Schmetterlinge im Bauch haben
Diesmal geht es um die Redensarten: Liebe und Ringe sind endlose Dinge; Schmetterlinge im Bauch haben; Jemandem die Leviten lesen; Mal den Teufel nicht an die Wand u. a.
Liebe und Ringe sind endlose Dinge
Ach, die Liebe. Sie möge alle begleiten, die am 8.8. geheiratet haben. Ringe werden an diesem Tag getauscht, weil sie seit Urzeiten als Symbol der Vollkommenheit und der Unendlichkeit gelten. So soll auch die Liebe sein.
Und falls Sie – ob frisch getraut oder lang verheiratet – noch ein paar Weisheiten zur Liebe benötigen, beispielsweise für eine Liebeserklärung, dann nehmen Sie doch eine der folgenden: "Die Liebe pflanzen ist nie genug, man muss sie auch begießen." "Echte Liebe zündet Wasser an." "Die Liebe braucht keinen Lehrer." "Liebe spricht, wenn auch die Lippen schweigen." "Wenn man die Liebe zur Tür hinaus treibt, so kommt sie zum Fenster wieder herein." "Liebende brauchen keinen Kalender." "Ein Liebesblick ist ein langer Text." "Liebesbriefe brauchen kein Datum."
Schmetterlinge im Bauch haben
Im Englischen liegt die Heimat dieser Redensart. Dort heißt sie allgemein und nicht nur die Liebe betreffend soviel wie "mir ist flau im Magen". 1908 verwendete Florence Converse den Ausdruck in ihrem Roman "House of Prayer". Dass er so beliebt wurde, hängt natürlich mit der Nähe der Flattertiere zur Liebe, zum Flatterhaften und zum seltsamen Bauchgefühl, das mit Leere und seltsamen Empfindungen einhergeht, zusammen. Möglicherweise spielt auch noch die Umdrehung "butterfly – flutterby" hinein. Bei uns wurde der Ausdruck erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg in deutscher Form übernommen.
Jemandem die Leviten lesen
Wenn man jemanden ermahnt, tadelt, dann liest man ihm die Leviten. Der Ausdruck kommt vom lateinischen Namen des dritten Buch Moses in der Bibel, nämlich "Leviticus", weil sich darin Regeln für die Gruppe der Leviten, als jüdischer Geistlicher, befanden. Sprichwörtlich wurde es, weil im Jahre 760 der Bischof Chrodegang von Metz den geistlichen Stand, des Zustand er beklagenswert fand, bessern wollte, indem er sie auf einen Kanon von Vorschriften festlegte. Deshalb spricht man übrigens auch bei Geistlichen von Kanonikern. Allerlei Tätigkeiten im Tagesablauf waren vorgeschrieben, zu denen auch Buß- und Betandachten gehörten, bei den ihnen – vom Bischof selbst oder dessen Stellvertreter – Abschnitte aus der Bibel, vor allem aber aus dem Buch "Leviticus" vorgelesen wurden. Aus diesem Grunde konnte sich die Bedeutung einer Strafrede und Ermahnung herausbilden.
Der König ist tot, es lebe der König
Wenn ein Machtwechsel erfolgt, dann gibt es nicht so selten das Problem der grauen Eminenz. Der ehemalige Abteilungsleiter, Trainer oder Meister redet immer noch dem neuen Mann am Ruder hinein. Dann sollte man sich nicht scheuen, die Wendung zu gebrauchen, um klarzustellen, wer nun das Sagen hat.
Es handelt sich bei der Wendung um einen alten französischen Rechtssatz, der zum ersten Mal 1422 bei der Thronfolge Karl VI. auf Karl VII. verwendet wurde. In vielen Monarchien entstand nämlich durch das Machtvakuum nach dem Tod des Herrschers eine schwierige, manchmal chaotische Situation. Die Rechtsauffassung, die in dieser Wendung ihre feste Prägung erhielt, setzte dagegen die unmittelbare Rechtsnachfolge des Thronfolgers nach dem Tod des Königs. Eine königslose und damit potentiell unsichere Zeit, wie sie in Deutschland nicht nur im Interregnum des 13. Jahrhunderts vorkam, wurde damit vermieden. Noch wichtiger, alle Verträge und Abmachungen galten weiter und mussten nicht, wie sonst oft üblich, neu verhandelt werden.
