Schöner Reisen

Von Julio Segador |
Zwei Jahrzehnte beherrschte er den Drogenhandel in Südamerika: Pablo Escobar. Vor 20 Jahren dann erschoss ihn eine Eliteeinheit in Medellín. Nun haben die Touristen ihr Interesse an dem Drogenbaron entdeckt. In Medellín kann man auf seinen Spuren das Land entdecken.
Er war der größte Drogenbaron, den Südamerika jemals kannte. Seine Drogengeschäfte machten ihn zu einem der reichsten Männer der Welt. Und auch 18 Jahre nach seinem Tod lässt sein Name aufhorchen: Pablo Escobar. In Medellín, der Stadt, in der er geboren und getötet wurde, wird der Drogenboss immer mehr zur Touristenattraktion. Stadtführer wie Juan Uribe bieten eine Tour an: auf den Spuren von Pablo Escobar.

"Wir machen das mit den Touristengruppen praktisch jeden Tag. Die Tour dauert etwa drei Stunden. Wir besuchen den Friedhof, erzählen dort einiges über Escobars Leben, wir fahren dann zum Mónaco-Gebäude, und dann geht´s zu seinem Haus, das jetzt als Museum dient. Dort sind ja noch die Sachen von Pablo. Und dort in dem Haus treffen die Touristen Pablos Bruder Roberto. Sie können ihm Fragen stellen und auch Fotos machen."

Auf etwa 25 Miliarden US-Dollar schätzten Fachleute einst das Vermögen des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar. Die Zeitschrift Forbes stufte ihn 1989 als siebtreichste Person der Erde ein. Ein Reichtum, der auf Drogen und Leichen gründete. Escobar kontrollierte den Kokainhandel in die USA, er soll mehr als 10.000 Menschen ermordet haben. Seine Grausamkeit war sprichwörtlich. Bei Parties ließ er zur Erheiterung seiner Gäste Menschen massakrieren. 1993 erschoss ihn ein Polizeikommando in Medellín. Seither liegt er dort auf dem Friedhof begraben, sein Grab ist eine der Attraktionen, die die Touristen bei ihrer Tour durchlaufen, erzählt Gärtner Rodolfo.

"Ich bin derjenige, der sich um Pablos Grab kümmert. Ich komme jeden Tag so gegen 8.30 Uhr hierher, bleibe bis ein Uhr und komme dann am Nachmittag wieder zurück. Und den ganzen Tag kommen Leute hierher, von morgens bis abends. Es ist richtig voll hier."

Danach geht die Tour zum Mónaco-Gebäude, wo das konkurrierende Cali-Kartell einen Anschlag auf Escobars Familie verübte. Höhepunkt ist aber das Haus des Drogenbarons, in dem er lebte und auch starb. Pablos Bruder Roberto empfängt die Touristen und zeigt ihnen die Räume, in denen der gefürchtete Drogenboss lebte.

"Dieses Esszimmer hat eine ganz besondere Geschichte. Hier saß er am Tag vor seinem Tod - es war sein Geburtstag - mit einem Kumpel und mit unserer Cousine. Und sie rettete sich wie durch ein Wunder, weil Pablo sie zum Einkaufen schickte. Sie sollte einige Dinge besorgen, da er am nächsten Tag in die Berge gehen wollte."

Roberto führt die Touristen durch alle Räume, auch durch die Garage, in der noch immer einige Oldtimer und ein Motorrad stehen. Es war Pablos erstes Motorrad für Drogenkurierfahrten. Roberto, der als Buchhalter seines Bruders nach dessen Tod zehn Jahre im Gefängnis saß, zeigt Geheimfächer in Schränken und geheime Verstecke. Und natürlich das Fenster, aus dem Pablo Escobar sprang, und wo er von einer us-kolumbianischen Eliteeinheit erschossen wurde. Einheimische machen die Tour nur selten mit, sagt Führer Juan Uribe.

"Diese Tour ist eigentlich ausschließlich etwas für ausländische Touristen. Die Menschen hier wollen damit nichts mehr zu tun haben, absolut nicht. Wir haben viele Rucksack-Urlauber, Gäste aus den USA und natürlich aus Europa."

Zwischen 50 Und 100 US-Dollar müssen Touristen für die Tour auf den Spuren des Dogenbarons zahlen. In Medellín selbst sind aber nicht alle darüber glücklich. Viele haben mit der unglückseligen Epoche längst abgeschlossen und stören sich daran, dass ein skrupelloser Drogenhändler und brutaler Mörder nun zur Touristenattraktion wird.
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