Schräge Mischung aus Schlager und Anarcho-Techno
Julius Fischer gehörte eine Zeit lang zu den bekanntesten und besten deutschen Poetry-Slammern, hat schon mehrere Bücher und CDs veröffentlicht und tourt gerade durch Deutschland: mit Solo-Texten und -Liedern und mit seiner Band "The Fuck Hornisschen Orchestra".
"Ja, was erwartet uns heute in diesem Seminarraum."
Blonde kurze Haare, Mehrtagebart und Bauchansatz. Julius Fischer wirkt auf den ersten Blick gemütlich und unscheinbar, wie er da so auf der Bühne steht: das Mikrophon vor sich, die Arme locker neben dem Körper - fast ein bisschen schüchtern:
"Ich kann jetzt schon sagen, ich bin krank. Falls also während des Gesangs Hustanfälle auftreten sollten - was durchaus passieren kann - seid nicht böse über gelbe Bröckchen."
"Prinzipiell ist auf die Bühne gehen ein Gesprächsangebot, einfach weil ich ansonsten eher nicht den Mut hätte zu Leuten hinzugehen und zu sagen: Dich find ich interessant, was machst'n so? Das ist nicht meine Art, insofern bin ich schon schüchtern. Kann das aber gut kaschieren dadurch, dass ich auf die Bühne gehe, denn da ist auch alles erlaubt."
Der 28-Jährige wohnt mit seiner Freundin in Leipzig, aber zur Zeit steht er fast öfter auf der Bühne - mit ganz unterschiedlichen Projekten: Als Mitglied von gleich drei verschiedenen Lesebühnen - in Leipzig, Dresden und Berlin - liest er regelmäßig eigene, meist kurze Texte vor. Mit einem befreundeten Autor tourt er gerade durch Deutschland und parallel dazu ist er auch noch als Musiker unterwegs - mit seinem Band-Partner Christian Meyer und ihrem Duo "The Fuck Hornisschen Orchestra":
Julius spielt Gitarre und singt.
"Das hat auf jeden Fall was Anarchisches. Es macht viel Spaß, einfach rumzuspacken. Es macht aber gleichzeitig auch Spaß, mit jemandem zu singen, der wirklich singen kann. Auch zweistimmig immer wieder tolle Harmonien zu erzeugen."
Eine schräge Mischung aus Schlager und Anarcho-Techno, den Julius und Christian mit Hilfe von Spielzeug-DJ-Mixern für Kinder erzeugen:
"Ich finds bei Menschen immer extrem spannend, wenn die vielseitig begabt sind und ich hoffe, dass das die Leute auch bei mir so finden. Und ich hab einfach auch Freude daran. Mir wär's viel zu langweilig nur Texte zu schreiben und allein auf der Bühne zu stehen. Weil mir macht das Musizieren Spaß und ich hab jemanden gefunden, mit dem das super funktioniert."
"Wir haben uns kennengelernt dadurch, dass wir die einzigen beiden waren, die im Seminar für Neuere und Neueste Geschichte über die Sybel-Ficker-Kontroverse gekichert haben - so haben wir uns kennengelernt."
Die Band-Kollegen Christian Meyer und Julius Fischer haben in Leipzig zusammen Geschichte und Germanistik studiert. Während Christian seinen Abschluss gemacht hat, wurde Julius inzwischen exmatrikuliert:
"Ich hab immer dem Auftritt und dem Text den Vorrang gegeben vorm Studium. Das ist was, vor dem ich hin und wieder auch Angst bekomme. Dass das plötzlich so auf einen einprasselt und man denkt: O Gott, ich hab das jetzt wirklich gemacht. Nicht zu Ende studiert. Ich kann also nicht in einem normalen Beruf anfangen, das heißt, ich werd Taxi-Fahrer... Oder ich muss es halt einfach jetzt durchziehen - die nächsten 40 Jahre kreativ sein."
Im Moment kann der 28-Jährige von seiner Kreativität leben. Damit führt er gewissermaßen eine Familientradition fort: Beide Eltern arbeiten als Theater-Dramaturgen in Dresden, wo Julius auch aufgewachsen ist. Schon als Jugendlicher war er im Chor und im Theaterclub, hatte Klavierunterricht und wollte Schauspieler werden. Auch geschrieben hat er schon als Jugendlicher, etwa seine Monologe für den Theaterclub. Fast logisch folgte darauf dann 2004 als Student der Schritt zum Poetry Slam:
"Kevin gehörte zu einer Gruppe Schüler, welche unter Anleitung professioneller Poeten wie mir in einem Workshop das Dichten lernen sollten. Allerdings wurde auf Flyern der Workshop angepriesen mit: Poesie, ein bisschen wie Rap und Comedy. Weswegen die Jugendlichen ankamen und "na, Rap und Comedy!" lernen wollten."
