"Der Mensch kann nur mindern, nicht verhindern"
Wieder hat eine Naturkatastrophe Indonesien getroffen. Was tun? Tsunamis oder Erdbeben seien zwar nicht zu verhindern, sagt der Geo-Ökologe Axel Bronstert. Doch die Frühwarnsysteme könne man verbessern und damit mehr Menschen erreichen.
Erdbeben, Fluten, Stürme kosten weltweit viele Menschenleben und hinterlassen ein verheerendes Ausmaß an Zerstörung - so auch zuletzt der Tsunami in Indonesien. Immer wieder taucht die Frage auf: Wie kann man das verhindern?
Die Konsequenzen werden zunehmend heftiger
Naturkatastrophen verhindern zu wollen, sei eine trügerische Hoffnung, sagt der Hydrologe und Professor für Geo-Ökologie Axel Bronstert. Aber: Die Zahl der Naturkatastrophen sei in den zurückliegenden Jahrzehnten weniger stark gestiegen, als gemeinhin angenommen und von Medienberichten suggeriert. Die Konsequenzen seien jedoch zunehmend heftiger, unter anderem weil in betroffenen Gebieten heute meist deutlich mehr Menschen lebten als früher. Wie schützt man also die Menschen?
"Wir versuchen das Wort ‚Schützen‘ zu vermeiden, um nicht zu implizieren, es gäbe einen vollständigen Schutz. Man versucht, das Risiko zu mindern, indem man früher erkennt: Tut sich was im System, ändern sich die Randbedingungen? Und wenn ja: Können wir diese Änderungen vorhersagen?"
Vorbildliches System in Japan
Daraus wiederum könnten bessere Frühwarnsysteme entstehen. Auch in Bezug auf die Tsunami-Frühwarnung sei in den zurückliegenden Jahren viel passiert. "Allerdings muss die Warnung auch ankommen. Die Leute müssen wissen, was das bedeutet – das gilt für alle Warnungen. Wenn man nur ein paar Minuten oder sogar Sekunden Zeit hat, muss das perfekt funktionieren."
Als Vorbild nennt Bronstert Japan: Dort würden die Leute regelmäßig darauf vorbereitet, sich bei Erdbeben richtig zu verhalten.
Interdisziplinäre Forschung ist sinnvoll
Darüber hinaus sei es sinnvoll, für bestimmte, immer wieder gefährdete Gebiete von Fall zu Fall Siedlungsverbote auszusprechen und zu überwachen.
Bronstert sagte weiter: Um in der Forschung weiter voran zu kommen und mögliche Szenarien zu berechnen und zu analysieren, sei interdisziplinäres Zusammenarbeiten von Meteorologen, Geoökologen oder Hydrologen mit Physikern und Mathematikern unverzichtbar.
Bei allem gelte jedoch: Menschen könnten die Folgen von Naturgewalt nur mindern, nicht verhindern.