Schreiben gegen den katholischen Mainstream
Ihren Debütroman "Schneeweiß und Russenrot" legte sie mit 18 vor und wurde damit zum Shootingstar der polnischen Literaturszene. Heute ist Dorota Maslowska in Polen die bekannteste und gleichzeitig umstrittenste Schriftstellerin der jüngeren Generation. Im vergangenen Jahr wurde sie für ihren zweiten Roman mit dem wichtigsten polnischen Literaturpreis "Nike" ausgezeichnet. "Die Reiherkönigin" liegt jetzt auf Deutsch vor.
Dorota Maslowska: "Ich habe schon in der Grundschule angefangen Kurzgeschichten zu schreiben, ich habe unendlich viele Geschichten über traurige Mädchen geschrieben, und ich habe mir immer gewünscht, erwachsen zu sein."
Dorota Maslowska ist heute 24 Jahre alt und in Polen wohl derzeit die bekannteste junge Schriftstellerin.
Zitat aus Maslowskas Buch: "Eh Leute, kommt aus dem Arsch, Marsch jetzt aufgewacht, hört die Signale, spürt das Fieber der Nacht, hört die Geschichte von der hässlichen Braut, der gründlich versauten, die kein Schwein traut."
So beginnt das fast 200-seitiges Rap-Gedicht, das nun auf deutsch unter dem Titel "Die Reiherkönigin" erschienen ist. Es ist eine Art Abgesang auf die moderne polnische Gesellschaft mit ihren sozialen Missständen einerseits und einer aufgeblasenen neureichen Schickeria im Spiegel einer glitzernden Medienwelt andererseits.
Fortsetzung Zitat: "Wie Hund ihr Körper, oder Mops, die leeren Augen zwei eitrige Drops im Mund hinter lauter Zähnen lauert das blanke Gähnen, lila schlängeln sich die Schläfenvenen, asymmetrisch glotzen die Lidspalten und, mein Gott, niemand wollte mit so ner Alten pennen, geschweige sie persönlich kennen."
Dorota Maslowskas leicht asymmetrisch geschnittenen hellbraunen Haare schmiegen sich um ein rundes, mädchenhaftes Gesicht. Wenn sie lacht und das tut sie gerne, bilden sich in ihren Wagen tiefe Grübchen. An diesem Sommertag in Warschau trägt sie ein Jeanskleid ohne Ärmel, an den Schultern gerüscht, sie hat pinkfarbene Seidenstrümpfe an und flache Ballerinas. Dorota Maslowska setzt sich, schlägt die Beine übereinander und steckt sich eine dünne, lange Zigarette zwischen die Lippen.
Dorota Maslowska: "”Meine Kindheit war sehr langweilig, ich habe in einem Hochhaus gewohnt und meistens vor dem Fernsehen gehangen. Irgendwann war mir das zu öde, dann habe ich alles gelesen, was mir in die Finger kam, zwischendurch habe ich aus dem Fenster geguckt, die Schrebergärten gesehen und mir gesagt, oje, das ist nichts für mich, ich fühlte ich total beengt.""
"In der Schule war ich Klassenbeste, aber ich war ein schreckliches Kind. Ständig habe ich gestört, so dass die Lehrerin mich rausgeschickt hat, ich habe die Klamotten meiner Mutter getragen, ich habe mir Hüte aufgesetzt und bin auch mal mit dem Schlafanzug in die Schule gegangen."
Sie ist 1983 geboren und in dem pommerschen Provinznest Wejherowa aufgewachsen, einem Ort, über den man in Polen gerne Witze macht. Ihr Vater ist Kapitän, die Mutter Kinderärztin. Sie und ihr Bruder seien sehr behütet aufgewachsen, sagt Dorota Maslowska - zugleich hätten ihre Eltern ihnen viele Freiheiten gelassen.
Dorota Maslowska: "Meine Eltern haben meine Träume immer ernst genommen und immer gesagt: Natürlich kannst Du Schriftstellerin werden, Du musst nur daran glauben."
Ihren ersten Roman veröffentlichte Dorota Maslowska vor fünf Jahren. Da war sie 18: "Schneeweiß und Russenrot" heißt die deutsche Übersetzung.
