"Dem Jazz Relevanz zurückgeben"
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Am renommierten Berklee College in Boston leitet Terri Lyne Carrington das Institut für "Jazz and Gender Justice". Jetzt ist das Album "Waiting Game" der Schlagzeugerin erschienen – ein Aufbegehren gegen Gewalt, Unterdrückung und Homophobie.
Terri Lyne Carrington war eine der ersten Schlagzeugerinnen, die sich in der Männerdomäne des Jazz durchsetzen konnten. Anfangs als Exotin bestaunt, muss sie inzwischen nicht mehr ihr Terrain verteidigen, sondern kann sich den Themen widmen, die ihr auf der Seele brennen.
Auf dem neuen Album mit ihrer Band, die nicht von ungefähr "Social Science" heißt, sind das vor allem politische und gesellschaftliche Fragen. Doch nicht nur textlich, auch musikalisch hat sich Terri Lyne Carrington keine Grenzen gesetzt: Der stilistische Rundumschlag dieser Schülerin von Herbie Hancock reicht von Jazz, Fusion, HipHop, Funk, R&B bis hin zu freier Improvisation.
"Sie sagt: Der Jazz ist die Freiheit, auf alle diese Mittel zurückzugreifen", berichtet der Musikjournalist Wolf Kampmann. "Terry Lyne Carrington möchte dem Jazz Relevanz zurückgeben. Sie sagt: Es geht im Jazz viel zu oft einfach nur um Jazz, es muss aber wieder um andere Dinge gehen, um die Leute zu erreichen. Und deshalb braucht sie das gesprochene Wort, sowohl im Rap als auch in der Spoken-Word-Performance. Deshalb hat der HipHop so einen großen Schwerpunkt auf diesem Album."