Schloss, Schlachtfeld und Acker
Einen originellen Zugang zum Wirken des großen Preußenkönigs gelingt Bernd Ingmar Gutberlet: Er reist zu 14 Schauplätzen, auf denen Friedrich alle möglichen Spuren hinterlassen hat.
Bücher über Friedrich den Großen gibt es in großer Zahl. Mehr als 40 Neuerscheinungen konkurrieren derzeit um die Gunst des Preußenliebhabers, und es werden, kurz vor dem 300. Jubiläum im Januar 2012, täglich mehr. Wer in dieser Flut an Biographien, Doku-Dramen und Lesebüchern den Kopf oben behalten möchte, muss sich den Anstrich von Unverwechselbarkeit geben. Das ist Bernd Ingmar Gutberlet jedenfalls mit seinem Buch gelungen, in dessen Zentrum die mit dem Preußenkönig verbundenen Schauplätze stehen.
Es sind Orte, an denen Friedrich gelebt und die er gestaltet hat: Rheinsberg, das Idyll seiner Kronprinzenjahre oder Sanssouci als Ausdruck des friderizianischen Baustils; es sind Orte, die eng mit seinem Werdegang verknüpft, aber nicht erhalten geblieben sind wie die Berliner Hohenzollernresidenz, Schloss Monbijou, der Hof seiner Mutter, oder Küstrin, wo Friedrich nach seinem missglückten Fluchtversuch in Festungshaft saß. Und es sind neben Schlachtfeldern - wie dem von Mollwitz, auf dem Friedrich über die Österreicher siegte, oder dem der grandiosen Niederlage bei Kunersdorf - auch überraschende Orte: ein Kartoffelacker irgendwo in Brandenburg, an dem die innovative Wirtschaftspolitik Friedrichs symbolisch vor Augen geführt wird.
Der Autor reist nicht nur durch Berlin, Potsdam, Brandenburg und Polen bis ins russische Kaliningrad und schildert, wie es heute im ehemaligen Königsberg aussieht. Er reist in den 14, den einzelnen Orten gewidmeten Kapiteln auch durch die preußische Geschichte. So erzählt er in dem Abschnitt über das Oderbruch, das Friedrich trockenlegen ließ, um anders als durch kriegerische Annexion Neuland zu gewinnen, von der Ansiedlungspolitik des Großen Kurfürsten und davon, dass die Staatsraison in Preußen mit der sprichwörtlichen Toleranz auch ein Migrantengemisch ganz großen Stils hervorbrachte. Und Königsberg, der traditionelle Ort der Königskrönung, bietet ihm Anlass, den Blick nicht nur auf die spärlichen Spuren preußischer Präsenz zu richten (den Dom, die Stadttore, auch einen original preußischen Kanaldeckel), sondern auch auf die Geschichte der deutschen Aufklärung und die Rolle, die Friedrich im Konzert der europäischen Machthaber als "roi philosophe" spielte.
Der 1966 geborene Autor ist ein auf leichte Kost spezialisierter Publizist. Er bereitete bisher die Historie zu schnell konsumierbaren Häppchen auf wie in "Die populärsten Irrtümer der deutschen Geschichte" oder "Die 50 größten Lügen und Legenden der Weltgeschichte". Die Geschichte als bunte Reihe also - das muss nichts Schlechtes sein, sofern die Fakten stimmen. Ähnlich verfährt er in seinem Friedrich-Potpourri. Er stützt sich auf die gängigen Biographien. Neue Erkenntnisse über den dienstältesten Preußenkönig darf man nicht erwarten. Aber die mit leichter Hand geführte Erzählung spiegelt anschaulich die inzwischen vorherrschende, einerseits regionale, andererseits europäische Perspektive auf den großen Preußenkönig.
Man folgt dem Autor gern auf seinen Wegen durch Lebens- und Realiengeschichte. Nur leider entschwindet bei den ausführlichen Exkursen das eigentliche Thema manchmal aus den Augen, und leider fehlt eine Karte in diesem sonst üppig illustrierten Buch. Das DIN-A4-Format ist zwar etwas unhandlich als Reisebegleiter, doch regt das Buch auf alle Fälle dazu an, im kommenden Jahr die Orte der friderizianischen Herrschaft zu bereisen.