Dorota Maslowska: "Damals stand ich gerade im Abitur, und ich wollte dieser Realität entkommen, das Schreiben war wie eine Droge, ich habe das Buch dann innerhalb von einem Monat geschrieben, in der Phase hat sich mein ganzes Leben verändert."
Das Thema des Buches: Alltag und Perspektivlosigkeit von Jugendlichen im postkommunistischen Polen, geschrieben in rotzig-rebellischem Jugendslang. Unter Rezensenten umstritten und gleichzeitig preisgekrönt, stand der Debütroman wochenlang auf den polnischen Bestsellerlisten. Dorota Maslowska avancierte zu einem der Lieblinge polnischer Medien.
Dorota Maslowska: "Die buchten mich auf das Ticket Popkultur. Irgendwann hatte ich das Gefühl nur Heu in meinem Gehirn zu haben, sie haben mich auf das Klischee einer Puppe reduziert und mich so behandelt als könnte ich nur drei Sätze nachplappern."
Sie hat ihr Polonistikstudium abgebrochen, hat sich in einem abgewrackten Viertel von Warschau, Praga, eine Wohnung genommen und sich dort zu ihrem zweiten Buch inspirieren lassen. Der polnische Titel "Paw Krolowej", ist ein Wortspiel und kann genauso "Der Pfau der Königin" wie "Die Kotze der Königin" heißen.
Vor drei Jahren hat Dorota Maslowska eine Tochter bekommen, Malina. Mit deren Vater lebte sie nur kurz zusammen. Die Wohnung im Problembezirk Praga hat sie inzwischen wieder verlassen. Jetzt wohnt sie am Rande von Warschau in einer Villa mit verwildertem Garten. Neben der Schriftstellerei schreibt sie Artikel für die politischen Feuilletons verschiedener Zeitungen.
Dorota Maslowska: "Früher wollte ich mich nie politisch äußern, aber jetzt, wo die politische Situation in Polen immer schlimmer geworden ist und mir das alles immer absurder erscheint, habe ich beschlossen es reicht und ich muss darüber schreiben. "
Kürzlich ist auch ihr erstes Theaterstück in Warschau aufgeführt worden. Doch vor allem, so sagt sie, lässt sie ihren Alltag von der kleinen Tochter bestimmen.
Ab und zu schickt sie ihr Kind für einen Monat zu dessen Vater. Dann genießt Dorota Maslowska es, die Verantwortung los zu sein, stürzt sich ins Warschauer Nachtleben, trinkt, macht Musik auf ihrer Bassgitarre -und schreibt.
Dorota Maslowska ist heute 24 Jahre alt und in Polen wohl derzeit die bekannteste junge Schriftstellerin.
Zitat aus Maslowskas Buch: "Eh Leute, kommt aus dem Arsch, Marsch jetzt aufgewacht, hört die Signale, spürt das Fieber der Nacht, hört die Geschichte von der hässlichen Braut, der gründlich versauten, die kein Schwein traut."
So beginnt das fast 200-seitiges Rap-Gedicht, das nun auf deutsch unter dem Titel "Die Reiherkönigin" erschienen ist. Es ist eine Art Abgesang auf die moderne polnische Gesellschaft mit ihren sozialen Missständen einerseits und einer aufgeblasenen neureichen Schickeria im Spiegel einer glitzernden Medienwelt andererseits.
Fortsetzung Zitat: "Wie Hund ihr Körper, oder Mops, die leeren Augen zwei eitrige Drops im Mund hinter lauter Zähnen lauert das blanke Gähnen, lila schlängeln sich die Schläfenvenen, asymmetrisch glotzen die Lidspalten und, mein Gott, niemand wollte mit so ner Alten pennen, geschweige sie persönlich kennen."
Dorota Maslowskas leicht asymmetrisch geschnittenen hellbraunen Haare schmiegen sich um ein rundes, mädchenhaftes Gesicht. Wenn sie lacht und das tut sie gerne, bilden sich in ihren Wagen tiefe Grübchen. An diesem Sommertag in Warschau trägt sie ein Jeanskleid ohne Ärmel, an den Schultern gerüscht, sie hat pinkfarbene Seidenstrümpfe an und flache Ballerinas. Dorota Maslowska setzt sich, schlägt die Beine übereinander und steckt sich eine dünne, lange Zigarette zwischen die Lippen.
