Schlaglichter - Glosse

Die CSU - ganz toll und sooo familiär

Feuerwehrleute in Schutzanzügen suchen in alten Sachen
Gut abgehangene Anachronismen - Spezialist für das Rückwärtsgewandte © picture alliance / dpa
Von Christoph Sterz |
Wenn sich Christoph Sterz eine Sache vornimmt, dann muss sie schon ganz alt sein, also gedanklich und konzeptionell. So wie das Betreuungsgeld. Christoph Sterz ist der Mann für die alten Kamellen. Und die CSU, so findet Sterz, ist für ihn eine der besten Kundinnen.
Gestatten: Storz, freiberuflicher Staatssekretär für Anachronismen und Absurdes. Ich berate viel und weiß wenig. Das schätzen meine Auftraggeber besonders.
Die SPD zum Beispiel, die will gerade von mir, dass ich der Öffentlichkeit verklickere, warum das Betreuungsgeld, also mal grob zusammengefasst, eine total bescheuerte Idee von rückwärtsgewandten oberbayerischen Hinterwäldlern, also jedenfalls warum das gar nicht so schlecht ist, zumindest solange die Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht noch läuft. Weil: Der richtige Staatssekretär, der kriegt das halt nicht so glaubwürdig hin zu erzählen, dass etwas ganz gut ist, obwohl es ganz schlecht ist. Ja, und deswegen muss ich jetzt immer nach Karlsruhe. Für mich kein Problem, denn ich bin sowieso da – für die CSU.
Ja, weil das Betreuungsgeld, das wissen Sie sicher, eine geniale Sache ist. 95 Prozent der Bezieher sind Frauen – ist doch super, so soll das sein. Ein Erfolgsmodell; von Bayern für Bayern, äh, nee, also von der CSU für alle. So muss ich das zumindest gerade in Karlsruhe in den offiziellen Statements erzählen, wenn ich für die CSU spreche.
Überhaupt, die CSU; das ist wirklich eine ganz tolle Truppe. Weil wenn's um Anachronismen oder Absurdes geht, oder am besten sogar um ne Kombination aus Beidem, da sind Horst und seine Jungs ja ganz weit vorne. Meine besten Kunden, ganz klar.
Oder haben Sie jemals ernsthaft geglaubt, dass sich Politiker so 'nen Schwachsinn ausdenken können wie eben mit dem Betreuungsgeld? Oder die Sache mit der Ausländer-Maut? Oder mit der Deutsch-Pflicht im heimischen Wohnzimmer? Das haben Sie geglaubt, dass das irgendwelche Parteihanseln oder festangestellte Bürosesselfurzer ausgeheckt haben?
Das ist ja wohl ne Frechheit. Also sowas Beklopptes, nee, ganz ehrlich, da macht sich ja nicht 'mal irgend 'n kleiner Aushilfsreferent die Hände schmutzig. Sowas kann sich nur 'n echter Experte ausdenken. Also ich.
Ja, wie gesagt, und deswegen, also wegen dieser Betreuungsgeschichte, muss ich ab jetzt auch immer zum Verfassungsgericht hingurken. Ah, und wo wir gerade bei Gurken sind, sehr gutes Stichwort: Die Saure-Gurken-Zeit, die kommt ja auch bald, das Sommerloch.
Das ist die Zeit, in der die hintersten Hinterbänkler 'mal träumen dürfen. Denken Sie jetzt. Aber von wegen! Als ob die das richtig können. Als ob einem von denen sowas einfallen würde wie die Currywurst-Steuer, der Führerschein für Radfahrer, Mallorca als 17. Bundesland oder 'n Überraschung-Ei-Verbot. Das war alles von mir.
Und für die Sommerpause in diesem Jahr, da hab ich mir auch schon was ausgedacht: Das Betreuungsgeld für CSU-Politiker, damit die in der Politik keinen Schaden mehr anrichten können. Aber das Problem ist, dafür find' ich wahrscheinlich keinen Abnehmer. Das ist leider nicht absurd genug.