Schmarren im Quadrat
Der Regisseur Roland Schimmelpfennig hat im Wiener Burgtheater ein Stück seiner Gattin Justine del Corte inszeniert. Das Stück schlägt beim Publikum aber nicht so recht ein.
Kein Stück vom Glück kommt wirklich zurück, und es ist einigermaßen absehbar, dass diese Erfahrung auch Elisabeth machen muss: mit der kuriosen Idee, zehn Jahre nach der Hochzeit eben diese akkurat und detailgetreu nachspielen zu wollen. Nicht nur kommt da kein Glück zurück - auch dass, was damals für "Glück" gehalten wurde, fällt bei der Wiederholung prompt in tausend Scherben.
Das ist die Grundkonstellation der Komödie von Justine del Corte, und nicht nur hat del Cortes langjähriger Partner, der viel gespielte und oft hoch gelobte Dramatiker Roland Schimmelpfennig, die Uraufführung am Akademietheater der Wiener "Burg" inszeniert, er hat der Partnerin auch noch die Steilvorlage geliefert - "Der Komet", del Cortes Stück, weist einige Ähnlichkeiten auf mit "Hier und Jetzt", einem der letzten großen Schimmelpfennig-Erfolge noch in Jürgen Goschs Regie.
Ein Komet rauschte damals (angeblich) über die Hochzeits-Zeremonie; vielleicht aber auch nur ein Sternschnüppchen - das beim Wünschen jedenfalls überhaupt nicht geholfen hat. Gattin Elisabeth hat vom Gatten Arthur (einem munteren, extrem sexfixierten, wenn auch zeugungsunfähigen Fremdgänger schon am Hochzeitsabend) kein Kind bekommen in zehn Jahren, während Schwester Vera neuerdings eins hat, in dem sie einigermaßen psychotisch immer nur die Gene der eigenen bösen Mutter sieht, und den Vater und Gatten verachtet sie auch.
Weiteres Personal am Tisch im Grünen: eine Film- und eine Theaterschauspielerin, beide überreich an Klischees, Arthur ältester Freund Gregor, fast ein Bohemien und damals Elisabeths Seitensprungsziel, heute mit der Chefin eines Altenheims liiert, Arthurs reiche und immer betrunkener agierende Mutter, schließlich –Knüller des Stücks- Lothar, der schon starb seit der Hochzeit damals und jetzt als Bote aus dem Jenseits den Abgrund markiert in Elisabeths Überlebenstraining.
Mit ihm soll der Text offenbar jene metaphysische Tiefe bekommen, um die auch die Autorin sichtlich bemüht ist: mit allerlei rustikalen Riten wie Blumenkränzen im Haar und dem "Hirschtanz", für den die Alphamännchen Arthur und Gregor Geweihe aufsetzen müssen. Wenn von da an nicht alles klar ist ...
Aber dies wird und wird kein mythisches Bacchus-Fest, wie viel Wein auch immer die Mutter vertilgt; und keiner der Männer taugt göttergleich zum Dionysos. Vor allem aber taugt del Cortes Sprache überhaupt nicht zur starken Komödie – so angestrengt witzelt sie sich durch über drei Stunden.
Über Sex zu reden, ist hier weder erotisch noch komisch, sondern einfach nur platt und dumm; und was sich sonst so an Theorien über zum Beispiel Vererbung durch den Text schwurbelt, ist ganz und gar unerträglich. Der Abend ist (was sonst an der Burg?) hoch besetzt – aber was etwa Corinna Kirchhoff als schusselige Bühnen-Diva, Dorothee Hartinger als männerjagendes Film-Sternchen und Barbara Petritsch als Familienmutter beisteuern dürfen, ist wirklich elend. Speziell Petritsch ist (ganz im vorzeitlichen Rollenprofil) zur "komischen Alten" reduziert und produziert Witzchen auf Witzchen.
