Schriftsteller und Verleger Michael Krüger

    "In der Bibel sind alle Romane enthalten"

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    Porträt von Michael Krüger auf der Frankfurter Buchmesse 2013.
    Lesen und Schreiben unter dem Apfelbaum: In Büchern findet Michael Krüger seit seiner Kindheit einen wichtigen Halt. © picture alliance / dpa-Zentralbild / Arno Burgi
    Moderation: Katrin Heise |
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    Bücher schreiben und Bücher verlegen - das war und ist sein Leben. 27 Jahre leitete Michael Krüger die Geschäfte des Hanser Verlages. Seit 2013 kann er sich aufs Schreiben von Romanen, Erzählungen und Gedichten konzentrieren. (Wiederholung vom 10. Juni 2020)
    Täglich ein Gedicht lesen, das ist für Michael Krüger zum Ritual geworden. Keine Frage, er schätzt Lyrik sehr. Aber die Sache hat auch einen ganz profanen Grund:
    "Wenn sie schlecht sind, ist man ja schnell durch. Bei Romanen muss man sich immer entscheiden, weil man denkt, vielleicht kommt noch was. Meistens kommt dann überhaupt nichts. Bei Gedichten weiß man nach drei Zeilen, wohin der Hase läuft."

    Die Großeltern hatten nur zwei Bücher

    Als Verleger hat Michael Krüger unzählige Bücher gelesen, als Autor zahlreiche geschrieben. Bei den Großeltern, wo er bis zu seinem sechsten Lebensjahr aufwuchs, gab es gerade einmal zwei Bücher: "Da die enteignet worden waren, 1945 haben sie keine Bücher mitnehmen dürfen."
    Geblieben war den Großeltern ein Band zur Pflanzenbestimmung, dazu die Bibel. "Das hat mein Bücherherz nicht zum Schwingen gebracht, sondern meinen Geist", sagt Krüger. "Denn man kann sagen, dass in der Bibel alle Romane, die nachher erschienen sind, enthalten sind. Das heißt, die etwa 800 Millionen Romane die es auf der Welt gibt, sind im Grunde nichts anderes, als die Auswicklung der Geschichten, die in der Bibel beschrieben werden."

    Passende Bücher für die Coronazeit

    Durch seine Krebserkrankung lebt Michael Krüger seit Monaten isoliert, Corona hat das noch einmal verschärft. Warum die Leute in dieser schwierigen Zeit ausgerechnet Bücher lesen würden, die sich mit Untergangsphantasien beschäftigen, das kann Krüger gar nicht verstehen:
    "Ich finde man sollte jetzt die großen und heiteren Bücher der Geschichte lesen, die großen Romane von Turgenew, Dickens, Balzac und so weiter. Das, was wir in Deutschland eben nicht hatten, den großen realistischen Roman. Das sollte man lesen, Flaubert - da hat man alles, was man braucht."

    "Moby-Dick" unter der Schulbank gelesen

    Bücher waren für Michael Krüger schon früh "ein Halt im Leben: Ich kann mir nicht vorstellen, was ich ohne Bücher gemachte hätte. Ich habe mehr gelesen, als dass ich in der Schule zugehört habe. Ich habe unter der Bank immer gelesen. Ich weiß noch, eine meiner Lieblingslektüren war 'Moby-Dick'."
    Es überraschte daher nicht, dass Michael Krüger nach dem Abitur eine Lehre als Buchdrucker und -händler absolvierte. Ende der 1960er Jahre landete er bei Hanser, von 1986 an leitete er den Verlag. Für Michael Krüger und Hanser waren das überaus erfolgreiche Jahre. In seiner Zeit als Verlagslektor wurden 15 Hanser-Autorinnen und -Autoren mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt. Heute trauert der 76-Jährige aber auch verpassten Chancen nach.

    "Ich bin nie das große Risiko eingegangen"

    "Ich muss sagen, ich habe fantastische Angebote gekriegt. Ich sollte sogar mal, das habe ich noch nie erzählt, Direktor von 'Faber&Faber' in London werden. Aber ich habe abgesagt. Ich war nie in meinem Leben einer, der das große Risiko eingegangen ist."
    Aufgrund seiner Leukämieerkrankung möchte Michael Krüger heute erst recht kein Risiko eingehen. Auf das geliebte Reisen muss er derzeit verzichten. Noch im letzten Jahr erschien sein Buch "Mein Europa", ein Gedichtband, der seine Reisegedanken "bündeln soll".
    Also schreibt Michael Krüger in diesen Tagen in seinem Haus im Wald, bei schönem Wetter natürlich auch im Garten. Sein Lieblingsplatz? Die Bank unter seinem Apfelbaum. "Etwas Schöneres kann man sich nicht vorstellen."
    (ful)
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