Schwarze Komödien und amüsante Geschichten
In Berlin wurde am Sonntagabend im Arsenal-Kino am Potsdamer Platz das "Jüdische Filmfestival eröffnet. Das "Jewish Film Festival", wie es sich ganz international nennt, findet zum 13. Mal statt und wird ab dem 29. Juni dann auch in Potsdam zu sehen sein. In diesem Jahr zeigt die Festivalleiterin Nicola Galliner 20 Filme aus acht Ländern, die das Beste vom jüdischen Film aus aller Welt präsentieren.
Sie sind alle so um die 30, genießen die Modeläden und Galerien, die Cafés und Clubs und leben in einer Art "friedlicher Seifenblase". Auch so könnte man "The Bubble" übersetzen. Mit den gerade wieder einmal eskalierenden politischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten hat dieses Leben nicht viel gemein. Denn die größte Schwierigkeit, die Lulu, Noam und Yali haben, besteht darin, einen neuen Partner zu finden. Von den wirklichen Problemen des Landes, wollen sie möglichst wenig mitbekommen. Doch das coole Szeneleben des Trios nimmt eine unerwartete Wendung, als Noam den jungen Palästinenser Ashraf kennen lernt: Nach einer schnellen ersten gemeinsamen Nacht, entwickelt sich eine Beziehung, die der Regisseur Eytan Fox erläutert:
"Die Situation ist natürlich nicht normal. Das wollten wir mit dem Film auch ausdrücken. Die Gruppe von junge, naiven, optimistischen, progressiven Menschen probiert eine Art Spiel aus: "Lasst uns aus diesem Palästinenser einen von uns machen: einen coolen Tel Aviver Typen." Aber als sie ihm näher kommen, ihn kennen lernen, ist das keine normale Situation mehr. Aus der Situation lässt sich einfach kein Spiel machen. Die Dinge sind viel komplizierter."
Die jungen Israelis beschließen, Ashraf den illegalen Aufenthalt in Tel Aviv zu ermöglichen. Und indem sie auf der Straße für eine Strandparty werben, die sich gegen die Besetzung der palästinensischen Gebiete richtet, werden sie sogar ein bisschen politisch aktiv.
Doch Ashrafs illegales Leben in Tel Avis fliegt auf, seine Familie erfährt von seiner Homosexualität und reagiert entsetzt, und auf der Suche nach Terroristen erschießen israelische Soldaten versehentlich Ashrafs Schwester. "The Bubble" zeigt, dass zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten nicht nur politische, sondern auch kulturelle Welten liegen. Für Festivalleiterin Nicola Galliner ein Film, der sehr realistisch die Sehnsüchte junger Israelis mit politischer Alltagsrealität verbindet.
"Ich denke, das ist ein Film, womit das hiesige Publikum sehr wohl was anfangen kann. Und ich finde, es ist sein gelungenster Film von Eytan Fox. Und ich bin eigentlich sehr überrascht, dass er noch keinen Verleih hat in Deutschland. "
Rund die Hälfte aller Werke auf dem Jüdischen Filmfestival stammt aus Israel. Darunter viel Widersprüchliches: Roy Westler zum Beispiel erzählt in "Shadya" von einem moslemischen Mädchen, das israelische Staatsbürgerin und Karate-Sportlerin ist und sich im ständigen Kampf zwischen Tradition und Ehrgeiz befindet.
Oder das Werk "Film Fanatic". Darin portraitiert der Dokumentarfilmregisseur Shlomo Hazan den ultra-orthodoxen Juden Yehuda Grovais, der als Filmemacher in einer Gesellschaft lebt, in der Filme verboten sind, in der Rabbiner keine Toleranz zeigen und der nie ein Produktionsbudget hat. Ähnlich skurril wirkt der Spielfilm "Galilee Eskimos" von Jonathan Paz: Das Werk handelt von einem bankrotten Kibbuz, der geräumt wird. Wobei man vergisst, den Menschen des Seniorenheims ein neues Zuhause zu geben. Daraufhin erproben die Alten den Aufstand. Im Gegensatz zu diesen eher amüsanten Geschichten, schildert der preisgekrönte Dokumentarfilme "5 Days", wie im August 2005 innerhalb von fünf Tagen 8.000 Siedler aus dem Gaza-Streifen evakuiert werden, um dem Friedensprozess eine neue Chance zu geben. Und während an der Börse die Kurse in Höhe schnellen, singt Noam Shapira, der Anführer der Ultra-Orthodoxen gegen den Abzug.
"Unser Land ist Fremden übergeben worden, unsere Häuser Nicht-Juden. Wir werden überzeugt - mit einem Messer im Nacken."