Niemand, nicht mal der Gast aus dem Jenseits mit dem Apfelbäumchen im Gepäck, der hier wirklich ernst zu nehmen wäre und also ernsthaft komisch sein könnte, nichts als Klischees, wohin das Auge schaut und (schlimmer noch) das Ohr hört in dieser verschenkten Klamödie; und auch der Regisseur rettet naturgemäß nichts in dieser Familienproduktion – das illustre Burgtheater startet die frisch gefertigten Produktionen der neuen Saison mit nichts weniger als einem Schmarren im Quadrat.
Das ist die Grundkonstellation der Komödie von Justine del Corte, und nicht nur hat del Cortes langjähriger Partner, der viel gespielte und oft hoch gelobte Dramatiker Roland Schimmelpfennig, die Uraufführung am Akademietheater der Wiener "Burg" inszeniert, er hat der Partnerin auch noch die Steilvorlage geliefert - "Der Komet", del Cortes Stück, weist einige Ähnlichkeiten auf mit "Hier und Jetzt", einem der letzten großen Schimmelpfennig-Erfolge noch in Jürgen Goschs Regie.
Ein Komet rauschte damals (angeblich) über die Hochzeits-Zeremonie; vielleicht aber auch nur ein Sternschnüppchen - das beim Wünschen jedenfalls überhaupt nicht geholfen hat. Gattin Elisabeth hat vom Gatten Arthur (einem munteren, extrem sexfixierten, wenn auch zeugungsunfähigen Fremdgänger schon am Hochzeitsabend) kein Kind bekommen in zehn Jahren, während Schwester Vera neuerdings eins hat, in dem sie einigermaßen psychotisch immer nur die Gene der eigenen bösen Mutter sieht, und den Vater und Gatten verachtet sie auch.
Weiteres Personal am Tisch im Grünen: eine Film- und eine Theaterschauspielerin, beide überreich an Klischees, Arthur ältester Freund Gregor, fast ein Bohemien und damals Elisabeths Seitensprungsziel, heute mit der Chefin eines Altenheims liiert, Arthurs reiche und immer betrunkener agierende Mutter, schließlich –Knüller des Stücks- Lothar, der schon starb seit der Hochzeit damals und jetzt als Bote aus dem Jenseits den Abgrund markiert in Elisabeths Überlebenstraining.
Mit ihm soll der Text offenbar jene metaphysische Tiefe bekommen, um die auch die Autorin sichtlich bemüht ist: mit allerlei rustikalen Riten wie Blumenkränzen im Haar und dem "Hirschtanz", für den die Alphamännchen Arthur und Gregor Geweihe aufsetzen müssen. Wenn von da an nicht alles klar ist ...
Aber dies wird und wird kein mythisches Bacchus-Fest, wie viel Wein auch immer die Mutter vertilgt; und keiner der Männer taugt göttergleich zum Dionysos. Vor allem aber taugt del Cortes Sprache überhaupt nicht zur starken Komödie – so angestrengt witzelt sie sich durch über drei Stunden.
Über Sex zu reden, ist hier weder erotisch noch komisch, sondern einfach nur platt und dumm; und was sich sonst so an Theorien über zum Beispiel Vererbung durch den Text schwurbelt, ist ganz und gar unerträglich. Der Abend ist (was sonst an der Burg?) hoch besetzt – aber was etwa Corinna Kirchhoff als schusselige Bühnen-Diva, Dorothee Hartinger als männerjagendes Film-Sternchen und Barbara Petritsch als Familienmutter beisteuern dürfen, ist wirklich elend. Speziell Petritsch ist (ganz im vorzeitlichen Rollenprofil) zur "komischen Alten" reduziert und produziert Witzchen auf Witzchen.
Niemand, nicht mal der Gast aus dem Jenseits mit dem Apfelbäumchen im Gepäck, der hier wirklich ernst zu nehmen wäre und also ernsthaft komisch sein könnte, nichts als Klischees, wohin das Auge schaut und (schlimmer noch) das Ohr hört in dieser verschenkten Klamödie; und auch der Regisseur rettet naturgemäß nichts in dieser Familienproduktion – das illustre Burgtheater startet die frisch gefertigten Produktionen der neuen Saison mit nichts weniger als einem Schmarren im Quadrat.