Dorota Maslowska: "”Meine Kindheit war sehr langweilig, ich habe in einem Hochhaus gewohnt und meistens vor dem Fernsehen gehangen. Irgendwann war mir das zu öde, dann habe ich alles gelesen, was mir in die Finger kam, zwischendurch habe ich aus dem Fenster geguckt, die Schrebergärten gesehen und mir gesagt, oje, das ist nichts für mich, ich fühlte ich total beengt.""
"In der Schule war ich Klassenbeste, aber ich war ein schreckliches Kind. Ständig habe ich gestört, so dass die Lehrerin mich rausgeschickt hat, ich habe die Klamotten meiner Mutter getragen, ich habe mir Hüte aufgesetzt und bin auch mal mit dem Schlafanzug in die Schule gegangen."
Sie ist 1983 geboren und in dem pommerschen Provinznest Wejherowa aufgewachsen, einem Ort, über den man in Polen gerne Witze macht. Ihr Vater ist Kapitän, die Mutter Kinderärztin. Sie und ihr Bruder seien sehr behütet aufgewachsen, sagt Dorota Maslowska - zugleich hätten ihre Eltern ihnen viele Freiheiten gelassen.
Dorota Maslowska: "Meine Eltern haben meine Träume immer ernst genommen und immer gesagt: Natürlich kannst Du Schriftstellerin werden, Du musst nur daran glauben."
Ihren ersten Roman veröffentlichte Dorota Maslowska vor fünf Jahren. Da war sie 18: "Schneeweiß und Russenrot" heißt die deutsche Übersetzung.
Dorota Maslowska: "Damals stand ich gerade im Abitur, und ich wollte dieser Realität entkommen, das Schreiben war wie eine Droge, ich habe das Buch dann innerhalb von einem Monat geschrieben, in der Phase hat sich mein ganzes Leben verändert."
Das Thema des Buches: Alltag und Perspektivlosigkeit von Jugendlichen im postkommunistischen Polen, geschrieben in rotzig-rebellischem Jugendslang. Unter Rezensenten umstritten und gleichzeitig preisgekrönt, stand der Debütroman wochenlang auf den polnischen Bestsellerlisten. Dorota Maslowska avancierte zu einem der Lieblinge polnischer Medien.
Dorota Maslowska: "Die buchten mich auf das Ticket Popkultur. Irgendwann hatte ich das Gefühl nur Heu in meinem Gehirn zu haben, sie haben mich auf das Klischee einer Puppe reduziert und mich so behandelt als könnte ich nur drei Sätze nachplappern."
Sie hat ihr Polonistikstudium abgebrochen, hat sich in einem abgewrackten Viertel von Warschau, Praga, eine Wohnung genommen und sich dort zu ihrem zweiten Buch inspirieren lassen. Der polnische Titel "Paw Krolowej", ist ein Wortspiel und kann genauso "Der Pfau der Königin" wie "Die Kotze der Königin" heißen.
Vor drei Jahren hat Dorota Maslowska eine Tochter bekommen, Malina. Mit deren Vater lebte sie nur kurz zusammen. Die Wohnung im Problembezirk Praga hat sie inzwischen wieder verlassen. Jetzt wohnt sie am Rande von Warschau in einer Villa mit verwildertem Garten. Neben der Schriftstellerei schreibt sie Artikel für die politischen Feuilletons verschiedener Zeitungen.
Dorota Maslowska: "Früher wollte ich mich nie politisch äußern, aber jetzt, wo die politische Situation in Polen immer schlimmer geworden ist und mir das alles immer absurder erscheint, habe ich beschlossen es reicht und ich muss darüber schreiben. "
Kürzlich ist auch ihr erstes Theaterstück in Warschau aufgeführt worden. Doch vor allem, so sagt sie, lässt sie ihren Alltag von der kleinen Tochter bestimmen.
Ab und zu schickt sie ihr Kind für einen Monat zu dessen Vater. Dann genießt Dorota Maslowska es, die Verantwortung los zu sein, stürzt sich ins Warschauer Nachtleben, trinkt, macht Musik auf ihrer Bassgitarre -und schreibt.