Schöpferin der Buchstabenwesen
Als Illustratorin vom alten Schlag zeichnet Nina Pagalies mit der Hand, malt, schneidet, collagiert. Heuer ist die von ihr und der Klanggestalterin Brigitte Krämer ins Leben gerufene Webseite "Wortwuselwelt" für Kinder mit dem Grimme Online Preis ausgezeichnet worden.
Die Illustratorin Nina Pagalies sitzt in ihrem Neuköllner Arbeitszimmer. Auf einem niedrigen Tischchen drängen sich Farbtuben, Federn, Tuschegläser. Daneben, auf dem Schreibtisch, ein großer Computer und ein Stapel Geburtstagsbriefe. Pagalies ist gerade 40 geworden.
"Das lag daran, dass es was ist, was man ganz allein für sich machen kann. Ich hatte in der Schule einzelne Freundinnen, war nie in einer Clique. Das ging vielen so im Studium, waren nicht gerade die Klassensprecher, die zusammenkamen."
Pagalies hat an der Kunsthochschule in Bremen Grafikdesign mit Schwerpunkt Illustration studiert.
"Damit macht man was, was man für sich allein machen kann, woran man Freude hat, womit man dann aber nach außen treten kann und Anerkennung bekommt, so hab ich das erfahren."
Die Illustratorin Nina Pagalies hat lange braune Haare und einen kurzen Pony. Seit 2000 lebt sie, mittlerweile mit Mann und Baby, in Berlin. "Willkommen im paradoxen Paradies der Nina Pagalies" war der Titel einer ihrer Ausstellungen. Und Pagalies reimt sich nicht umsonst auf Paradies.
"Ich konzentrier mich am liebsten auf die Figuren, am besten auch Fabelwesen, dass es nicht so ganz zuzuordnen ist, ob es dem Tierreich oder dem Menschlichen zuzuordnen ist oder womöglich auch dem Dinglichen. Das finde ich ganz interessant, wenn sich das alles so verquickt, dass man das gar nicht mehr genau sagen kann, was eigentlich am stärksten daran ist, sondern wenn es so changiert. Wenn man das gar nicht mehr genau weiß, ist das jetzt ein Ding oder ein Mensch oder ein Tier."
Seit über zehn Jahren ist Nina Pagalies als selbstständige Illustratorin tätig. Ihre Arbeiten finden sich in Schulbüchern und Magazinen und auf dem Cover der "taz". Seit einigen Jahren unterrichtet sie auch, zuletzt an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle.
"Was ich immer nebenher betreibe, neben den Projekten, die ich jeweils laufen hab, ist, einfach frei zu zeichnen oder frei zu collagieren und irgendwelche Schnipsel zu verwenden und dazu eben völlig ohne irgendein Thema im Kopf zu arbeiten. Das mach ich sehr, sehr gern, eigentlich fast am liebsten. Und deshalb wär es ganz toll, wenn es sich mal so ergeben würde, dass jemand davon inspiriert ist und Texte schreibt, das wär fantastisch. Können sich alle Lyrikerinnen und Lyriker aufgerufen fühlen, Gedichte dazu herzustellen, das wär natürlich besonders schön."
Doch schon jetzt spielen lyrische Texte in der Arbeit von Pagalies eine große Rolle. Gemeinsam mit der Berliner Klangkünstlerin und Software-Entwicklerin Brigitte Krämer hat sie die Kinder-Webseite Wortwuselwelt entwickelt.
"Sie steigt so weit auf, bis meine Ohren schwören, sie noch zu sehen."
(Feldlerchen-Haiku von Rainer Stolz)
Dort finden sich Gedichte von Morgenstern, Ringelnatz oder Goethe. Kinder können mit Klangmemorys und Luftmusikmaschinen spielen, ABC-Gedichte erfinden oder Fabelwesen entwerfen.
"Brigitte Krämer und ich haben uns bei einem Poesiefestival kennengelernt und haben festgestellt, dass wir unsere Arbeit gegenseitig schätzen und dass wir was zusammen machen möchten. Brigitte Krämer hat vor allen Dingen jemanden gesucht, der die visuelle Ebene erarbeiten kann. Und ich fand es sehr spannend, mich mit ihr zusammenzutun, weil ich vorher mit dem Medium Internet noch nicht viel gemacht hatte, also ich hab noch gar nicht so lang digital gearbeitet."
