Schlechtes Image

Zur Ehrenrettung des deutschen Wohnzimmers

Eine Schrankwand steht in einem Wohnzimmer im bayrischen Würzburg
Eine Schrankwand steht in einem Wohnzimmer im bayrischen Würzburg © Karl-Josef Hildenbrand/dpa/picture alliance
Oliver Jahn im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow |
Schrankwand in Eiche Furnier und Glastisch - das deutsche Wohnzimmer hat ein Image-Problem. Der Chefredakteur von "Architectural Digest" hat sich jetzt an seiner Ehrenrettung versucht. Und seine Argumente sind ziemlich schlagkräftig.
Das deutsche Wohnzimmer gilt als Symbol für deutsches Spießertum. Oliver Jahn, Chefredakteur von "Architectural Digest", hat nun einen Essay zur Ehrenrettung des deutschen Wohnzimmers geschrieben, veröffentlicht in einem Buch namens "The Germans". Auch wenn in Sachen schlechtes Image natürlich nicht alles erfunden sei.
"Wir haben die Schrankwand, wir haben die Sofalandschaft, wir haben die Kehrwoche und sonntags ziehen wir uns da zum Tatort zurück, überhaupt keine Frage, das gibt es alles."
Nur müsse man in der Abwertung dessen doch recht vorsichtig sein, so Jahn. Denn nichts sei emotionaler besetzt als die eigenen vier Wände.

"Sie wollen so individuell wie möglich sein"

"Es geht immer darum, dass Sie besonders im Wohnzimmer ihren eigenen Stilwillen ausdrücken wollen. Sie wollen zeigen, wer Sie sind. Und ob Sie das mit einem Seerosen-Poster von Ikea machen oder mit dem Original-Monet für 50 Millionen ist im Endeffekt wirklich egal. Sie wollen so individuell wie möglich sein, aber im Grunde ist dieser Wunsch sehr menschlich, aber sehr viel durchschnittlicher als man ahnt."
Und dabei geht es gar nicht nur um ein deutsches Phänomen.
"Man hat einfach Stereotypen über jedes Land und jede Nationalität. Guter und schlechter Geschmack, würde ich mal sagen, hat schlicht und ergreifend keine Nationalität. Also wir haben den schlechten Geschmack nicht gepachtet, genauso wenig wie die Italiener den guten gepachtet haben."
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