Schwarz, muslimisch, diskriminiert
Die Ressentiments gegen Muslime sind in den USA aggressiver als je zuvor. Und sie verbinden sich unheilvoll mit der Diskriminierung, der die Schwarzen in Amerika ausgesetzt sind.
"Für uns – die sogenannten Afro-Amerikaner – ein Begriff, den ich nicht mag – weder 'afrikanisch' noch 'amerikanisch' - ich bin ein Amerikaner..."
Schwarze Amerikaner, die an den Islam glauben, heißen in den USA afro-amerikanische Muslime. Ein Unding sei diese Bezeichnung, schimpft Abdul Qadir Muhammad. Er ist um die 60, sitzt mürrisch im Büro der Taqwa-Moschee in Brooklyn, für die er die Pressearbeit erledigt. "African-American" - dabei sei das Amerikanische doch viel entscheidender als die afrikanischen Wurzeln.
"Es ist anders herum. Sie sollten mich amerikanisch-afrikanisch nennen. Nicht afrikanisch-amerikanisch."
Abdul Qadir Muhammad will partout nicht in einen Topf geworfen werden mit muslimischen Einwanderern aus Afrika.
"Einige glauben, dass sie, wenn sie hierher kommen, unabhängig von ihrem Haben oder Können akzeptiert werden. Aber sie kennen die Leute hier nicht. Es sind nicht ihre Freunde. Einige sind hierher gekommen mit der Vorstellung, dass ihre Hautfarbe sie schon durchbringt."
Abdul Qadir Muhammad ist gebürtiger Amerikaner, doch sein Selbstbild scheint angekratzt. Denn die Ressentiments gegen Muslime sind aggressiver als je zuvor – und verbinden sich unheilvoll mit der Diskriminierung, der die Schwarzen in Amerika ausgesetzt sind. Schwarze Muslime haben keinen guten Stand. Und dabei spielt es keine Rolle, ob sie nun in Amerika geboren oder aus Afrika eingewandert sind. Zu der Gruppe der Neueingewanderten gehört, seinem Akzent nach zu urteilen, auch Sheikh Uthman von der Brooklyner Taqwa Moschee, die hauptsächlich von Schwarzen besucht wird. In seiner Freitagspredigt geht Sheikh Uthman auch auf die Diskriminierung ein.
"Ein Bruder erzählte mir gestern: Als er zu Fuß zur Ikhwa-Moschee ging, wurde er von einigen Kerlen verprügelt. Und auch meinem Bruder Ali aus Nigeria ist so etwas geschehen. Er lebt in New Jersey und ist groß gewachsen. Vorgestern war er auf dem Weg zur Moschee. Unterwegs telefonierte er. Auf einmal fiel ihm das Handy runter. Sechs, sieben Kerle schlugen auf ihn ein. Er verteidigte sich. Dabei brach er sich die Hand. Die Schwarzen in diesem Land leiden. Es ist, als ob sie lebendig begraben wären. Was man jetzt über die Muslime sagt, hat man hier früher über die Schwarzen gesagt. Wenn ihr das nicht wisst, müsst ihr in die Geschichte zurückschauen, liebe Brüder und Schwestern."
In der amerikanischen Öffentlichkeit treten viele Schwarze selbstbewusst und artikuliert auf. Sie sind spürbar stolz auf die Bürgerrechte, die sie in den 60er-Jahren errungen haben. Doch das überträgt sich nicht automatisch auf die afro-amerikanischen Muslime. Sie scheinen stumm und unsichtbar – zumindest, was ihre Präsenz in den US-Medien betrifft. Der Kulturwissenschaftler Zaheer Ali:
"Im öffentlichen Diskurs über den amerikanischen Islam sieht man kaum schwarze Muslime. Obwohl sie mehr als 40 Prozent der amerikanischen Muslime ausmachen, je nachdem, wen man befragt. Das ist ein Problem."
Nach Angaben des Gallup-Instituts in Washington sind gut ein Drittel der Muslime in den USA afro-amerikanisch. Das sind rund zwei Millionen Menschen. Dass sie im amerikanischen Fernsehen so gut wie nicht vorkommen – obwohl das Thema Islam dort, wie bei uns, sehr präsent ist – ist kein Zufall, glaubt Zaheer Ali.