Besprochen von Edelgard Abenstein
Bernd Ingmar Gutberlet: Friedrich der Große. Eine Reise zu den Orten seines Lebens
Primus Verlag, Darmstadt 2011
142 Seiten, 29,90 Euro
Es sind Orte, an denen Friedrich gelebt und die er gestaltet hat: Rheinsberg, das Idyll seiner Kronprinzenjahre oder Sanssouci als Ausdruck des friderizianischen Baustils; es sind Orte, die eng mit seinem Werdegang verknüpft, aber nicht erhalten geblieben sind wie die Berliner Hohenzollernresidenz, Schloss Monbijou, der Hof seiner Mutter, oder Küstrin, wo Friedrich nach seinem missglückten Fluchtversuch in Festungshaft saß. Und es sind neben Schlachtfeldern - wie dem von Mollwitz, auf dem Friedrich über die Österreicher siegte, oder dem der grandiosen Niederlage bei Kunersdorf - auch überraschende Orte: ein Kartoffelacker irgendwo in Brandenburg, an dem die innovative Wirtschaftspolitik Friedrichs symbolisch vor Augen geführt wird.
Der Autor reist nicht nur durch Berlin, Potsdam, Brandenburg und Polen bis ins russische Kaliningrad und schildert, wie es heute im ehemaligen Königsberg aussieht. Er reist in den 14, den einzelnen Orten gewidmeten Kapiteln auch durch die preußische Geschichte. So erzählt er in dem Abschnitt über das Oderbruch, das Friedrich trockenlegen ließ, um anders als durch kriegerische Annexion Neuland zu gewinnen, von der Ansiedlungspolitik des Großen Kurfürsten und davon, dass die Staatsraison in Preußen mit der sprichwörtlichen Toleranz auch ein Migrantengemisch ganz großen Stils hervorbrachte. Und Königsberg, der traditionelle Ort der Königskrönung, bietet ihm Anlass, den Blick nicht nur auf die spärlichen Spuren preußischer Präsenz zu richten (den Dom, die Stadttore, auch einen original preußischen Kanaldeckel), sondern auch auf die Geschichte der deutschen Aufklärung und die Rolle, die Friedrich im Konzert der europäischen Machthaber als "roi philosophe" spielte.
Der 1966 geborene Autor ist ein auf leichte Kost spezialisierter Publizist. Er bereitete bisher die Historie zu schnell konsumierbaren Häppchen auf wie in "Die populärsten Irrtümer der deutschen Geschichte" oder "Die 50 größten Lügen und Legenden der Weltgeschichte". Die Geschichte als bunte Reihe also - das muss nichts Schlechtes sein, sofern die Fakten stimmen. Ähnlich verfährt er in seinem Friedrich-Potpourri. Er stützt sich auf die gängigen Biographien. Neue Erkenntnisse über den dienstältesten Preußenkönig darf man nicht erwarten. Aber die mit leichter Hand geführte Erzählung spiegelt anschaulich die inzwischen vorherrschende, einerseits regionale, andererseits europäische Perspektive auf den großen Preußenkönig.
Man folgt dem Autor gern auf seinen Wegen durch Lebens- und Realiengeschichte. Nur leider entschwindet bei den ausführlichen Exkursen das eigentliche Thema manchmal aus den Augen, und leider fehlt eine Karte in diesem sonst üppig illustrierten Buch. Das DIN-A4-Format ist zwar etwas unhandlich als Reisebegleiter, doch regt das Buch auf alle Fälle dazu an, im kommenden Jahr die Orte der friderizianischen Herrschaft zu bereisen.
Besprochen von Edelgard Abenstein
Bernd Ingmar Gutberlet: Friedrich der Große. Eine Reise zu den Orten seines Lebens
Primus Verlag, Darmstadt 2011
142 Seiten, 29,90 Euro