Schriftsteller Zafer Şenocak über deutsche Nahostpolitik

Wenn das Recht nichts zählt

12:13 Minuten
Das Foto zeigt Kämpfer der Rebellen nahe Aleppo, die Tunnel bauen, um sich auf einen Angriff der syrischen Streitkräfte vorzubereiten.
Kämpfer der Rebellen nahe Aleppo, die Tunnel bauen, um sich auf einen Angriff der syrischen Streitkräfte vorzubereiten. © picture alliance / ZUMA Press / Juma Mohammad
Moderation: Ute Welty |
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Der Schriftsteller Zafer Şenocak blickt düster auf den Nahen Osten: Dort sieht er nur Problemländer. Der deutschen Außenpolitik wirft er vor, Grundrechte von Menschen zu missachten.
Der Publizist und Schriftsteller Zafer Şenocak hat momentan wenig Hoffnung für den Nahen Osten. Es gebe dort derzeit gescheiterte Länder sowie Länder, die das Scheitern noch vor sich hätten, sagt er.
Es gebe viele hausgemachte Probleme in der Region, so Şenocak: "Viel an Gewalt wächst ja aus der Region heraus, aus der Kultur heraus. Das muss man auch mal offen sagen."

"Das muss uns unruhig machen"

Er sehe, die Türkei eingeschlossen, "eigentlich nur Problemländer. Das muss uns doch sehr unruhig machen. Das ist die unmittelbare Nachbarschaft".
Auch die deutsche Außenpolitik kommt bei dem Publizisten nicht gut weg. Anlässlich der Posse um die Verleihung eines Ordens durch den Dresdner Semperopernball an Ägyptens Präsidenten al-Sisi sagt Şenocak, es habe auch schon einen deutschen Außenminister gegeben, der al-Sisi in Kairo hoch gelobt habe: "Es ist geradezu obszön, dass bestimmte Rechte, nicht einmal die elementaren Grundrechte, irgendetwas zählen, wenn es um unsere angeblichen Sicherheitsinteressen geht."

Gezielte Provokationen in Syrien

Er bezweifele, dass die Unterstützung von autoritären Herrschaftsstrukturen Deutschland auf Dauer nutze. Man müsse in der Region versuchen, eine "ernsthafte Strategie zu fahren".
Zur Situation in Syrien sagt Şenocak, der Beschuss von türkischen durch syrische Truppen sei eine gezielte Provokation, um dem türkischen Präsidenten Erdogan seine Grenzen aufzuzeigen. Die Lage dort sei "hochgefährlich" und kaum noch zu kontrollieren.
(ahe)

Zafer Şenocak ist Autor und Publizist. Er wurde 1961 in Ankara geboren, seit 1970 lebt er in Deutschland. Senocak studierte Germanistik, Politik und Philosophie in München. Seit 1979 veröffentlicht er Gedichte, Essays und Prosa in deutscher Sprache. Er schreibt für die "tageszeitung" in Berlin und andere Publikationen. Zuletzt erschien sein Roman "Deutsche Schule".

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