!etwas verballhornen
Der Ausdruck heißt "etwas verschlimmbessern, durch Veränderung verschlechtern". Aber warum? Er hat mit der Rechtsgeschichte zu tun. Das "Lübische Recht" war eine bedeutende Gesetzessammlung, die seit dem hohen Mittelalter Jahrhunderte lang in ihrer Geburtsstadt Lübeck und in 100 weiteren Orten von Schleswig bis nach Estland galt; dazu in den Hansekontoren vom belgischen Brügge bis zum russischen Nowgorod.
1586 erschien eine Neuauflage des "Lübischen Rechts", angeblich eine kritisch durchgesehene und verbesserte Ausgabe. Doch das Gegenteil war der Fall: Sie enthielt unvorstellbare und viele Fehler. Ob deshalb der Bearbeiter seinen Namen verschwieg? Um das Machwerk benennen zu können, hielten sich die Juristen an den einzigen Namen, der auf dem Titelblatt stand, und das war der des unschuldigen Druckers. Hinfort hieß die fehlerhafte Ausgabe "Editio Balhorniana". Und zum Inbegriff für Entstellungen aller Art wurde Johann Balhorn der Jüngere.
etwas ist hanebüchen / hanebüchener Unsinn
Das Holz der Habebuch ist derb und kräftig, schwer zu bearbeiten, weshalb aus dem Wort "hagenbüechin", das "aus dem Holz der Hagebuche" oder "aus Hagebuch" bedeutet, in dem Zusammenhang mit "Unsinn" redensartlich werden konnte für einen kräftigen, derben, besonders groben Unfug. Von hierher entwickelte sich der Sinn weiter zu "unglaublich" und "unerhört".
Mal den Teufel nicht an die Wand
Den Experten in Sachen Tücke, Betrug und Verführung sollte man besser nicht an die Wand malen, schrieb man doch in alten Zeiten schon Worten allein eine große Macht zu, als könnten sie etwas herbeibeschwören oder herbeizitieren. Lieber vermied man, vom Üblen, Lästigen oder Gefährlichen zu sprechen. Die alten Griechen nannten deshalb das unberechenbare und stürmische Schwarze Meer in plumper Bestechung "gastfreundliches Meer". Den Satan erwähnte man denn auch fast ausschließlich indirekt, denn: "Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er gerannt." Man redete also über den "Gott sei bei uns", den "Gehörnten", "Leibhaftigen", "gefallenen Engel" oder "den Herrn mit dem roten Hut / der Hahnenfeder", "den Versucher", um ihn ja nicht verbal an die Wand zu malen.
etwas fuchst einen
Hat Meister Reinecke seine Pfoten im Spiel? Fast scheint es so, denn er spielt nicht nur in der Fabel gern seine Streiche, über die sich viele ärgern. Sein Name verdankt sich übrigens wohl einer indogermanischen Wurzel, die "behaart, dicht, buschig" bedeutet und auf seinen Schwanz bezogen ist. In Studentenverbindungen heißt ein neues Jungmitglied übrigens auch "Fuchs". Da so ein "Fuchs" von den älteren Mitglieder häufig schikaniert wurde, meinte man, "es fuchst mich" komme vielleicht daher, was aber nicht besonders wahrscheinlich ist.
Das alte Wort vom Federfuchser bringt einen weiter. Dieser schreibverrückte Mensch heißt so, weil er mit der Feder immer wild hin- und herfährt. Das Hin und Her bezeichnete man in vielen deutschen Gegenden als "fucken". Es ist auch mit "fickfacken" verwandt, von dem die "Faxen" kommen, die man dicke hat, aber auch das Wort "ficken" für Geschlechtsverkehr, bei dem es ja auch um eine Hinundherbewegung geht. Aus "fucken" entstand "fuckeren" und dann jemanden "fuchsen", was "quälen" bedeute und "plagen". Von hier aus kommen wir dann zu "das fuchst mich", also "das plagt mich".
