Schriftsteller Paul Nizon
Großer Schriftsteller mit sehr viel Selbstbewusstsein: Paul Nizon. © dpa / picture alliance / Horst Galuschka
"Meine Bücher sind einige der besten der Welt"
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Der Schweizer Schriftsteller Paul Nizon lebt seit Ewigkeiten in Paris. Für die einen ist er eine Legende, andere haben noch nie von ihm gehört. Nizon hat ein bewegtes Leben hinter sich und kaum etwas ausgelassen.
Wir besuchen Paul Nizon in seiner Pariser Wohnung im Viertel Montparnasse. Obwohl er dort seit über 40 Jahren lebt, hat er keinen französischen Pass. "Ich bin auf keinen Fall ein Franzose, das sieht man von Weitem. Aber ich bin ein Pariser. Und Paris ist von Ausländern gemacht worden – nicht nur von Picasso und mir!"
Paul Nizon ist 1929 in Bern geboren; der Vater starb, als er 12 Jahre alt war; er sei ein "Waisenkind, was den Vater anbetrifft". Die Mutter? "Ein weißer Fleck auf meiner Erinnerungsplatte."
Die starke Frau in seiner Kindheit war die Großmutter, die er sehr verehrte. Mit 21 Jahren stürzt sich Paul Nizon in seine erste Ehe: Er ist Student der Kunstgeschichte, seine Frau keine 20 – beide noch Kinder, wie er heute sagt. Die nun selbst Kinder bekommen.
Fesseln sprengen, um zu schreiben
Schon damals weiß er, dass er Schriftsteller werden will. Ein Aufenthalt in Barcelona ändert sein Leben komplett. Als Kunstkritiker der "Neuen Zürcher Zeitung" soll er eine Ausstellungskritik schreiben, doch er versackt in einem Nachtclub:
"Ich bin sozusagen verschollen, also einige Wochen untergetaucht. Und als ich aufgetaucht bin, war ich ohne Beruf, ohne Einkommen und ohne Familie – und konnte mit dem Schreiben wirklich loslegen."
Er lässt sich scheiden und gibt seine Anstellung auf. Seine Erfahrungen beschreibt er in dem Buch "Untertauchen". "Ich glaube, das Fesseln sprengen war schon diktiert von der literarischen Ambition." Die Zerstörung seines bisherigen Lebens sei auch nötig gewesen, um "Canto" schreiben zu können.
Jahrzehntelang war Paul Nizon Kettenraucher, auch getrunken hat er eigenen Angaben zufolge jede Menge: "Die künstlerisch tätigen Menschen waren eigentlich immer alle betrunken." Dann Amphetamine, und schon war er wieder wach.
Mit seinem Umzug nach Paris habe das aber ein Ende gehabt. Dort begann "die Schule der Einsamkeit". Dagegen half dann das Schreiben.
Nizon feiert das Leben – und die Frauen
Paul Nizon, der keinen Hehl aus seiner Liebe zu Prostituierten macht, war drei Mal verheiratet und wurde drei Mal geschieden. Seine dritte Ehefrau war Odile, 26 Jahre jünger als er – und die enge Freundin seiner Tochter.
Nun ist er über 90 Jahre alt. Das Alter findet er "schrecklich, schrecklich!" Sein Selbstbewusstsein indes hat all die Jahrzehnte überdauert: "Meine Bücher sind einige der besten der Welt!"
Die Sendung ist eine Wiederholung vom 9.9.2019