Die Illustrationen, die Nina Pagalies für die "Wortwuselwelt" entwirft, entstehen auf Papier: als Gouache oder Federzeichnung, als Collage aus unterschiedlichen Materialien, und werden erst danach digitalisiert. Auch deshalb ist die Webseite eine Ausnahmeerscheinung im Netz. Statt Pixel erkennt man den gezeichneten Strich von Pagalies, statt Knallfarben gibt es viel Freiflächen und darauf Buchstabenwesen, gemalte Fantasietiere und natürlich die Gedichte zum Hören und Lesen.
"Das find ich schön, dass diese Welten zusammenkommen, diese reale Welt in den Rechner gebracht wird. Und dass unsere Seite eben auch eher aussieht wie ein klassisches Bilderbuch, aber alle Möglichkeiten hat, die das Internet bietet, also ganz interaktiv funktioniert, aber nach klassischem Bilderbuch aussieht. Das war uns beiden wichtig. Wir wollten einfach eine Bildwelt dort auch zeigen, die im Netz nicht vorkommt."
Gegen Ende des Gesprächs mit Nina Pagalies kommen Mann und Kind vom morgendlichen Spaziergang zurück. Sohn Nepomuk schaut mit großen blauen Augen und sehr fröhlich in die Welt, und auch wenn Pagalies viel lieber malt und zeichnet, als zu texten – für ihren Sohn macht sie auch mal eine Ausnahme, wie in der diesjährigen Ausgabe des Zeichnerinnen-Magazins "SPRING":
"Thema war ja Familiensilber für dieses Heft, Magazin, ist ja ein dickes Buch geworden. Da haben viele auf autobiografische Geschichten zurückgegriffen. Hab ich letztendlich auch, indem ich zum Anlass genommen hab, die Geburt meines Sohnes zu feiern mit diesem Beitrag."
In ihrer Geschichte für "SPRING" finden sich Fabeltiere, collagiert aus Papier und alten Stichen. Ein kleines Kind träumt, fliegt und tanzt über die Seiten – und Pagalies hat sogar gedichtet:
"Wiegenlied
Heilige und Halbdrachen / Stehen dir zur Seite
Bauen Brücken / Über die Gewässer der Februarsterne
Die Mühle der Ahnen klappert / Und du reitest in dein Leben"
(für Nepomuk)
"Das lag daran, dass es was ist, was man ganz allein für sich machen kann. Ich hatte in der Schule einzelne Freundinnen, war nie in einer Clique. Das ging vielen so im Studium, waren nicht gerade die Klassensprecher, die zusammenkamen."
Pagalies hat an der Kunsthochschule in Bremen Grafikdesign mit Schwerpunkt Illustration studiert.
"Damit macht man was, was man für sich allein machen kann, woran man Freude hat, womit man dann aber nach außen treten kann und Anerkennung bekommt, so hab ich das erfahren."
Die Illustratorin Nina Pagalies hat lange braune Haare und einen kurzen Pony. Seit 2000 lebt sie, mittlerweile mit Mann und Baby, in Berlin. "Willkommen im paradoxen Paradies der Nina Pagalies" war der Titel einer ihrer Ausstellungen. Und Pagalies reimt sich nicht umsonst auf Paradies.
"Ich konzentrier mich am liebsten auf die Figuren, am besten auch Fabelwesen, dass es nicht so ganz zuzuordnen ist, ob es dem Tierreich oder dem Menschlichen zuzuordnen ist oder womöglich auch dem Dinglichen. Das finde ich ganz interessant, wenn sich das alles so verquickt, dass man das gar nicht mehr genau sagen kann, was eigentlich am stärksten daran ist, sondern wenn es so changiert. Wenn man das gar nicht mehr genau weiß, ist das jetzt ein Ding oder ein Mensch oder ein Tier."
Seit über zehn Jahren ist Nina Pagalies als selbstständige Illustratorin tätig. Ihre Arbeiten finden sich in Schulbüchern und Magazinen und auf dem Cover der "taz". Seit einigen Jahren unterrichtet sie auch, zuletzt an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle.
