Schlafforschung

Was sind Klarträume - und wie kann man sie beeinflussen?

04:16 Minuten
Verschiedene Bildausschnitte liegen auf dem Arbeitstisch im Atelier von Klarträumer Lucas Krieg. Klarträumer erkennen im Traum, dass sie träumen und können dadurch ihre Träume steuern.
Klarträumer können ihre Träume steuern und aktiv mitzugestalten. Das lässt sich auch trainieren. © picture alliance / dpa | Timm Schamberger
Michael Schredl im Gespräch mit Ute Welty |
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Klarträumer wissen, in welchem Zustand sie sind und können ihre Träume aktiv gestalten, sagt Schlafforscher Michael Schredl. Nur vor Albträumen sollte man sich hüten.
Im Traum den eigenen Traum gestalten: Das ist das Kennzeichen von Klarträumen. Mit diesen beschäftigt sich auch die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung. Deshalb haben wir den Schlafforscher Michael Schredl gebeten, uns zu erklären, was Klarträume eigentlich sind und wozu sie gut sind. Er ist Leiter des Schlaflabors des Mannheimer Zentralinstituts für seelische Gesundheit und einer von Deutschlands bekanntesten Traumforschern.
Was ist der Unterschied zwischen Klarträumen und normalen Träumen?
Klarträume werden definiert als Träume, bei denen man während des Traumes weiß, dass man träumt. Geübte Klarträumer können dann auch Aktivitäten durchführen, zum Beispiel Hochspringen und Wegfliegen. Der Traum kann aktiver gestaltet werden.
Kann man Klarträumen trainieren?
Tatsächlich ist Klarträumen in der natürlichen Umgebung relativ selten, obwohl viele Menschen das Phänomen schon einmal erlebt haben. Die Wissenschaft hat eine Reihe von Induktionstechniken entwickelt, mit denen man die Häufigkeit der Klarträume erhöhen kann.
Wie funktionieren diese Techniken?
Die einfachste Technik wird als Realitätscheck bezeichnet. Da stellt man sich während des Tages fünf bis zehn Mal über den Tag verteilt die Frage: "Träume ich oder bin ich wach?", guckt dann einmal kurz herum, ob alles physikalischen Gesetzen der Wachrealität entspricht, kommt dann auch zum Schluss, dass man wach ist. Denn dieses Training dient nicht dazu, die Realität zu hinterfragen, sondern dass man anfängt auch im Traum sich Fragen zu stellen. Im Traum können viele Dinge vorkommen, die nicht der Wachrealität entsprechen. Dann weiß man, da ist etwas Komisches passiert - das muss ein Traum sein. Dann kann man das ein wenig nutzen, um zu sagen: "Ich wollte schon immer mal Fliegen und Hochspringen."
Wofür ist Klarträumen gut?
Die wichtigste Komponente ist, dass es einfach Spaß macht. Es ist ein Erkunden der eigenen Bewusstseinssphäre, was da alles so möglich ist. Es hat auch positive Nacheffekte. Wir wissen, dass Alpträume sich negativ auf den Tag auswirken, gezielte Träume sich positiv auf den Tag auswirken. Sportliche Übungen sind im Traum möglich, damit man am Tag besser wird. Manche nutzen das auch zur Alptraumbehandlung, indem man bei einem schlimmen Traum aktiv handelt und sagt, weglaufen ist eine schlechte Strategie.
Warum träumen wir überhaupt?
Die Frage nach dem Träumen ist noch nicht geklärt, weil jeder Mensch in der Nacht immer träumt. Dieses subjektive Erleben der Träume ist immer vorhanden. Die Wissenschaft kann schlecht untersuchen, wie es wäre, wenn wir keine Träume hätten. Wir wissen nicht, ob die Träume noch einen zusätzlichen Effekt haben zu den vielen Funktionen, die der Schlaf an sich schon hat.
Ist es gut oder schlecht, wenn wir uns am nächsten Morgen an den Traum erinnern?
Die Traumerinnerung ist eine Fähigkeit, die trainiert werden kann. Sie hat mit gut oder schlecht nichts zu tun, sondern ist eher eine Frage der Aufmerksamkeit. Interesse ich mich für Träume, dann steigt die Traumerinnerung. Wenn man sich wenig damit beschäftigt, dann erinnert man sich selten. Schwierig oder schlecht wird es nur, wenn man häufiger Alpträume hat. Dann lohnt es sich, die Sache einmal anzusehen und möglicherweise auch zu einem Fachmann oder einer Fachfrau zu gehen und mit diesem Problem umzugehen.
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