Schwarzes Leben im weißen Amerika
In "Kaffee trinken anderswo" von Zuwena Packer geht es um schwarzes Leben im weißen Amerika. Die Protagonisten aller acht Geschichten des Buches sind Afro-Amerikaner.
Zuwena Packer wurde 1973 in Chicago geboren und wuchs in Atlanta/Georgia und Louisville/Kentucky auf. Mit 19 veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte in einem Teenagermagazin unter dem Namen ZZ Packer. Nach dem Studium in Yale besuchte sie den Iowa Writer’s Workshop der University of Iowa.
Im Jahre 2000 wurde ihre Kurzgeschichte "Kaffee trinken anderswo" im angesehenen Magazin "The New Yorker" veröffentlicht. Damit gelang ihr der Einstieg in die amerikanische Literaturszene. Ihr gleichnamiger Erzählungsband wurde Finalist des PEN/Faulkner Awards und liegt nun auch auf Deutsch vor. 2007 nahm die Literaturzeitschrift "Granta" ZZ Packer in die Auswahl "Best of Young American Novalists" auf.
Eine Bilderbuchkarriere, die den Protagonisten ihrer Kurzgeschichten verwehrt bleibt. Zwar erhält Dina, die Hauptfigur der Titelgeschichte, einen Studienplatz in Yale. Doch bei der Einführungsveranstaltung stellt sie sich mit den Worten vor: "Ich heiße Dina, und wenn ich irgendein Ding sein müsste, dann schätze ich, wäre ich gern ein Revolver." Trotz ihrer hervorragenden Noten wird sie fortan als gefährliche Außenseiterin abgestempelt und fügt sich schließlich in diese Rolle.
In der Erzählung "Die Ameise des Ichs" glänzt der junge Afro-Amerikaner Spuregon ebenfalls mit schulischen Leistungen. Doch statt an einem Debattierwettbewerb teilzunehmen, holt er seinen Vater aus dem Gefängnis ab und fährt mit ihm - gegen seinen Willen - zum "Million Man March" des islamischen Schwarzenführers Louis Farakhan nach Washington D. C., um dort exotische Vögel zu verkaufen.
"Brownies" heißt die Geschichte über eine schwarze Mädchengruppe, die im gemeinsamen religiösen Ferienlager die weiße verprügeln will, dann aber feststellen muss, dass ihre Gegnerinnen sämtlich geistig zurückgeblieben sind.
"In Zungen reden" soll die 14-jährige Tia. Sie flüchtet aus der Enge im Haushalt der streng religiösen Großtante Roberta nach Atlanta, um dort ihre drogenabhängige Mutter zu suchen. Erfolglos landet sie im Prostituiertenmilieu, doch die Hure Marie besorgt Tia das Geld für die Heimfahrt.
Die Protagonisten aller acht Geschichten, die bis auf eine alle in den USA spielen, sind Afro-Amerikaner. Sie versuchen, aus den vorgegebenen sozialen Strukturen auszubrechen und ihr Leben selbst zu gestalten. In den Lebenssplittern geht es um Leid und Liebe, um das Scheitern und die Hoffnung.
Hart und präzise bildet die Autorin die triste Lebenswirklichkeit junger Schwarzer ab, hellt jedoch deren Hoffnungslosigkeit immer wieder auf überraschende und lakonische Weise durch Komik auf. In kraftvollen, von Giovanni und Ditte Bandini ins Deutsche übertragenen Sätzen und mit unverkennbarer Sympathie beschreibt ZZ Packer ihre Figuren. Wie mit einer Lupe hält sie deren Empfindungen und die Reaktion der Umgebung darauf fest.
Geschickt wird dabei das Klischee des benachteiligten oder zornigen Afro-Amerikaners vermieden. ZZ Packers Individuen sind trotz aller Widrigkeiten liebenswert und schlagen ihrer Mutter nach, von der es in der Widmung heißt, sie habe "einen Weg aus der Ausweglosigkeit" gefunden.