"Selbst wenn sie im Fernsehen über Muslime in Amerika berichten, heben sie dabei Gruppen hervor, die man leicht als Einwanderer bezeichnen kann, selbst wenn sie schon seit drei oder vier Generationen hier sind – Araber oder Menschen aus Süd-Asien. Deren Anspruch, Amerikaner zu sein, kann man schließlich in Zweifel ziehen. Das bedient den Ansatz, den Islam als fremde Religion hinzustellen, als etwas von Außerhalb, etwas, das anders ist. Mit schwarzen Muslimen und der Geschichte, für die sie stehen, klappt das nicht. Das ist ein entscheidendes Manko bei der Diskussion über den Islam in Amerika. Den USA ist einfach unwohl mit dem, wofür die schwarzen Muslime stehen. Denn diese Geschichte beginnt mit Sklaverei. Den USA - als Staatsgebilde, als Staatsapparat - fällt es schwer, sich mit Sklaverei auseinanderzusetzen. Aber auch für die Bevölkerung ist es ein unangenehmes Thema."
Unter den Schwarzen, die auf Sklavenschiffen nach Amerika verschleppt wurden, waren auch Muslime. Schon ganz zu Beginn war der Islam damit Teil der USA. Die Afro-Amerikaner gehören zum Urbestand der amerikanischen Muslime. So etwas wie einen Heimvorteil bringt ihnen das aber nicht. An dem beachtlichen gesellschaftlichen Erfolg, den zahlreiche Muslime in den USA haben, haben sie keinen Anteil. Magali Rheault vom Gallup-Institut, Washington:
"Das Gesamtbild, das die Muslime in Amerika abgeben, ist sehr positiv. Wir wissen von ihnen, dass sie ein sehr hohes Bildungsniveau haben. Außerdem haben die meisten Arbeit. Viele von ihnen sind in akademischen Berufen tätig, als Ärzte, Architekten, Ingenieure und so weiter. Wenn man die Ergebnisse nach ethnischer Herkunft betrachtet, ist das Bild allerdings sehr uneinheitlich. Amerikanische Muslime, die aus Asien stammen, schneiden ausgesprochen gut ab. Anders sieht es bei den Schwarzen aus. Wenn man sich das Einkommen ansieht, das im Haushalt verfügbar ist, stehen ganz unten schwarze Muslime."
Viele afro-amerikanische Muslime stehen am Rande der Gesellschaft. Zugleich sind ein Großteil von ihnen Konvertiten oder stammen von solchen ab. In einer prekären Lage fühlen sich offenbar viele Schwarze von der Doppelstrategie angesprochen, mit der muslimische afro-amerikanische Organisationen für den Islam werben: Sie betonen, wie zentral Solidarität und Gemeinsinn im Islam sind – und formulieren zugleich harsche politische Kritik. Besonders drastisch setzt dies die Organisation "Nation of Islam" um. Gegründet wurden sie 1930, ihr berühmtester Fürstreiter war Malcolm X. "Nation of Islam" sieht das Christentum als Sache des weißen Mannes, der den Rest der Welt unterdrücken will – der Islam dagegen sei die angestammte Religion der Schwarzen.
Ihr Separatismus prägt das negative Bild, das viele Amerikaner von schwarzen Muslimen haben. Wie viele Mitglieder "Nation of Islam" genau hat, ist umstritten. Sie gelten als kleine, aber einflussreiche Sekte, deren radikale Ansichten auch durch Hip-Hop-Bands bekannt wurden, die der Organisation nahestehen – und in ihren Raptexten nicht mit Verbalattacken gegen Weiße geizen. Solche Texte sind zwar selten - dass Allah von schwarzen Rappern gepriesen wird, ist jedoch in den USA längst gang und gäbe, bei Bands wie Public Enemy, Queen Latifah, Mos Def oder Lord Jammar.
Diese eigentlich religiösen Bekenntnisse sind mittlerweile zur Pop-Folklore geworden - zu einer Pose, die ebenso verpflichtend ist wie die halbnackten Frauen und schicken Autos in den Musikclips solcher Musiker. Eine gewisse Inhaltsleere, die aber durchaus ihre Vorteile hat, gibt Zaheer Ali zu bedenken. Er sieht Popkultur als das beste Verständigungsinstrument. Nicht jeder schwarze Muslim hasst die Weißen. Um solche Vorurteile gegen schwarze Muslime zu brechen, seien Kulturschaffende ideal. Er führt Nzinga Knight an, eine schwarze Modedesignerin, die an einer renommierten Modeschule in New York City arbeitet.