"Das war ein Erlebnis - also ich hab erlebt, wie das ist, so einen Workshop zu leiten mit Jugendlichen. Sicherlich hab ich im Text einige Sachen überspitzt, aber das Grundsetting ist schon so."
Mit seinen zugespitzten Alltagsbeobachtungen hat Julius viele Poetry Slams gewonnen. Die Krönung kam 2011: der Team-Sieg bei den Deutschen Poetry Slam-Meisterschaften - zusammen mit André Herrmann im "Team Totale Zerstörung". Mittlerweile nimmt Julius nur noch im Team an Poetry Slams teil:
"Die Möglichkeit, Texte auf der Bühne auszuprobieren, hab ich ganz lange im Slam gesucht. Aber mittlerweile hab ich eben drei Lesebühnen, die regelmäßig stattfinden, wo ich neue Texte ausprobieren kann, vorlesen kann."
"Du hier wegen den Nazis. Welche Nazis? Na, die schlimmen hier. Ach, die schlimmen Nazis, ja - das is konkreter. Ich hab sie direkt vor meinen Augen, die schlimmen Nazis. Nicht zu verwechseln mit den rechten Nazis, den organisierten Nazis oder den Nazis, die eigentlich keine sind, aber trotzdem mitmarschieren, weil sonst nix zu tun."
"Ich wünsch mir, dass die Leute nach meinen Lesungen oder Konzerten raus gehen mit 'nem Schmunzeln, aber auch mit dem Gedanken: Ich denk jetzt vielleicht doch mal n bisschen mehr über die Dinge nach. Wenn jemand sagt, dass waren interessante Gedankenanstöße, so hab ich das noch nicht gesehen. Dann ist das für mich eigentlich schöner als wenn jemand kommt und sagt: Oa ey, das war übelst lustig, übelst geiles Konzert, Alter."
Julius bezeichnet sich selbst nicht als Poetry Slammer, sondern als Musiker und Schriftsteller, der Texte zum Vorlesen schreibt. Noch, denn der 28-Jährige kann sich vorstellen, irgendwann auch einmal ein Buch zum Lesen zu schreiben. Bis dahin aber steht er weiter auf der Bühne: nachdenklich und leise - und laut und schräg.
Blonde kurze Haare, Mehrtagebart und Bauchansatz. Julius Fischer wirkt auf den ersten Blick gemütlich und unscheinbar, wie er da so auf der Bühne steht: das Mikrophon vor sich, die Arme locker neben dem Körper - fast ein bisschen schüchtern:
"Ich kann jetzt schon sagen, ich bin krank. Falls also während des Gesangs Hustanfälle auftreten sollten - was durchaus passieren kann - seid nicht böse über gelbe Bröckchen."
"Prinzipiell ist auf die Bühne gehen ein Gesprächsangebot, einfach weil ich ansonsten eher nicht den Mut hätte zu Leuten hinzugehen und zu sagen: Dich find ich interessant, was machst'n so? Das ist nicht meine Art, insofern bin ich schon schüchtern. Kann das aber gut kaschieren dadurch, dass ich auf die Bühne gehe, denn da ist auch alles erlaubt."
Der 28-Jährige wohnt mit seiner Freundin in Leipzig, aber zur Zeit steht er fast öfter auf der Bühne - mit ganz unterschiedlichen Projekten: Als Mitglied von gleich drei verschiedenen Lesebühnen - in Leipzig, Dresden und Berlin - liest er regelmäßig eigene, meist kurze Texte vor. Mit einem befreundeten Autor tourt er gerade durch Deutschland und parallel dazu ist er auch noch als Musiker unterwegs - mit seinem Band-Partner Christian Meyer und ihrem Duo "The Fuck Hornisschen Orchestra":
Julius spielt Gitarre und singt.
"Das hat auf jeden Fall was Anarchisches. Es macht viel Spaß, einfach rumzuspacken. Es macht aber gleichzeitig auch Spaß, mit jemandem zu singen, der wirklich singen kann. Auch zweistimmig immer wieder tolle Harmonien zu erzeugen."