Für die Siedler ist die Aufgabe eines Teils von Israels Betrug gegenüber ihrem Glauben. Sie vergleichen es mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem vor über 2.000 Jahren, der zum Exil führte. Und so beschimpfen sie die Soldaten als Nazis und fühlen sich "deportiert". Der Regisseur Yoav Shamir verfolgte das Unternehmen mit insgesamt sieben Drehteams, um aus allen Blickwinkeln das Geschehen festzuhalten. Ein hochemotionaler Film, der ein großes historisches Ereignis schildert.
Die anderen Filme des Festivals, kommen aus Frankreich, Großbritannien, Norwegen, den USA, Mexiko und Argentinien. Sie runden die Filmwoche ab und geben Einblicke in jüdisches Leben weltweit. Der Dokumentarfilm "Origin Unknown" zum Beispiel handelt von dem norwegischen Psychiater Berthold Grünfeld, der sich nicht weiter für seine Herkunft interessiert. Das weckt die Neugier seiner Tochter Nina Grünberg, die Filmemacherin ist und beginnt, die Geschichte ihres Vaters aufzudecken.
Und Alejandro Springball erzählt in seiner Komödie "My Mexican Shiva", wie sich im Jüdischen Viertel von Mexico Stadt nach dem Tod von Moishe die Angehörigen über die Form der Beisetzung streiten. Denn der Verstorbene hatte sich weder besonders um seine Familie gekümmert, noch nach den religiösen Regeln des Judentums gelebt. Aus Deutschland präsentiert Nicola Galliner, anlässlich des 84. Geburtstages des Schriftstellers Ralph Giordano die Fernsehserie "Die Bertinis" von 1988. Die Geschichte stammt aus der Feder von Giordano und erzählt vom Überleben einer Hamburger Familie während der Nazizeit.
"Wir sind die ersten, die gratulieren. Weil ich denke, nächstes Jahr zum 85. werden alle gratulieren. Ich finde, wir müssen zum 84. gratulieren. Und wir sind ganz traurig, dass er nicht kommen kann."
Einem aktuellen Trend konnte sich das Jüdische Filmfestival übrigens nicht entziehen. Dem allmählich um sich greifenden Hitler-Virus.
"Mein Führer, mein Führer, ich bitte Sie! Der Wagen wartet. Die Russen sind keine 400 Meter weit weg. Mein Führer, mein Freund, ihre Lehre wird eines Tages neu aufstehen. Sie müssen überleben, damit sie darauf vorbereitet sind. Ich habe unsere lange Reise gut vorbereitet, mein Führer. Argentinien. "
Nur landet Hitler in der schwarzen englischen Komödie "Mrs. Meitlemeihr" von Graham Rose nicht in Argentinien, sondern im Londoner East-End. Dort tarnt er sich als Frau, auf die sein jüdischer Nachbar Lenny ein Auge wirft.
Weitere Informationen:
www.jffb.de
"Die Situation ist natürlich nicht normal. Das wollten wir mit dem Film auch ausdrücken. Die Gruppe von junge, naiven, optimistischen, progressiven Menschen probiert eine Art Spiel aus: "Lasst uns aus diesem Palästinenser einen von uns machen: einen coolen Tel Aviver Typen." Aber als sie ihm näher kommen, ihn kennen lernen, ist das keine normale Situation mehr. Aus der Situation lässt sich einfach kein Spiel machen. Die Dinge sind viel komplizierter."
Die jungen Israelis beschließen, Ashraf den illegalen Aufenthalt in Tel Aviv zu ermöglichen. Und indem sie auf der Straße für eine Strandparty werben, die sich gegen die Besetzung der palästinensischen Gebiete richtet, werden sie sogar ein bisschen politisch aktiv.
Doch Ashrafs illegales Leben in Tel Avis fliegt auf, seine Familie erfährt von seiner Homosexualität und reagiert entsetzt, und auf der Suche nach Terroristen erschießen israelische Soldaten versehentlich Ashrafs Schwester. "The Bubble" zeigt, dass zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten nicht nur politische, sondern auch kulturelle Welten liegen. Für Festivalleiterin Nicola Galliner ein Film, der sehr realistisch die Sehnsüchte junger Israelis mit politischer Alltagsrealität verbindet.