"Das muss man sich mal vorstellen. Man belegt einen Kurs in Modedesign an der 'Pratt School of Design'. Und dann kommt eine Frau hereinspaziert, die einen Hijab-Schleier trägt, als Dozentin für Modedesign! Ihre Schwester Nsenga hat gerade ein Kunststudium in Pennsylvania abgeschlossen. Ihre Installationen waren in den angesagten Ausstellungsorten in New York zu sehen. Eines ihrer aktuellen Stücke ist ein Multimedia-Projekt, das sich um schwarze Musliminnen als Zeitzeugen dreht. Dann ist da noch Kauthar Umar. Sie hat den Dokumentarfilm 'New Muslim Cool' ko-produziert. Der Film wurde auf einem Fastenbrechen für junge erfolgreiche Muslime vorgestellt, zu dem Hillary Clinton gelade hatte. Es sind alles tolle Leute, die sich wohlfühlen mit ihrer ethnischen Zugehörigkeit, mit ihrer Identität als Amerikaner und als Muslime - und die beeindruckende Arbeit leisten."
Abdul Qadir Muhammad geht einen anderen Weg. Den besten Schutz gegen Diskriminierung sieht er in einer persönlichen Entfaltung. Er will nicht nur auf sein Muslim-Sein festgelegt werden.
"Ich arbeite auch als Publizist. Ich habe Erfahrung im PR- und Marketing-Bereich und in der Verwaltung. Ich bin Musiker und Sportler. Ich habe zehn Jahre den Basketball-Nachwuchs trainiert. Ich bin ein vielseitiger Charakter. Aus diesem Grunde kenne ich Diskriminierung gar nicht. Und wenn mir das doch passiert – habe ich Mitleid mit dem, der mich diskriminiert."
Leben und leben lassen: Daher will er seinen etwas sperrigen Begriff "amerikanisch-afrikanisch" auch niemandem aufdrängen. Er will nicht pikiert sein, wenn die Leute so weiter reden wie bisher, von "afro-amerikanischen Muslimen".
"Sie können schon noch "afrikanisch-amerikanisch" sagen. Der andere Ausdruck ist nur für mich persönlich."
Schwarze Amerikaner, die an den Islam glauben, heißen in den USA afro-amerikanische Muslime. Ein Unding sei diese Bezeichnung, schimpft Abdul Qadir Muhammad. Er ist um die 60, sitzt mürrisch im Büro der Taqwa-Moschee in Brooklyn, für die er die Pressearbeit erledigt. "African-American" - dabei sei das Amerikanische doch viel entscheidender als die afrikanischen Wurzeln.
"Es ist anders herum. Sie sollten mich amerikanisch-afrikanisch nennen. Nicht afrikanisch-amerikanisch."
Abdul Qadir Muhammad will partout nicht in einen Topf geworfen werden mit muslimischen Einwanderern aus Afrika.
"Einige glauben, dass sie, wenn sie hierher kommen, unabhängig von ihrem Haben oder Können akzeptiert werden. Aber sie kennen die Leute hier nicht. Es sind nicht ihre Freunde. Einige sind hierher gekommen mit der Vorstellung, dass ihre Hautfarbe sie schon durchbringt."
Abdul Qadir Muhammad ist gebürtiger Amerikaner, doch sein Selbstbild scheint angekratzt. Denn die Ressentiments gegen Muslime sind aggressiver als je zuvor – und verbinden sich unheilvoll mit der Diskriminierung, der die Schwarzen in Amerika ausgesetzt sind. Schwarze Muslime haben keinen guten Stand. Und dabei spielt es keine Rolle, ob sie nun in Amerika geboren oder aus Afrika eingewandert sind. Zu der Gruppe der Neueingewanderten gehört, seinem Akzent nach zu urteilen, auch Sheikh Uthman von der Brooklyner Taqwa Moschee, die hauptsächlich von Schwarzen besucht wird. In seiner Freitagspredigt geht Sheikh Uthman auch auf die Diskriminierung ein.