Eine schräge Mischung aus Schlager und Anarcho-Techno, den Julius und Christian mit Hilfe von Spielzeug-DJ-Mixern für Kinder erzeugen:
"Ich finds bei Menschen immer extrem spannend, wenn die vielseitig begabt sind und ich hoffe, dass das die Leute auch bei mir so finden. Und ich hab einfach auch Freude daran. Mir wär's viel zu langweilig nur Texte zu schreiben und allein auf der Bühne zu stehen. Weil mir macht das Musizieren Spaß und ich hab jemanden gefunden, mit dem das super funktioniert."
"Wir haben uns kennengelernt dadurch, dass wir die einzigen beiden waren, die im Seminar für Neuere und Neueste Geschichte über die Sybel-Ficker-Kontroverse gekichert haben - so haben wir uns kennengelernt."
Die Band-Kollegen Christian Meyer und Julius Fischer haben in Leipzig zusammen Geschichte und Germanistik studiert. Während Christian seinen Abschluss gemacht hat, wurde Julius inzwischen exmatrikuliert:
"Ich hab immer dem Auftritt und dem Text den Vorrang gegeben vorm Studium. Das ist was, vor dem ich hin und wieder auch Angst bekomme. Dass das plötzlich so auf einen einprasselt und man denkt: O Gott, ich hab das jetzt wirklich gemacht. Nicht zu Ende studiert. Ich kann also nicht in einem normalen Beruf anfangen, das heißt, ich werd Taxi-Fahrer... Oder ich muss es halt einfach jetzt durchziehen - die nächsten 40 Jahre kreativ sein."
Im Moment kann der 28-Jährige von seiner Kreativität leben. Damit führt er gewissermaßen eine Familientradition fort: Beide Eltern arbeiten als Theater-Dramaturgen in Dresden, wo Julius auch aufgewachsen ist. Schon als Jugendlicher war er im Chor und im Theaterclub, hatte Klavierunterricht und wollte Schauspieler werden. Auch geschrieben hat er schon als Jugendlicher, etwa seine Monologe für den Theaterclub. Fast logisch folgte darauf dann 2004 als Student der Schritt zum Poetry Slam:
"Kevin gehörte zu einer Gruppe Schüler, welche unter Anleitung professioneller Poeten wie mir in einem Workshop das Dichten lernen sollten. Allerdings wurde auf Flyern der Workshop angepriesen mit: Poesie, ein bisschen wie Rap und Comedy. Weswegen die Jugendlichen ankamen und "na, Rap und Comedy!" lernen wollten."
"Das war ein Erlebnis - also ich hab erlebt, wie das ist, so einen Workshop zu leiten mit Jugendlichen. Sicherlich hab ich im Text einige Sachen überspitzt, aber das Grundsetting ist schon so."
Mit seinen zugespitzten Alltagsbeobachtungen hat Julius viele Poetry Slams gewonnen. Die Krönung kam 2011: der Team-Sieg bei den Deutschen Poetry Slam-Meisterschaften - zusammen mit André Herrmann im "Team Totale Zerstörung". Mittlerweile nimmt Julius nur noch im Team an Poetry Slams teil:
"Die Möglichkeit, Texte auf der Bühne auszuprobieren, hab ich ganz lange im Slam gesucht. Aber mittlerweile hab ich eben drei Lesebühnen, die regelmäßig stattfinden, wo ich neue Texte ausprobieren kann, vorlesen kann."
"Du hier wegen den Nazis. Welche Nazis? Na, die schlimmen hier. Ach, die schlimmen Nazis, ja - das is konkreter. Ich hab sie direkt vor meinen Augen, die schlimmen Nazis. Nicht zu verwechseln mit den rechten Nazis, den organisierten Nazis oder den Nazis, die eigentlich keine sind, aber trotzdem mitmarschieren, weil sonst nix zu tun."
"Ich wünsch mir, dass die Leute nach meinen Lesungen oder Konzerten raus gehen mit 'nem Schmunzeln, aber auch mit dem Gedanken: Ich denk jetzt vielleicht doch mal n bisschen mehr über die Dinge nach. Wenn jemand sagt, dass waren interessante Gedankenanstöße, so hab ich das noch nicht gesehen. Dann ist das für mich eigentlich schöner als wenn jemand kommt und sagt: Oa ey, das war übelst lustig, übelst geiles Konzert, Alter."
Julius bezeichnet sich selbst nicht als Poetry Slammer, sondern als Musiker und Schriftsteller, der Texte zum Vorlesen schreibt. Noch, denn der 28-Jährige kann sich vorstellen, irgendwann auch einmal ein Buch zum Lesen zu schreiben. Bis dahin aber steht er weiter auf der Bühne: nachdenklich und leise - und laut und schräg.