"Ich denke, das ist ein Film, womit das hiesige Publikum sehr wohl was anfangen kann. Und ich finde, es ist sein gelungenster Film von Eytan Fox. Und ich bin eigentlich sehr überrascht, dass er noch keinen Verleih hat in Deutschland. "
Rund die Hälfte aller Werke auf dem Jüdischen Filmfestival stammt aus Israel. Darunter viel Widersprüchliches: Roy Westler zum Beispiel erzählt in "Shadya" von einem moslemischen Mädchen, das israelische Staatsbürgerin und Karate-Sportlerin ist und sich im ständigen Kampf zwischen Tradition und Ehrgeiz befindet.
Oder das Werk "Film Fanatic". Darin portraitiert der Dokumentarfilmregisseur Shlomo Hazan den ultra-orthodoxen Juden Yehuda Grovais, der als Filmemacher in einer Gesellschaft lebt, in der Filme verboten sind, in der Rabbiner keine Toleranz zeigen und der nie ein Produktionsbudget hat. Ähnlich skurril wirkt der Spielfilm "Galilee Eskimos" von Jonathan Paz: Das Werk handelt von einem bankrotten Kibbuz, der geräumt wird. Wobei man vergisst, den Menschen des Seniorenheims ein neues Zuhause zu geben. Daraufhin erproben die Alten den Aufstand. Im Gegensatz zu diesen eher amüsanten Geschichten, schildert der preisgekrönte Dokumentarfilme "5 Days", wie im August 2005 innerhalb von fünf Tagen 8.000 Siedler aus dem Gaza-Streifen evakuiert werden, um dem Friedensprozess eine neue Chance zu geben. Und während an der Börse die Kurse in Höhe schnellen, singt Noam Shapira, der Anführer der Ultra-Orthodoxen gegen den Abzug.
"Unser Land ist Fremden übergeben worden, unsere Häuser Nicht-Juden. Wir werden überzeugt - mit einem Messer im Nacken."
Für die Siedler ist die Aufgabe eines Teils von Israels Betrug gegenüber ihrem Glauben. Sie vergleichen es mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem vor über 2.000 Jahren, der zum Exil führte. Und so beschimpfen sie die Soldaten als Nazis und fühlen sich "deportiert". Der Regisseur Yoav Shamir verfolgte das Unternehmen mit insgesamt sieben Drehteams, um aus allen Blickwinkeln das Geschehen festzuhalten. Ein hochemotionaler Film, der ein großes historisches Ereignis schildert.
Die anderen Filme des Festivals, kommen aus Frankreich, Großbritannien, Norwegen, den USA, Mexiko und Argentinien. Sie runden die Filmwoche ab und geben Einblicke in jüdisches Leben weltweit. Der Dokumentarfilm "Origin Unknown" zum Beispiel handelt von dem norwegischen Psychiater Berthold Grünfeld, der sich nicht weiter für seine Herkunft interessiert. Das weckt die Neugier seiner Tochter Nina Grünberg, die Filmemacherin ist und beginnt, die Geschichte ihres Vaters aufzudecken.
Und Alejandro Springball erzählt in seiner Komödie "My Mexican Shiva", wie sich im Jüdischen Viertel von Mexico Stadt nach dem Tod von Moishe die Angehörigen über die Form der Beisetzung streiten. Denn der Verstorbene hatte sich weder besonders um seine Familie gekümmert, noch nach den religiösen Regeln des Judentums gelebt. Aus Deutschland präsentiert Nicola Galliner, anlässlich des 84. Geburtstages des Schriftstellers Ralph Giordano die Fernsehserie "Die Bertinis" von 1988. Die Geschichte stammt aus der Feder von Giordano und erzählt vom Überleben einer Hamburger Familie während der Nazizeit.
"Wir sind die ersten, die gratulieren. Weil ich denke, nächstes Jahr zum 85. werden alle gratulieren. Ich finde, wir müssen zum 84. gratulieren. Und wir sind ganz traurig, dass er nicht kommen kann."
Einem aktuellen Trend konnte sich das Jüdische Filmfestival übrigens nicht entziehen. Dem allmählich um sich greifenden Hitler-Virus.
"Mein Führer, mein Führer, ich bitte Sie! Der Wagen wartet. Die Russen sind keine 400 Meter weit weg. Mein Führer, mein Freund, ihre Lehre wird eines Tages neu aufstehen. Sie müssen überleben, damit sie darauf vorbereitet sind. Ich habe unsere lange Reise gut vorbereitet, mein Führer. Argentinien. "
Nur landet Hitler in der schwarzen englischen Komödie "Mrs. Meitlemeihr" von Graham Rose nicht in Argentinien, sondern im Londoner East-End. Dort tarnt er sich als Frau, auf die sein jüdischer Nachbar Lenny ein Auge wirft.
Weitere Informationen:
www.jffb.de