Schöne neue Welt ohne AKWs
Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung wächst, die Energiewende scheint auf gutem Weg. Die Autoren von "Schlaue Netze" zweifeln daran - und entwerfen die Vision einer dezentralen Energieversorgung. Doch sie lassen Fragen offen.
Erneuerbare Energieträger sind auf dem Vormarsch: Wind, Sonne und Biomasse liefern schon heute 22 Prozent ins deutsche Stromnetz und es soll noch mehr werden. Die Energiewende scheint auf sicherem Weg. Aber das bezweifeln Weert Canzler und Andreas Knie in ihrem aktuellen Buch "Schlaue Netze" und beklagen, dass bei erneuerbaren Energieträgern bislang nur an die Stromerzeugung gedacht werde, kaum aber an Wärmelieferanten und Verkehr. Dabei wachse genau hier der Verbrauch. Bei der derzeitigen Entwicklung verbrennen wir schon 2020 die Hälfte des Erdölverbrauchs im Autoverkehr. So sei keine Energiewende zu schaffen – und damit auch keine Unabhängigkeit von Kohle und Erdöl und keine Verringerung der schädlichen Klimagase.
Die Energieerzeugung wandelt sich seit 20 Jahren vom Monopol großer Konzerne und riesiger Kraftwerke zu einem dezentralen Flickenteppich regionaler Produzenten und Verbraucher, die mit einem Windrad oder mit Sonnenkollektoren Strom gewinnen. Die beiden Sozialwissenschaftler plädieren nun dafür, die bisherige Ausnahme zur Regel zu machen, also Energieerzeugung und -verbrauch hauptsächlich vor Ort zu gestalten und nicht - wie bisher üblich - für Milliarden Euro die zentralen Stromnetze so auszubauen, dass Windstrom von der Nordsee bis nach München geleitet werden kann.
Die Betreiber von Wind-und Solaranlagen sollen also bundesweit viele kleine Netze bauen, in denen sie vor Ort erzeugten Strom und Wärme verteilen und nutzen. Dank moderner Computersteuerung sollen diese Netze so schlau werden, dass sie Energiespitzen windreicher Tage ebenso abfedern wie Mangelsituationen in kalten Nächten. In solchen Ausnahmefällen speisen sie Überschüsse ins Netz ein oder entnehmen daraus Zuschüsse.
Die Energieerzeugung wandelt sich seit 20 Jahren vom Monopol großer Konzerne und riesiger Kraftwerke zu einem dezentralen Flickenteppich regionaler Produzenten und Verbraucher, die mit einem Windrad oder mit Sonnenkollektoren Strom gewinnen. Die beiden Sozialwissenschaftler plädieren nun dafür, die bisherige Ausnahme zur Regel zu machen, also Energieerzeugung und -verbrauch hauptsächlich vor Ort zu gestalten und nicht - wie bisher üblich - für Milliarden Euro die zentralen Stromnetze so auszubauen, dass Windstrom von der Nordsee bis nach München geleitet werden kann.
Die Betreiber von Wind-und Solaranlagen sollen also bundesweit viele kleine Netze bauen, in denen sie vor Ort erzeugten Strom und Wärme verteilen und nutzen. Dank moderner Computersteuerung sollen diese Netze so schlau werden, dass sie Energiespitzen windreicher Tage ebenso abfedern wie Mangelsituationen in kalten Nächten. In solchen Ausnahmefällen speisen sie Überschüsse ins Netz ein oder entnehmen daraus Zuschüsse.
Warum sollten die Konzerne ihre Monopolstellung aufgeben?
Dafür bedarf es allerdings staatlicher Lenkung, für die die Autoren ein "Schlaue-Netze-Gesetz" vorschlagen. Dieses soll wirtschaftliche Einheiten, die 70 Prozent ihres Energieverbrauchs selbst erzeugen, von allen Konzessionsabgaben und Netzentgelten freistellen. So wäre für die Teilnehmer ein Preis von 10 Cent pro Kilowattstunde möglich, zumindest laut Modellrechnung. Dafür müssten die Betreiber und Nutzer dieser schlauen Netze natürlich in erneuerbare Energieerzeugung und -speicherung investieren. Das sei auch für Firmen interessant.
In vier anschaulichen Modellen beschreiben die Autoren, wie die dezentrale Energieversorgung aussehen könnte, und sie beziehen hier auch den Transport mit ein. So könnten sich Eigenheimbewohner einer Straße zu einem solchen Netz vereinen oder eine Bauherrengenossenschaft im innerstädtischen Raum. Die Teilnehmer des schlauen Netzes nutzen danach den Öffentlichen Verkehr und gemeinschaftlich Elektroautos und -räder. Deren Batterien dienen zugleich als Pufferspeicher für überschüssigen Wind- und Sonnenstrom, so die Vision der Autoren.
Großes Verdienst des Buches ist, eine neue Welt ohne Atomkraftwerke und eigenes Auto anschaulich und attraktiv zu beschreiben. Allerdings bleiben viele Fragen offen. Zum Beispiel warum die Stromkonzerne ihre Monopolstellung widerstandslos aufgeben sollten? Auch warum Menschen bereit sein sollten, ihre Energieversorgung in die eigenen Hände zu nehmen? Außerdem leben in Deutschland schon heute viele Menschen, die sich einfachste Energiesparmaßnahmen in den eigenen vier Wänden nicht leisten können. Wie sie an den Investitionen in Solarkollektoren und Smartphone-gesteuerte schlaue Netze teilhaben sollen, auch darauf bleiben Weert Canzler und Andreas Knie eine Antwort schuldig.
Besprochen von Susanne Harmsen
In vier anschaulichen Modellen beschreiben die Autoren, wie die dezentrale Energieversorgung aussehen könnte, und sie beziehen hier auch den Transport mit ein. So könnten sich Eigenheimbewohner einer Straße zu einem solchen Netz vereinen oder eine Bauherrengenossenschaft im innerstädtischen Raum. Die Teilnehmer des schlauen Netzes nutzen danach den Öffentlichen Verkehr und gemeinschaftlich Elektroautos und -räder. Deren Batterien dienen zugleich als Pufferspeicher für überschüssigen Wind- und Sonnenstrom, so die Vision der Autoren.
Großes Verdienst des Buches ist, eine neue Welt ohne Atomkraftwerke und eigenes Auto anschaulich und attraktiv zu beschreiben. Allerdings bleiben viele Fragen offen. Zum Beispiel warum die Stromkonzerne ihre Monopolstellung widerstandslos aufgeben sollten? Auch warum Menschen bereit sein sollten, ihre Energieversorgung in die eigenen Hände zu nehmen? Außerdem leben in Deutschland schon heute viele Menschen, die sich einfachste Energiesparmaßnahmen in den eigenen vier Wänden nicht leisten können. Wie sie an den Investitionen in Solarkollektoren und Smartphone-gesteuerte schlaue Netze teilhaben sollen, auch darauf bleiben Weert Canzler und Andreas Knie eine Antwort schuldig.
Besprochen von Susanne Harmsen
Weert Canzler / Andreas Knie: Schlaue Netze. Wie die Energie- und Verkehrswende gelingt
Oekom Verlag, München 2013
131 Seiten, 9,95 Euro
Oekom Verlag, München 2013
131 Seiten, 9,95 Euro