"Ein Bruder erzählte mir gestern: Als er zu Fuß zur Ikhwa-Moschee ging, wurde er von einigen Kerlen verprügelt. Und auch meinem Bruder Ali aus Nigeria ist so etwas geschehen. Er lebt in New Jersey und ist groß gewachsen. Vorgestern war er auf dem Weg zur Moschee. Unterwegs telefonierte er. Auf einmal fiel ihm das Handy runter. Sechs, sieben Kerle schlugen auf ihn ein. Er verteidigte sich. Dabei brach er sich die Hand. Die Schwarzen in diesem Land leiden. Es ist, als ob sie lebendig begraben wären. Was man jetzt über die Muslime sagt, hat man hier früher über die Schwarzen gesagt. Wenn ihr das nicht wisst, müsst ihr in die Geschichte zurückschauen, liebe Brüder und Schwestern."
In der amerikanischen Öffentlichkeit treten viele Schwarze selbstbewusst und artikuliert auf. Sie sind spürbar stolz auf die Bürgerrechte, die sie in den 60er-Jahren errungen haben. Doch das überträgt sich nicht automatisch auf die afro-amerikanischen Muslime. Sie scheinen stumm und unsichtbar – zumindest, was ihre Präsenz in den US-Medien betrifft. Der Kulturwissenschaftler Zaheer Ali:
"Im öffentlichen Diskurs über den amerikanischen Islam sieht man kaum schwarze Muslime. Obwohl sie mehr als 40 Prozent der amerikanischen Muslime ausmachen, je nachdem, wen man befragt. Das ist ein Problem."
Nach Angaben des Gallup-Instituts in Washington sind gut ein Drittel der Muslime in den USA afro-amerikanisch. Das sind rund zwei Millionen Menschen. Dass sie im amerikanischen Fernsehen so gut wie nicht vorkommen – obwohl das Thema Islam dort, wie bei uns, sehr präsent ist – ist kein Zufall, glaubt Zaheer Ali.
"Selbst wenn sie im Fernsehen über Muslime in Amerika berichten, heben sie dabei Gruppen hervor, die man leicht als Einwanderer bezeichnen kann, selbst wenn sie schon seit drei oder vier Generationen hier sind – Araber oder Menschen aus Süd-Asien. Deren Anspruch, Amerikaner zu sein, kann man schließlich in Zweifel ziehen. Das bedient den Ansatz, den Islam als fremde Religion hinzustellen, als etwas von Außerhalb, etwas, das anders ist. Mit schwarzen Muslimen und der Geschichte, für die sie stehen, klappt das nicht. Das ist ein entscheidendes Manko bei der Diskussion über den Islam in Amerika. Den USA ist einfach unwohl mit dem, wofür die schwarzen Muslime stehen. Denn diese Geschichte beginnt mit Sklaverei. Den USA - als Staatsgebilde, als Staatsapparat - fällt es schwer, sich mit Sklaverei auseinanderzusetzen. Aber auch für die Bevölkerung ist es ein unangenehmes Thema."
Unter den Schwarzen, die auf Sklavenschiffen nach Amerika verschleppt wurden, waren auch Muslime. Schon ganz zu Beginn war der Islam damit Teil der USA. Die Afro-Amerikaner gehören zum Urbestand der amerikanischen Muslime. So etwas wie einen Heimvorteil bringt ihnen das aber nicht. An dem beachtlichen gesellschaftlichen Erfolg, den zahlreiche Muslime in den USA haben, haben sie keinen Anteil. Magali Rheault vom Gallup-Institut, Washington:
"Das Gesamtbild, das die Muslime in Amerika abgeben, ist sehr positiv. Wir wissen von ihnen, dass sie ein sehr hohes Bildungsniveau haben. Außerdem haben die meisten Arbeit. Viele von ihnen sind in akademischen Berufen tätig, als Ärzte, Architekten, Ingenieure und so weiter. Wenn man die Ergebnisse nach ethnischer Herkunft betrachtet, ist das Bild allerdings sehr uneinheitlich. Amerikanische Muslime, die aus Asien stammen, schneiden ausgesprochen gut ab. Anders sieht es bei den Schwarzen aus. Wenn man sich das Einkommen ansieht, das im Haushalt verfügbar ist, stehen ganz unten schwarze Muslime."
