PEN Nicaragua muss seine Arbeit einstellen
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Der Schriftstellerverband PEN stellt seine Aktivitäten in Nicaragua ein und beugt sich damit dem politischen Druck des Präsidenten Daniel Ortega. "Es ist alles so bilderbuchartig furchtbar", kommentiert Reguala Venske vom deutschen PEN die Lage.
Er ist 75 Jahre alt, hat seine sieben Kinder in politische Ämter gebracht und den Schwiegervater zum Polizeichef ernannt. Im Sommer will der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega wiedergewählt werden. Da kann er keine Opposition gebrauchen. Bereits 2018 gingen die Sicherheitskräfte gegen Proteste vor.
Kein Geld aus dem Ausland
Auf Druck der Regierung musste nun der nicaraguanische Zweig des Schriftstellerverbandes PEN seine Arbeit einstellen. "Es ist alles so bilderbuchartig furchtbar", kommentiert Regula Venske vom deutschen PEN die Lage für die Kolleginnen und Kollegen in dem mittelamerikanischen Land.
Nach einem neuen Gesetz kann Nichtregierungsorganisationen, die Geld aus anderen Ländern erhalten, die Lizenz entzogen werden. Der PEN Nicaragua muss mit hohen Strafen rechnen, wenn er mit der internationalen Mutterorganisation kooperiert, beispielweise bei Veranstaltungen.
"Sie ist wirklich eine Kämpferin"
Die Präsidentin des PEN Nicaragua, Gioconda Belli, lasse sich aber nicht unterkriegen, sagt Venske. "Sie ist wirklich eine Kämpferin und hat in ihrer Jugend mit den Sandinisten für die Freiheit gekämpft. Deshalb ist sie auch besonders verstört über die Entwicklung ihres einstigen Weggefährten. Aber sie schrieb mir heute Nacht, dass sie weiter für Literatur und für die Freiheit des Wortes kämpfen wird", berichtet Venske.
Zwar seien PEN-Organisationen nicht grundsätzlich regierungskritisch, doch vergleicht Venske die Lage in Nicaragua mit der Situation für Autorinnen und Autoren in Russland, Ungarn oder Israel. Dort gebe es ähnliche Gesetze gegen ausländische "Spione" oder "Handlanger".
Doch Venske räumt ein: "Da können Sie nach Ungarn gucken. Der ungarische PEN ist inzwischen doch recht regierungstreu. Von denen kommt nicht die Kritik an Orbán, die wir uns wünschen würden."
(huc)