Alternativen zur Ferkelkastration gesucht
Männliche Ferkel werden kastriert, weil der strenge Geruch von Eberfleisch die Verbraucher stört und weil die Haltung von geschlechtsreifen Ebern aufwendig ist. Der Eingriff erfolgt meist ohne Betäubung. Über alternative Methoden sprechen wir mit dem Tierarzt Siegfried Moder.
Die Agrarminister von Bund und Ländern müssen sich darauf verständigen, wie in Zukunft mit männlichen Ferkeln umgegangen werden soll. Denn: Tierschützer kritisieren immer wieder die Methode der Ferkelkastration. In Mastbetrieben werden männliche Ferkel ohne Betäubung kastriert – weil das Fleisch eines Ebers einen strengeren Geruch verströmt, den die meisten Verbrauchen nicht mögen. Zudem ist es für die Betriebe aufwendiger, geschlechtsreife Eber zu halten.
Welche alternativen Methoden gibt es - und welche Vor- und Nachteile haben sie für Tier, Bauern und Verbraucher?
Keine alternative Methode überzeugte bislang
Keine der bislang verfügbaren Methoden sei für alle Betriebe und Vermarktungsstrukturen geeignet, schreibt beispielsweise der Bundesverband der praktizierenden Tierärzte (bpt). Eine im November von der bpt-Mitgliederversammlung verabschiedete Resolution sieht für alle alternativen Methoden (Ebermast, Impfung gegen Ebergeruch/Immunokastration, Kastration unter Narkose) Vor-und Nachteile. Das geeignete Verfahren müsse anhand der individuellen Produktions- und Vermarktungsgegebenheiten ausgewählt werden können. Die bestehenden technischen und arzneimittelrechtlichen Probleme müsse man lösen und auf eine gemeinsame europarechtliche Lösung hinarbeiten.
In Deutschland fehlen rechtliche Grundlagen
Er fühle sich bei keiner der erwähnten Methoden so richtig wohl, sagt Siegfried Moder, Tierarzt, und Präsident des bpt. In erster Linie müsse es natürlich um das Tierwohl gehen. Aber natürlich spielten auch wirtschaftliche Erwägungen eine Rolle. In den Niederlanden und in Dänemark beispielsweise setzten die Betriebe eine Lokalanästhesie ein, um männliche Ferkel möglichst schmerzfrei zu kastrieren.
"Doch dafür fehlen bei uns die rechtlichen Grundlagen. Wir haben dafür weder ein zugelassenes Medikament noch haben wir dazu eine schon vorliegende Studie", die die Wirksamkeit der Schmerzausschaltung belege. Auch müssten entsprechende Schulungen für die Tierärzte durchgeführt werden.
Moder sagte weiter, er hoffe, dass eine aktuell laufende Studie darüber bald Aufschluss geben werde.
(mkn)