Schutz gegen Covid-19

"Wir wissen noch nicht alles über diese Impfstoffe"

10:58 Minuten
In einer Halle, die zu einem Corona-Impfzentrum umfunktioniert wird, sind Trennwände aufgebaut. Zu sehen ist zudem ein Schild mit der Aufschrift "Aufklärung Arzt".
Testlauf im Schnelldurchgang: Wie hier im nordfriesischen Husum entstehen überall in Deutschland Impfzentren. © Imago / Willi Schewski
Martin Terhardt im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Die Entwicklung ging schnell: Innerhalb von Monaten entstanden mehrere Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus. Diese könnten helfen, die Krankheit schneller einzudämmen, ist der Arzt Martin Terhardt überzeugt.
In Deutschland werden die ersten Impfzentren eingerichtet. Dort sollen zuerst die Risikogruppen gegen Covid-19 geimpft werden. Doch an den bevorstehenden Impfungen wird auch Kritik laut. So warnte der Arzt Steffen Rabe, dass noch zu wenig über die Corona-Impfstoffe bekannt sei, die nun hierzulande vor der Zulassung stehen.

Vorteil überwiegt

"Wir wissen noch nicht alles über diese Impfstoffe", räumt auch der Mediziner Martin Terhardt ein. Dies liege aber in der Natur der Sache, weil die Vakzine so schnell entwickelt worden seien, so der Berliner Kinder- und Jugendarzt, der auch Mitglied der vom Robert Koch-Institut koordinierten Ständigen Impfkommission (STIKO) ist, die Impfempfehlungen entwickelt. Für Terhardt überwiegten aber der Vorteil: "diese Krankheit eventuell schneller einzudämmen".
Den Vorwurf, dass keine Risikogruppen getestet worden seien, weist der Mediziner zurück. Chronisch kranke Menschen seien in der dritten Phase der Studie des Impfstoffs von Biontech miteingeschlossen gewesen. Dieser soll auch in Deutschland geimpft werden.
Auch zu einem anderen Kritikpunkt nimmt das Mitglieder der Ständigen Impfkommission Stellung. Zwar seien wegen der kurzen Entwicklungszeit noch nicht alle Nebenwirkungen bekannt. Doch werde in den nächsten Monaten, wenn die ersten Menschen geimpft werden, "zusätzliches Wissen entstehen, auch über eventuelle zusätzliche Nebenwirkungen, die bisher in den Studien nicht aufgefallen sind". Alle bisher bereits aufgefallenen Nebenwirkungen, so der Arzt, seien solche, die schon von anderen Impfungen bekannt seien: "Kopfschmerzen, Müdigkeit, ein bisschen Temperaturerhöhung, Schmerzen an der Impfstelle".

Gemeinschaftsschutz durch Impfung

Unklar sei immer noch, ob Geimpfte den neuartigen Coronavirus weitergeben könnten. Dies werde aber bei dem neuartigen rMNA-Impfstoff noch geprüft, versichert Terhardt. Bei einem Vektor-Vakzin wurde dies bereits getestet, die Daten dazu lägen indes noch nicht vor. "Aber das müssen wir erfahren. Das ist sehr wichtig." Doch gehe er davon aus, unterstreicht das STIKO-Mitglied, dass der Impfstoff "auch einen gewissen Gemeinschaftsschutz erreicht. Aber nicht so einen perfekten, wie wenn er vor Infektionen schützt."
Der Mediziner geht davon aus, dass nach den Risikogruppen ab Sommer auch breite Teile der Bevölkerung geimpft werden können. Er würde dann jedem raten, sich zu impfen. "Wir werden das Problem, das uns so nervt, vielleicht sonst doch nicht los."
(rzr)
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