"Was ich immer nebenher betreibe, neben den Projekten, die ich jeweils laufen hab, ist, einfach frei zu zeichnen oder frei zu collagieren und irgendwelche Schnipsel zu verwenden und dazu eben völlig ohne irgendein Thema im Kopf zu arbeiten. Das mach ich sehr, sehr gern, eigentlich fast am liebsten. Und deshalb wär es ganz toll, wenn es sich mal so ergeben würde, dass jemand davon inspiriert ist und Texte schreibt, das wär fantastisch. Können sich alle Lyrikerinnen und Lyriker aufgerufen fühlen, Gedichte dazu herzustellen, das wär natürlich besonders schön."
Doch schon jetzt spielen lyrische Texte in der Arbeit von Pagalies eine große Rolle. Gemeinsam mit der Berliner Klangkünstlerin und Software-Entwicklerin Brigitte Krämer hat sie die Kinder-Webseite Wortwuselwelt entwickelt.
"Sie steigt so weit auf, bis meine Ohren schwören, sie noch zu sehen."
(Feldlerchen-Haiku von Rainer Stolz)
Dort finden sich Gedichte von Morgenstern, Ringelnatz oder Goethe. Kinder können mit Klangmemorys und Luftmusikmaschinen spielen, ABC-Gedichte erfinden oder Fabelwesen entwerfen.
"Brigitte Krämer und ich haben uns bei einem Poesiefestival kennengelernt und haben festgestellt, dass wir unsere Arbeit gegenseitig schätzen und dass wir was zusammen machen möchten. Brigitte Krämer hat vor allen Dingen jemanden gesucht, der die visuelle Ebene erarbeiten kann. Und ich fand es sehr spannend, mich mit ihr zusammenzutun, weil ich vorher mit dem Medium Internet noch nicht viel gemacht hatte, also ich hab noch gar nicht so lang digital gearbeitet."
Die Illustrationen, die Nina Pagalies für die "Wortwuselwelt" entwirft, entstehen auf Papier: als Gouache oder Federzeichnung, als Collage aus unterschiedlichen Materialien, und werden erst danach digitalisiert. Auch deshalb ist die Webseite eine Ausnahmeerscheinung im Netz. Statt Pixel erkennt man den gezeichneten Strich von Pagalies, statt Knallfarben gibt es viel Freiflächen und darauf Buchstabenwesen, gemalte Fantasietiere und natürlich die Gedichte zum Hören und Lesen.
"Das find ich schön, dass diese Welten zusammenkommen, diese reale Welt in den Rechner gebracht wird. Und dass unsere Seite eben auch eher aussieht wie ein klassisches Bilderbuch, aber alle Möglichkeiten hat, die das Internet bietet, also ganz interaktiv funktioniert, aber nach klassischem Bilderbuch aussieht. Das war uns beiden wichtig. Wir wollten einfach eine Bildwelt dort auch zeigen, die im Netz nicht vorkommt."
Gegen Ende des Gesprächs mit Nina Pagalies kommen Mann und Kind vom morgendlichen Spaziergang zurück. Sohn Nepomuk schaut mit großen blauen Augen und sehr fröhlich in die Welt, und auch wenn Pagalies viel lieber malt und zeichnet, als zu texten – für ihren Sohn macht sie auch mal eine Ausnahme, wie in der diesjährigen Ausgabe des Zeichnerinnen-Magazins "SPRING":
"Thema war ja Familiensilber für dieses Heft, Magazin, ist ja ein dickes Buch geworden. Da haben viele auf autobiografische Geschichten zurückgegriffen. Hab ich letztendlich auch, indem ich zum Anlass genommen hab, die Geburt meines Sohnes zu feiern mit diesem Beitrag."
In ihrer Geschichte für "SPRING" finden sich Fabeltiere, collagiert aus Papier und alten Stichen. Ein kleines Kind träumt, fliegt und tanzt über die Seiten – und Pagalies hat sogar gedichtet:
"Wiegenlied
Heilige und Halbdrachen / Stehen dir zur Seite
Bauen Brücken / Über die Gewässer der Februarsterne
Die Mühle der Ahnen klappert / Und du reitest in dein Leben"
(für Nepomuk)