Schriftsteller Franz Dobler

"Es ist einfach eine Pest mit Kriminalromanen"

36:25 Minuten
Portrait des Schriftstellers Franz Dobler
Franz Dobler schreibt Kriminalromane, hat aber auch schon eine Biografie über Johnny Cash veröffentlicht. © imago/Christian Kielmann
Moderation: Katrin Heise |
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Während eines Zeitungspraktikums sollte Franz Dobler als Polizeireporter spannende Fälle aufspüren. Aber in seinem bayrischen Heimatort Schongau war nichts los. Vielleicht erfindet der Krimi-Autor die Verbrechen deshalb in seinen Büchern.
Auch in Franz Doblers neuem Krimi "Ein Schuss ins Blaue" ist die Hauptfigur der Ex-Polizist Robert Faller – zum dritten Mal. Wegen psychischer Probleme quittierte er seinen Dienst. Dass er einen jungen Drogendealer erschossen hat, lässt ihn nicht los. Jetzt arbeitet er bei seinem Bruder in einer Sicherheitsfirma und soll einen islamistischen Attentäter in München aufspüren – ein hohes Lösegeld ist ausgesetzt. Für dieses und seine anderen Bücher recherchiert Franz Dobler vor Ort. Im Polizeimilieu war das nicht immer einfach:
"Manche sind sehr verschlossen, Termine, die nichts bringen. Aber es gab einige, die was erzählt haben. Aber Polizei, ähnlich wie Militär, ist einfach ein starker Männerverein, in dem auch noch stark die Meinung unterwegs ist: Diese Art von psychischen Problemen ist eine Schwäche, die man nicht zeigen will, weil man Angst hat, es könnte Nachteile haben. Selbst wenn der Chef sagt: Du musst mal zur Therapie gehen, kann es trotzdem sein, dass jemand Schiss hat: Ah, die anderen denken, du bist nicht fähig, deinen Beruf auszuüben."

Anfänge als Polizeireporter

Aufgewachsen ist der fast 60-Jährige im bayrischen Schongau, heute lebt er in Augsburg. Dass seine vermeintlichen Eltern – der Vater Zugführer, die Mutter Hausfrau – ihn adoptiert hatten, begriff er erst mit zwölf. Als Schüler machte er ein Praktikum bei der "Schongauer Zeitung" und sollte als Polizeireporter spannende Fälle finden. Die gab es aber gar nicht. Vielleicht hat Franz Dobler sie deshalb später in seinen Büchern entwickelt. Dass jede Region nun ihre Krimis hat, das findet er allerdings übertrieben:
"Es ist einfach eine Pest mit Kriminalromanen und Kriminalfilmen. Deutsche Ermittler in so ziemlich jedem europäischen Land zwischen Istanbul und Kroatien – also es ist ein Wahnsinn. Man müsste eigentlich aufhören damit."

Von Schongau zog Franz Dobler nach München; bis 1991 lebte er dort und studierte einige Semester evangelische Theologie. Aber eigentlich wollte er schreiben:

"In diesen zehn Jahren habe ich einfach Kurzgeschichten geschrieben. Wir haben eine Tochter bekommen, da hatte ich immer wahnsinnig Schiss: Jetzt ist das Kind da, jetzt kann ich aufhören. Aber wir wollten dieses Kind unbedingt, und dann habe ich gemerkt, als das Kind da war – das Gegenteil war der Fall. Ich habe mit der Hälfte der Zeit das Doppelte gearbeitet. Das war ein Härtetest. Dann kannst Du selbst feststellen, wie sehr du das willst."

Faible für Countrymusik

Franz Dobler ist ein großer Musikfan. Seine Leidenschaft gehörte früher der Countrymusik, vor allem Johnny Cash. 2002, zu dessen 70. Geburtstag, erschien eine von Dobler geschriebene Biographie: "The Beast in me – Johnny Cash und die seltsame und schöne Welt der Countrymusik". Zwar sei diese Musikrichtung in den USA konservativ dominiert, aber man könne sie nicht einfach in die rechte Ecke stellen, sagt Franz Dobler:
"Ja natürlich gibt es diese Leute, aber es gab auch immer die anderen. Country ist einfach nicht die Musik, wo es um Experimente geht. Die Neuigkeiten gibt’s immer nur im Detail. Es sind bestimmte Muster, die auch eingehalten werden, um die Einheit mit dem Publikum zu erhalten. Ich finde, es ist die Musik mit den interessantesten Texten. Es wurde alles Mögliche ausdiskutiert, zum Beispiel pro Abtreibung schon in den 60er-Jahren."
Heute hört Franz Dobler gern afrikanische Popmusik. Er legt immer noch auf, liest Gedichte zu Live-Musik, gibt CD-Kompilationen heraus. Und sein Ex-Polizist Robert Fallner wird vermutlich auch in Zukunft weitere Fälle lösen.
(svs)
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