Ach, die Liebe. Sie möge alle begleiten, die am 8.8. geheiratet haben. Ringe werden an diesem Tag getauscht, weil sie seit Urzeiten als Symbol der Vollkommenheit und der Unendlichkeit gelten. So soll auch die Liebe sein.
Und falls Sie – ob frisch getraut oder lang verheiratet – noch ein paar Weisheiten zur Liebe benötigen, beispielsweise für eine Liebeserklärung, dann nehmen Sie doch eine der folgenden: "Die Liebe pflanzen ist nie genug, man muss sie auch begießen." "Echte Liebe zündet Wasser an." "Die Liebe braucht keinen Lehrer." "Liebe spricht, wenn auch die Lippen schweigen." "Wenn man die Liebe zur Tür hinaus treibt, so kommt sie zum Fenster wieder herein." "Liebende brauchen keinen Kalender." "Ein Liebesblick ist ein langer Text." "Liebesbriefe brauchen kein Datum."
Schmetterlinge im Bauch haben
Im Englischen liegt die Heimat dieser Redensart. Dort heißt sie allgemein und nicht nur die Liebe betreffend soviel wie "mir ist flau im Magen". 1908 verwendete Florence Converse den Ausdruck in ihrem Roman "House of Prayer". Dass er so beliebt wurde, hängt natürlich mit der Nähe der Flattertiere zur Liebe, zum Flatterhaften und zum seltsamen Bauchgefühl, das mit Leere und seltsamen Empfindungen einhergeht, zusammen. Möglicherweise spielt auch noch die Umdrehung "butterfly – flutterby" hinein. Bei uns wurde der Ausdruck erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg in deutscher Form übernommen.
Jemandem die Leviten lesen
Wenn man jemanden ermahnt, tadelt, dann liest man ihm die Leviten. Der Ausdruck kommt vom lateinischen Namen des dritten Buch Moses in der Bibel, nämlich "Leviticus", weil sich darin Regeln für die Gruppe der Leviten, als jüdischer Geistlicher, befanden. Sprichwörtlich wurde es, weil im Jahre 760 der Bischof Chrodegang von Metz den geistlichen Stand, des Zustand er beklagenswert fand, bessern wollte, indem er sie auf einen Kanon von Vorschriften festlegte. Deshalb spricht man übrigens auch bei Geistlichen von Kanonikern. Allerlei Tätigkeiten im Tagesablauf waren vorgeschrieben, zu denen auch Buß- und Betandachten gehörten, bei den ihnen – vom Bischof selbst oder dessen Stellvertreter – Abschnitte aus der Bibel, vor allem aber aus dem Buch "Leviticus" vorgelesen wurden. Aus diesem Grunde konnte sich die Bedeutung einer Strafrede und Ermahnung herausbilden.
Der König ist tot, es lebe der König
Wenn ein Machtwechsel erfolgt, dann gibt es nicht so selten das Problem der grauen Eminenz. Der ehemalige Abteilungsleiter, Trainer oder Meister redet immer noch dem neuen Mann am Ruder hinein. Dann sollte man sich nicht scheuen, die Wendung zu gebrauchen, um klarzustellen, wer nun das Sagen hat.
Es handelt sich bei der Wendung um einen alten französischen Rechtssatz, der zum ersten Mal 1422 bei der Thronfolge Karl VI. auf Karl VII. verwendet wurde. In vielen Monarchien entstand nämlich durch das Machtvakuum nach dem Tod des Herrschers eine schwierige, manchmal chaotische Situation. Die Rechtsauffassung, die in dieser Wendung ihre feste Prägung erhielt, setzte dagegen die unmittelbare Rechtsnachfolge des Thronfolgers nach dem Tod des Königs. Eine königslose und damit potentiell unsichere Zeit, wie sie in Deutschland nicht nur im Interregnum des 13. Jahrhunderts vorkam, wurde damit vermieden. Noch wichtiger, alle Verträge und Abmachungen galten weiter und mussten nicht, wie sonst oft üblich, neu verhandelt werden.