Viele afro-amerikanische Muslime stehen am Rande der Gesellschaft. Zugleich sind ein Großteil von ihnen Konvertiten oder stammen von solchen ab. In einer prekären Lage fühlen sich offenbar viele Schwarze von der Doppelstrategie angesprochen, mit der muslimische afro-amerikanische Organisationen für den Islam werben: Sie betonen, wie zentral Solidarität und Gemeinsinn im Islam sind – und formulieren zugleich harsche politische Kritik. Besonders drastisch setzt dies die Organisation "Nation of Islam" um. Gegründet wurden sie 1930, ihr berühmtester Fürstreiter war Malcolm X. "Nation of Islam" sieht das Christentum als Sache des weißen Mannes, der den Rest der Welt unterdrücken will – der Islam dagegen sei die angestammte Religion der Schwarzen.
Ihr Separatismus prägt das negative Bild, das viele Amerikaner von schwarzen Muslimen haben. Wie viele Mitglieder "Nation of Islam" genau hat, ist umstritten. Sie gelten als kleine, aber einflussreiche Sekte, deren radikale Ansichten auch durch Hip-Hop-Bands bekannt wurden, die der Organisation nahestehen – und in ihren Raptexten nicht mit Verbalattacken gegen Weiße geizen. Solche Texte sind zwar selten - dass Allah von schwarzen Rappern gepriesen wird, ist jedoch in den USA längst gang und gäbe, bei Bands wie Public Enemy, Queen Latifah, Mos Def oder Lord Jammar.
Diese eigentlich religiösen Bekenntnisse sind mittlerweile zur Pop-Folklore geworden - zu einer Pose, die ebenso verpflichtend ist wie die halbnackten Frauen und schicken Autos in den Musikclips solcher Musiker. Eine gewisse Inhaltsleere, die aber durchaus ihre Vorteile hat, gibt Zaheer Ali zu bedenken. Er sieht Popkultur als das beste Verständigungsinstrument. Nicht jeder schwarze Muslim hasst die Weißen. Um solche Vorurteile gegen schwarze Muslime zu brechen, seien Kulturschaffende ideal. Er führt Nzinga Knight an, eine schwarze Modedesignerin, die an einer renommierten Modeschule in New York City arbeitet.
"Das muss man sich mal vorstellen. Man belegt einen Kurs in Modedesign an der 'Pratt School of Design'. Und dann kommt eine Frau hereinspaziert, die einen Hijab-Schleier trägt, als Dozentin für Modedesign! Ihre Schwester Nsenga hat gerade ein Kunststudium in Pennsylvania abgeschlossen. Ihre Installationen waren in den angesagten Ausstellungsorten in New York zu sehen. Eines ihrer aktuellen Stücke ist ein Multimedia-Projekt, das sich um schwarze Musliminnen als Zeitzeugen dreht. Dann ist da noch Kauthar Umar. Sie hat den Dokumentarfilm 'New Muslim Cool' ko-produziert. Der Film wurde auf einem Fastenbrechen für junge erfolgreiche Muslime vorgestellt, zu dem Hillary Clinton gelade hatte. Es sind alles tolle Leute, die sich wohlfühlen mit ihrer ethnischen Zugehörigkeit, mit ihrer Identität als Amerikaner und als Muslime - und die beeindruckende Arbeit leisten."
Abdul Qadir Muhammad geht einen anderen Weg. Den besten Schutz gegen Diskriminierung sieht er in einer persönlichen Entfaltung. Er will nicht nur auf sein Muslim-Sein festgelegt werden.
"Ich arbeite auch als Publizist. Ich habe Erfahrung im PR- und Marketing-Bereich und in der Verwaltung. Ich bin Musiker und Sportler. Ich habe zehn Jahre den Basketball-Nachwuchs trainiert. Ich bin ein vielseitiger Charakter. Aus diesem Grunde kenne ich Diskriminierung gar nicht. Und wenn mir das doch passiert – habe ich Mitleid mit dem, der mich diskriminiert."
Leben und leben lassen: Daher will er seinen etwas sperrigen Begriff "amerikanisch-afrikanisch" auch niemandem aufdrängen. Er will nicht pikiert sein, wenn die Leute so weiter reden wie bisher, von "afro-amerikanischen Muslimen".
"Sie können schon noch "afrikanisch-amerikanisch" sagen. Der andere Ausdruck ist nur für mich persönlich."