"Ich hatte nie einen Überblick"
12:38 Minuten
Mit "Die Familie" legt Andreas Maier nun den siebten Band seiner "Ortsumgehung"-Reihe vor. Dabei hat der Schriftsteller das starre Romanformat verworfen. Lieber gibt er seinen Büchern eine eigene Struktur.
Nunmehr das siebte Buch der Reihe "Ortsumgehung" hat der Autor Andreas Maier vorgelegt. "Die Familie" heißt der Roman, der doch kein Roman im eigentlichen Sinne sei. Denn, darauf legt Maier im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur wert, die starre Form des Romans sei nicht mehr aktuell. Zumindest für ihn, der sich eine eigene innere Struktur für seine Bücher schaffe. Diese würde sich aus den Figuren entwickeln, erklärt der Autor.
17 Jahre am Buchprojekt "Ortsumgehung"
Über sein Schreiben sagt Maier offen: "Ich hatte nie einen Überblick." Das sei ihm auch bei dem Projekt "Ortsumgehung" wichtig, das er als "Glaubens- und Krankheitsgeschichte" bezeichnet. Noch vier Bücher sollen folgen: Der Abschluss trage den Titel "Der liebe Gott", wie der Schriftsteller erzählt. Bis dahin werde es aber noch sechs, sieben Jahre dauern, sagt Maier. Der erste Roman "Wäldchestag" erschien bereits im Jahr 2000.
Er habe bei "Ortsumgehung" von Anfang an nie gewusst, was in dem Band, an dem er gerade schrieb, vorkommen werde oder wie sich alles entwickeln würde, sagt Maier. Dadurch hätten die einzelnen Bücher "eine schöne Unabhängigkeit" – weil jedes auch eine neue Form und Gedankenkosmos habe. Außerdem werde auch die Erzählstruktur von Band zu Band immer wieder neu geschaffen. Er reihe sich so auch in den aktuellen Trend der autofiktionalen Literatur ein.
Die Familie als Mafiastruktur
Doch zurück zum aktuellen Band "Die Familie": Es sei ihm in dem Buch darum gegangen, mit einem distanzierten Blick auf die Familie zu schauen – nicht allein die Einzelfiguren, sondern wie die Familie überhaupt funktioniere. Maier würden Familie manchmal an Mafiastrukturen erinnern: Innerlich tobten Kriege, während sie nach außen als geschlossenes System aufgetreten würden. "Das wiederholt sich in sehr vielen Familien", ist der in der Wetterau aufgewachsene Schriftsteller überzeugt.
In seinem am kommenden Montag erscheinenden Buch beschäftige sich Maier auch mit seiner eigenen Familie. Durch seinen von Geburt an behinderten Onkel habe er erkannt, dass seine Verwandten literaturtauglich seien. "Aber auch hier kann ich nur wieder sagen: Achtung, es steht ja Roman drauf." Die Figuren, die in seinen Büchern auftauchten, seien letztlich Kunstfiguren. Unter seinen Angehörigen würden seine Bücher auch zur Kenntnis genommen, erzählt Maier. Unter anderem von seinem Bruder, der von der Arbeit Andreas Maiers indes nicht sehr begeistert sei. Dessen Feedback: "Deine Bücher sind so lau wie halbstilles Mineralwasser."
(rzr)