!etwas verballhornen
Der Ausdruck heißt "etwas verschlimmbessern, durch Veränderung verschlechtern". Aber warum? Er hat mit der Rechtsgeschichte zu tun. Das "Lübische Recht" war eine bedeutende Gesetzessammlung, die seit dem hohen Mittelalter Jahrhunderte lang in ihrer Geburtsstadt Lübeck und in 100 weiteren Orten von Schleswig bis nach Estland galt; dazu in den Hansekontoren vom belgischen Brügge bis zum russischen Nowgorod.
1586 erschien eine Neuauflage des "Lübischen Rechts", angeblich eine kritisch durchgesehene und verbesserte Ausgabe. Doch das Gegenteil war der Fall: Sie enthielt unvorstellbare und viele Fehler. Ob deshalb der Bearbeiter seinen Namen verschwieg? Um das Machwerk benennen zu können, hielten sich die Juristen an den einzigen Namen, der auf dem Titelblatt stand, und das war der des unschuldigen Druckers. Hinfort hieß die fehlerhafte Ausgabe "Editio Balhorniana". Und zum Inbegriff für Entstellungen aller Art wurde Johann Balhorn der Jüngere.
etwas ist hanebüchen / hanebüchener Unsinn
Das Holz der Habebuch ist derb und kräftig, schwer zu bearbeiten, weshalb aus dem Wort "hagenbüechin", das "aus dem Holz der Hagebuche" oder "aus Hagebuch" bedeutet, in dem Zusammenhang mit "Unsinn" redensartlich werden konnte für einen kräftigen, derben, besonders groben Unfug. Von hierher entwickelte sich der Sinn weiter zu "unglaublich" und "unerhört".
Mal den Teufel nicht an die Wand
Den Experten in Sachen Tücke, Betrug und Verführung sollte man besser nicht an die Wand malen, schrieb man doch in alten Zeiten schon Worten allein eine große Macht zu, als könnten sie etwas herbeibeschwören oder herbeizitieren. Lieber vermied man, vom Üblen, Lästigen oder Gefährlichen zu sprechen. Die alten Griechen nannten deshalb das unberechenbare und stürmische Schwarze Meer in plumper Bestechung "gastfreundliches Meer". Den Satan erwähnte man denn auch fast ausschließlich indirekt, denn: "Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er gerannt." Man redete also über den "Gott sei bei uns", den "Gehörnten", "Leibhaftigen", "gefallenen Engel" oder "den Herrn mit dem roten Hut / der Hahnenfeder", "den Versucher", um ihn ja nicht verbal an die Wand zu malen.
etwas fuchst einen
Hat Meister Reinecke seine Pfoten im Spiel? Fast scheint es so, denn er spielt nicht nur in der Fabel gern seine Streiche, über die sich viele ärgern. Sein Name verdankt sich übrigens wohl einer indogermanischen Wurzel, die "behaart, dicht, buschig" bedeutet und auf seinen Schwanz bezogen ist. In Studentenverbindungen heißt ein neues Jungmitglied übrigens auch "Fuchs". Da so ein "Fuchs" von den älteren Mitglieder häufig schikaniert wurde, meinte man, "es fuchst mich" komme vielleicht daher, was aber nicht besonders wahrscheinlich ist.
Das alte Wort vom Federfuchser bringt einen weiter. Dieser schreibverrückte Mensch heißt so, weil er mit der Feder immer wild hin- und herfährt. Das Hin und Her bezeichnete man in vielen deutschen Gegenden als "fucken". Es ist auch mit "fickfacken" verwandt, von dem die "Faxen" kommen, die man dicke hat, aber auch das Wort "ficken" für Geschlechtsverkehr, bei dem es ja auch um eine Hinundherbewegung geht. Aus "fucken" entstand "fuckeren" und dann jemanden "fuchsen", was "quälen" bedeute und "plagen". Von hier aus kommen wir dann zu "das fuchst mich", also "das plagt mich".