paul Plamper erzählt in dem Hörspiel "Der Kauf" vom Irrwitz der Gentrifizierung, von Wohnwahnsinn und Mietpreisexplosion - von Stadtbrachen, die zu Luxusenklaven werden.
"Im Prinzip war es hier kurz davor, so ein Einkaufscenter-Scheiß zu werden."
"Studios hieß es auch mal. Büroturm. Es gab viele, die hier ran wollten."
"Wir mussten das verhindern. Jetzt haben wir das praktisch freigekauft."
"Letztendlich haben wir die Politik mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Wir haben darauf aufmerksam gemacht, dass hier ein sozial verträglicher Wohnungsbau stattfinden könnte."
"Kauf als Waffe, sozusagen..."
Paul Plamper treibt das Streben nach dem "trauten Heim" in einer sich rasant verändernden Stadtlandschaft auf die Spitze, komisch und zugleich analytisch. Zwei Pärchen, wohlsituiert, jung, dynamisch, erfolgreich, lernen sich bei einer Wohnungsbesichtigung kennen. Die einen wollen kaufen und träumen sich in eine Wohnidylle, die anderen wollen verkaufen mit der Absicht auf ein finanziell sorgenfreies Leben. So richtig passt das nicht zusammen.
"Eigentlich bin ich dagegen."
"Wogegen?"
"Exklusivität eben. So ganz oben... Aber die anderen haben auch schöne Wohnungen. Die da drunter sind eigentlich fast noch besser."
"Aber warum kann man dazu nicht stehen? Das ist schön. Das ist ganz weit oben. Das ist euer Besitz. Davor habe ich großen Respekt. Ich meine, Besitz zeichnet sich auch dazu aus, dass andere Leute nicht besitzen. Ihr habt es gewollt und ihr habt dafür gekämpft und ihr habt es bekommen. Ich finde, wenn man was will, dann soll man dafür auch kämpfen. Unbedingt..."
Geschichte vom Irrwitz der Gentrifizierung
Die Sehnsüchte, die Intrigen, die menschlichen Abgründe, das emotionale Schlachtfeld Immobilienmarkt hat Paul Plamper mit eindringlichen akustischen Effekten umgesetzt. Das Hörspiel ist mit Kunstkopfmikrofonen aufgenommen und sollte darum unbedingt mit Kopfhörern gehört werden. Erst dann öffnen sich die akustischen Räume: Rechts hinten zwitschern Vögel, im Vordergrund oszillieren die Ping-Pong-Streitgespräche um die Kaufabwicklung.
"Das ist ein feststehender Spiegelschrank, den man gar nicht ausbauen kann."
"Natürlich kann man den ausbauen. Aber dann streicht ihn von eurer Liste und ich baue ihn aus. Das ist kein Problem. Gut, also streichen wir."
"Okay, nicht auf dem Niveau."
"Das ist ja wohl ein Witz. Ihr wollt wohl alles geschenkt haben, oder was? Das ist ja unfassbar."
"Da haben wir einen fairen Preis gemacht und jetzt fängt der an, jede Holzdiele..."
"Hört euch doch mal die Liste an, dann entscheidet ihr..."
"Da sind wir gerade dabei und wenn ich höre 9000 Euro für einen Spiegelschrank im Badezimmer..."
"Es geht nicht nur um einen Spiegelschrank. Es geht auch um eine Waschbecken-Unterschrank-Konstruktion aus fränkischen Nussbaum. 50 Jahre gelagert. Fränkischer Nussbaum..."
"Der Kauf" ist absurdes Hörspiel-Theater. Es erzählt nicht nur von der Suche nach dem Glück im Eigentum, vom Streben nach Sesshaftigkeit, von der Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden. Paul Plamper zeichnet auch das Psychogram einer Stadtbevölkerung zwischen Wohlstandsverwahrlosung und egozentrischem Besitzdenken. Da passt es, dass sich der Knöterich - dieses robuste und aggressive Unkraut-Gewächs - wie ein roter Faden durch das Hörspiel zieht.
"Die Pflanze hätte auf der Liste stehen müssen, da sie ein beweglicher Teil ist. Egal wie man das sehen will. Wenn man nur die Zeit zurückdrehen könnte, auf diesen verdammten Notar-Termin."
Besprochen von Andi Hörmann
"Das ist ein feststehender Spiegelschrank, den man gar nicht ausbauen kann."
"Natürlich kann man den ausbauen. Aber dann streicht ihn von eurer Liste und ich baue ihn aus. Das ist kein Problem. Gut, also streichen wir."
"Okay, nicht auf dem Niveau."
"Das ist ja wohl ein Witz. Ihr wollt wohl alles geschenkt haben, oder was? Das ist ja unfassbar."
"Da haben wir einen fairen Preis gemacht und jetzt fängt der an, jede Holzdiele..."
"Hört euch doch mal die Liste an, dann entscheidet ihr..."
"Da sind wir gerade dabei und wenn ich höre 9000 Euro für einen Spiegelschrank im Badezimmer..."
"Es geht nicht nur um einen Spiegelschrank. Es geht auch um eine Waschbecken-Unterschrank-Konstruktion aus fränkischen Nussbaum. 50 Jahre gelagert. Fränkischer Nussbaum..."
"Der Kauf" ist absurdes Hörspiel-Theater. Es erzählt nicht nur von der Suche nach dem Glück im Eigentum, vom Streben nach Sesshaftigkeit, von der Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden. Paul Plamper zeichnet auch das Psychogram einer Stadtbevölkerung zwischen Wohlstandsverwahrlosung und egozentrischem Besitzdenken. Da passt es, dass sich der Knöterich - dieses robuste und aggressive Unkraut-Gewächs - wie ein roter Faden durch das Hörspiel zieht.
"Die Pflanze hätte auf der Liste stehen müssen, da sie ein beweglicher Teil ist. Egal wie man das sehen will. Wenn man nur die Zeit zurückdrehen könnte, auf diesen verdammten Notar-Termin."
Besprochen von Andi Hörmann
Paul Plamper: Der Kauf
Hoerspielpark, Berlin 2013
68 Minuten, 12 Euro (CD), 7 Euro (Download)
Hoerspielpark, Berlin 2013
68 Minuten, 12 Euro (CD), 7 Euro (Download)