Schweinsteiger-Biografie von Martin Suter

Fußball als Inbegriff des Turbokapitalismus

04:59 Minuten
Der Fußballer Bastian Schweinsteiger sitzt in einem hellen Sakko auf einem Podium, hinter ihm an der Wand: der Buchumschlag des biografischen Romans "Einer von uns", in dem der Bestsellerautor Martin Suter aus Schweinsteigers Leben erzählt.
Bastian Schweinsteiger bei der Vorstellung von Martin Suters biografischem Roman "Einer von uns", der ihm gewidmet ist. © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Helmut Böttiger im Gespräch mit Julius Stucke |
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Der Bestsellerautor Martin Suter hat Fußball-Legende Bastian Schweinsteiger einen Roman gewidmet. Als Marketingexperte laufe Suter darin zu großer Form auf, meint der Literaturkritiker Helmut Böttiger. Aber von Fußball verstehe er leider nichts.
Bastian Schweinsteigers Weg aus der bayerischen Provinz in den Profifußball und zur Weltmeisterschaft 2014 mit der deutschen Nationalmannschaft bot sich für den Bestsellerautor Martin Suter offenbar ganz besonders an als Stoff für einen biografischen Roman.
In seinem Buch "Einer von euch", das Schweinsteigers Leben gewidmet ist, schildere Suter eine klassische Aufsteigergeschichte, sagt der Literaturkritiker Helmut Böttiger: "Ein kleiner Junge aus der Provinz wird plötzlich ein Star, kommt in den Jetset und darf sich alles leisten." Der Plot entspreche "einem zeitgenössischen Märchen".

Kurze Kapitel wie Werbeclips

Dass Suter als Werbetexter angefangen und schließlich eine eigene Agentur gegründet habe, bevor er als freier Schriftsteller bekannt wurde, merke man seinem Buch deutlich an. Die kurzen Kapitel seien wie Werbeclips angelegt. Dazu passend mache Suter sich einen Spaß daraus, all die Unternehmen aufzulisten, denen Schweinsteiger im Lauf seiner Fußballkarriere als Reklamefigur gedient hat.
Marketing-Deals illustrieren seine Erfolgsgeschichte: "Wenn er sich mal nicht über der Konsole eines Computerspiels vergisst, dann hat Bastian Schweinsteiger Fotosessions oder andere Werbeauftritte."

Es geht Martin Suter offenkundig überhaupt nicht um Fußball, es geht ihm darum, anhand des Fußballs aufzuzeigen, wie toll der Kapitalismus funktioniert, wie toll das Leben im Konsumrausch ist.

Helmut Böttiger, Literaturkritiker

Bedenkenlos feiere Suter am Beispiel von Schweinsteiger all das, "was man beim Fußball ja mittlerweile schon nicht mehr ertragen kann", so Böttiger: die "Hyperkommerzialisierung", das Milliardengeschäft, dessen sinnfälliger Ausdruck der internationale Fußball heute geworden sei.

"Katastrophale Fußballfehler"

Hinzu komme, dass Suter "wirklich keine Ahnung von Fußball" habe. Für Momente, die Fans auf der Tribüne oder vor dem Fernseher von den Sitzen reißen, bei einem Elfmeterschießen etwa oder einem dramatischen Torkampf, finde der Autor keine Worte. "Da versagt er total", so Böttiger. Zudem unterliefen Suter auch sachlich "lauter katastrophale Fußballfehler".
Für einen Weltklasse-Fußballer wie Schweinsteiger hätte es in Böttigers Augen wohl kaum einen weniger geeigneten Biografen geben können. Die "kleinen schütteren Fußballszenen", an denen Suter sich versuche, seien "wirklich erbärmlich".
(fka)

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