"Die Leute nehmen Satireparteien endlich ernst"
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Die Satirepartei "Die Partei" hat mit mehr als zwei Prozent der Stimmen bei der Europawahl deutlich zugelegt. Für ihren Unterstützer Schlecky Silberstein ein Grund zur Freude. Er ist sich auch sicher: Die Stimmen sind für die Politik nicht verloren.
Autor und Schauspieler Schlecky Silberstein ist überzeugt: Der Wahlerfolg der Satirepartei "Die Partei" ist ein Gewinn für das Europaparlament. "Ich behaupte, dass 'Die Partei' durchaus gestalten wird und gestalten kann", sagte Silberstein auf Deutschlandfunk Kultur. "Die Partei", die nach bisherigen Informationen 2,4 Prozent der Stimmen in Deutschland bekam und damit deutlich gegenüber der letzten Europawahl zulegen konnte, sei fähig, sich ernsthaft einzubringen.
Auf die Frage, was Wähler, die aus Protest gegen etablierte Parteien etwa für die AfD stimmten, von denen, die aus Protest der "Partei" ihre Stimme gäben, unterscheide, sagte Silberstein: "Bei der AfD sind keine Politprofis, das sind Karrieristen. Bei 'Die Partei' gibt es wenig Geld zu verdienen, das sind Idealisten, dahinter steckt eine größere Aufrichtigkeit."
Satire als Vehikel, politische Botschaften durchzudrücken
"Die Partei wird sich weiterentwickeln", sagte Silberstein, der den "Die Partei"-Wahlkampfauftakt in Berlin mitorganisiert hatte. Mit mindestens einem Vertreter mehr in Brüssel und einem gestiegenen Zuspruch ergebe sich ein anderer Wählerauftrag als bei der letzten Wahl. Er verteidigte die Herangehensweise von "Die Partei", die vor allem dadurch Schlagzeilen produzierte, dass sie sich über die EU lustig machte. "Man braucht ein Vehikel, um politische Botschaften durchzudrücken", sagte Silberstein.
Jüngere Menschen seien abgestumpft von dem, was Traditionsparteien böten. Eine Satirepartei komme immerhin mit einem gewissen Esprit daher. "Man merkt den Menschen wenigstens die Leidenschaft an, Dinge anzusprechen, das gerne auch mit einem humoristischen Bruch, aber vor allen Dingen auch Dinge zu verändern."
Als ein Beispiel für das Bemühen von "Die Partei", Realpolitik zu betreiben, nannte er die Initiative für ein Höchstwahlalter in der EU. Einen Vorschlag, den er begrüße. "Ich bin dafür – und das meine ich ohne satirischen Hintergrund –, dass man Menschen, die keine großartige Zukunft mehr haben, die Wahlberechtigung entzieht." Er selbst wolle im Alter von 90 Jahren auch nicht mehr wählen, sagte Silberstein.
(ske)
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