Besprochen von Birgit Koß
Zuwena Packer: Kaffee trinken anderswo
Aus dem Amerikanischen von Giovanni und Ditte Bandini, A1Verlag, München 2009, 277 Seiten, 19,80 Euro
Im Jahre 2000 wurde ihre Kurzgeschichte "Kaffee trinken anderswo" im angesehenen Magazin "The New Yorker" veröffentlicht. Damit gelang ihr der Einstieg in die amerikanische Literaturszene. Ihr gleichnamiger Erzählungsband wurde Finalist des PEN/Faulkner Awards und liegt nun auch auf Deutsch vor. 2007 nahm die Literaturzeitschrift "Granta" ZZ Packer in die Auswahl "Best of Young American Novalists" auf.
Eine Bilderbuchkarriere, die den Protagonisten ihrer Kurzgeschichten verwehrt bleibt. Zwar erhält Dina, die Hauptfigur der Titelgeschichte, einen Studienplatz in Yale. Doch bei der Einführungsveranstaltung stellt sie sich mit den Worten vor: "Ich heiße Dina, und wenn ich irgendein Ding sein müsste, dann schätze ich, wäre ich gern ein Revolver." Trotz ihrer hervorragenden Noten wird sie fortan als gefährliche Außenseiterin abgestempelt und fügt sich schließlich in diese Rolle.
In der Erzählung "Die Ameise des Ichs" glänzt der junge Afro-Amerikaner Spuregon ebenfalls mit schulischen Leistungen. Doch statt an einem Debattierwettbewerb teilzunehmen, holt er seinen Vater aus dem Gefängnis ab und fährt mit ihm - gegen seinen Willen - zum "Million Man March" des islamischen Schwarzenführers Louis Farakhan nach Washington D. C., um dort exotische Vögel zu verkaufen.
"Brownies" heißt die Geschichte über eine schwarze Mädchengruppe, die im gemeinsamen religiösen Ferienlager die weiße verprügeln will, dann aber feststellen muss, dass ihre Gegnerinnen sämtlich geistig zurückgeblieben sind.
"In Zungen reden" soll die 14-jährige Tia. Sie flüchtet aus der Enge im Haushalt der streng religiösen Großtante Roberta nach Atlanta, um dort ihre drogenabhängige Mutter zu suchen. Erfolglos landet sie im Prostituiertenmilieu, doch die Hure Marie besorgt Tia das Geld für die Heimfahrt.
Die Protagonisten aller acht Geschichten, die bis auf eine alle in den USA spielen, sind Afro-Amerikaner. Sie versuchen, aus den vorgegebenen sozialen Strukturen auszubrechen und ihr Leben selbst zu gestalten. In den Lebenssplittern geht es um Leid und Liebe, um das Scheitern und die Hoffnung.
Hart und präzise bildet die Autorin die triste Lebenswirklichkeit junger Schwarzer ab, hellt jedoch deren Hoffnungslosigkeit immer wieder auf überraschende und lakonische Weise durch Komik auf. In kraftvollen, von Giovanni und Ditte Bandini ins Deutsche übertragenen Sätzen und mit unverkennbarer Sympathie beschreibt ZZ Packer ihre Figuren. Wie mit einer Lupe hält sie deren Empfindungen und die Reaktion der Umgebung darauf fest.
Geschickt wird dabei das Klischee des benachteiligten oder zornigen Afro-Amerikaners vermieden. ZZ Packers Individuen sind trotz aller Widrigkeiten liebenswert und schlagen ihrer Mutter nach, von der es in der Widmung heißt, sie habe "einen Weg aus der Ausweglosigkeit" gefunden.
Besprochen von Birgit Koß
Zuwena Packer: Kaffee trinken anderswo
Aus dem Amerikanischen von Giovanni und Ditte Bandini, A1Verlag, München 2009, 277 Seiten, 19,80 Euro