Schwarze Künstler*innen in Deutschland

Wer war Rasha, die schwarze Taube?

08:15 Minuten
Porträt einer schwarzen Frau mit einem weißen Mann.
Portrait ohne Namen: "Rasha, die schwarze Taube" hat bei Maler Christian Schad keinen Nachnamen. © Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg / VG Bild-Kunst Bonn / DACS London 2020
Tmnit Zere im Gespräch mit Christine Watty |
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Die Geschichte schwarzer Künstler*innen in Deutschland ist voller Leerstellen. Ein Festival im Berliner Theater Hebbel am Ufer will sie von den "Rändern der Archive" in die Öffentlichkeit holen.
"Agosta, der Flügelmensch und Rasha, die schwarze Taube", heißt ein Bild des Malers Christian Schad aus dem Jahr 1929. Schad porträtierte oft Außenseiter der Gesellschaft. "Rasha" wurde in Madagaskar geboren, ist Schauspielerin, kam irgendwann nach Deutschland und trat mit ihrem weißen Ehemann auf einem Berliner Marktplatz auf – mit einer Boa constrictor. Mehr ist über sie nicht bekannt.
Es sind Leerstellen und Geschichten wie diese, auf die das Festival "Radical Mutation: On the Ruins of Rising Suns" am Berliner Theater Hebbel am Ufer aufmerksam machen will. Geschichten "an den Rändern des Archivs", wie sie Tmnit Zere, eine der Kuratorinnen, nennt.

Ein Porträt ohne Nachnamen

Bei der Recherche hätten sie sich gefragt, wie es schwarzen Schauspieler*innen und Künstler*innen während der Weimarer Republik ergangen sei. Doch die Informationen über Rasha und andere seien "sehr lückenhaft".
"Was wir so bezeichnend fanden, war diese Leerstelle: Dass Christian Schad sie mehrmals zu sich ins Studio eingeladen hat, um dieses Porträt zu machen, aber es nie geschafft hat, ihren vollen Namen zu dokumentieren."
Mit ihrer Arbeit wollen Zere und die anderen Kurator*innen Geschichten wie diese "fokussieren und in die Gegenwart bringen".
Porträt einer schwarzen Frau mit einem weißen Mann.
"Agosta, the Pigeon-Chested Man, and Rasha, the Black Dove" von Christian Schad (1929)© Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg / VG Bild-Kunst Bonn / DACS London 2020

Raum für komplexe Geschichten

Gerade im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung sei es wichtig, einen Schritt zurückzugehen und zu schauen, wann sich schwarze Menschen bereits mit Rassismus künstlerisch auseinandergesetzt hätten und wie sie sich organisiert hätten.
Außerdem gehe es auf dem Festival um die Frage, wie das Theater die Geschichten von schwarzen Menschen erzählen könne – ohne stereotype Zuschreibungen: "Sich diesen Freiraum zu erarbeiten, auch komplexe Themen und Geschichten zu erzählen, das ist das, was wir versuchen", sagt Zere.

Radical Mutation: On the Ruins of Rising Suns
Hebbel am Ufer, Berlin
23.9. bis 4.10.2020

(sed)
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