Schottland

Tiefe Gräben im Streit um die Unabhängigkeit

Schottlands Erster Minister Alex Salmond und der frühere britische Finanzminister Alistair Darling diskutierten beim TV-Duell über das Für und Wider einer Unabhängigkeit des Landes.
Schottlands Erster Minister Alex Salmond (l) und der frühere britische Finanzminister Alistair Darling beim ersten TV-Duell © AFP / Pool / Peter Devlin
Von Silvia Engels |
Am 18. September stimmen die Schotten über ihre Unabhängigkeit ab. Führender Gegner einer Abspaltung ist Ex-Finanzminister Alistair Darling, während Alex Salmond, Erster Minister Schottlands, für sie kämpft. Beide trafen im TV-Duell aufeinander.
Wirtschaftsthemen dominierten dieses erste TV-Duell. Und das, obwohl sich der schottische Regierungschef sichtlich vorgenommen hatte, das Selbstbewusstsein seiner Landsleute anzusprechen. Eine einmalige Chance sei das Unabhängigkeits-Referendum, rief Alex Salmond. Schotten könnten das eigene Land besser regieren als die Zentralregierung in London.
"Mein halbes Leben lang ist Schottland von Parteien regiert worden, die nicht von Schotten gewählt wurden. Mit Unabhängigkeit bekommen wir jedes Mal die Regierung, die wir gewählt haben."
Sein Kontrahent, der ehemalige britische Finanzminister Alistair Darling, warnte dagegen vor einem enormen wirtschaftlichen Schock. Der drohe Schottland, wenn es das Vereinigte Königreich verlasse.
"Es ist wichtig, dass wir diese Entscheidung auf der Grundlage von Fakten treffen. Ich will keine neuen Grenzen, keine neuen Hürden. Ich will, das nichts den Jobs und der Sicherheit im Wege steht, die wir hier im Land brauchen."
Dann wurde es hitzig vor den rund 350 Zuschauern in Glasgow: Die Kontrahenten durften sich gegenseitig Fragen stellen, fielen einander ins Wort. Zum Beispiel bei der Frage der Währung. Salmond möchte im Fall der Trennung das Pfund in Schottland beibehalten. Die britische Regierung steht dem mittlerweile ablehnend gegenüber. Alistair Darling fragte den Chef der Scottish National Party nach seinem Plan B, falls London beim nein zur gemeinsamen Währung bleibe:
"Jeder Achtjährige kann die Flagge, die Hauptstadt und die Währung eines Landes nennen. Ich nehme an, unsere Flagge wäre wie bisher der Saltire, die Hauptstadt Edinborough, aber Sie wissen nicht, was unsere Währung wäre. Was soll ein Achtjähriger damit anfangen?"
Kein klarer Sieger
Salmond weigerte sich, einen Plan B zu nennen. Wir behalten das Pfund, es ist unser Pfund, genauso wie euer Pfund, sagte er. Er erinnerte daran, dass noch vor einiger Zeit auch der britische Finanzminister Osborne eine Währungsunion mit Schottland nicht infrage gestellt hätte. Salmond fragte:
"Wieso können wir nicht zum Alistair Darling von letztem Jahr zurückkehren, der gesagt hat, das Pfund zu behalten sei logisch und erstrebenswert."
Eine echte Antwort auf die zentrale Währungsfrage blieb Salmond allerdings schuldig. Dann war Salmond mit Fragen an der Reihe und zitierte Premierminister David Cameron. Cameron habe gesagt, es sei falsch zu denken, dass Schottland nicht auch ein erfolgreicher, kleinerer Staat werden könne. Ob Darling hier zustimme. Der Labour-Politiker versuchten, zu antworten. Minutenlang insistierte Salmond. Ob Alistair Darling dem nun zustimme. Ja oder nein. Der Moderator gelang es nicht recht, die Debatte zu beruhigen.
Am Ende war von Alistair Darling mit Mühe zu hören, dass es möglich für kleine Staaten sei, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Dass sie aber ihr Budget ausgleichen müssten und höhere Risiken zu tragen hätten. In der Regel müssten sie auch höhere Preise in den Geschäften zahlen. So ging es in der Debatte weiter, die über weite Strecken recht zerfahren wirkte und bewies, wie tief die Gräben im Streit um die Unabhängigkeit mittlerweile geworden sind.
Eine Blitz-Umfage im Auftrag des Guardian unter 1000 Zuschauern des Duells erbrachte am Ende, das 56 Prozent der Befragten Alistair Darling als Sieger gesehen hatten, 44 Prozent Alex Salmond. Diese Zahlen spiegeln den Unterschied wider, den auch die Umfragen zeigen. Hier liegen die Anhänger der Unabhängigkeit seit Wochen rund zehn Punkte hinter denen zurück, die Schottland weiterhin als Teil Großbritanniens sehen wollen.
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