"Die Verlage verwandeln sich in Internet-Handelshäuser"
Der Journalist Constantin Seibt kritisiert die publizistische Entwicklung in der Schweiz: Verlage verwandelten sich in Internet-Handelshäuser, das sei eine "Katastrophe für die Demokratie". Die Redaktion seines neuen Online-Magazins "Project R" will den Qualitätsjournalismus neu beleben.
Wie sieht die Zukunft des Qualitätsjournalismus aus? Über diese Frage denken Rundfunk- und Fernsehsender sowie Verlage schon lange nach. Gleichzeitig schließen sich Journalisten zusammen, um jenseits der etablierten Wege Qualitätsjournalismus anzubieten, zum Beispiel gibt es seit 2014 das Online-Magazin "Krautreporter".
Der Medienjournalist Constantin Seibt baut in der Schweiz derzeit ein Online-Projekt abseits der großen Verlage auf: das "Project R". Seibt kritisiert die publizistische Entwicklung in der Schweiz, die den Prozessen in Deutschland ähnlich sei:
"Die Verlage verlassen eigentlich die Publizistik und verwandeln sich in Internet-Handelshäuser. Das ist ökonomisch ziemlich vernünftig, Journalismus ist kein Geschäft mehr. Aber das ist eine ziemliche Katastrophe für die Demokratie."
Wenn man schlecht informiert sei, treffe man die falschen Entscheidungen, so begründet Seibt seine Einschätzung:
"Das gilt für einen selbst. Das gilt auch für eine Masse von Leuten. Je schlechter die Massenmedien sind, desto schlechterer Laune sind die Massen."
"Die Verlage verlassen eigentlich die Publizistik und verwandeln sich in Internet-Handelshäuser. Das ist ökonomisch ziemlich vernünftig, Journalismus ist kein Geschäft mehr. Aber das ist eine ziemliche Katastrophe für die Demokratie."
Wenn man schlecht informiert sei, treffe man die falschen Entscheidungen, so begründet Seibt seine Einschätzung:
"Das gilt für einen selbst. Das gilt auch für eine Masse von Leuten. Je schlechter die Massenmedien sind, desto schlechterer Laune sind die Massen."
"Wir sind eine kleine, entschlossene Guerilla-Truppe"
Seibt beschrieb die Redaktion des "Project R" als eine "kleine, entschlossene Guerilla-Truppe" aus 10 bis 15 Journalisten. Sie habe den Anspruch, die "stehenden Heere der großen Redaktionen" durch bessere Leistungen zu besiegen. Gefragt seien nicht Spezialisten im Sinne klassischer Ressorts, sondern Generalisten:
"Unser Job wird sein, eigentlich die Hintergründe zu den großen Debatten in der Öffentlichkeit zu schreiben. Oder zu den großen offenen Fragen wie etwa der Digitalisierung. Wo man wirklich Recherche braucht, wo man wirklich nachdenken muss bis man darauf kommt, was zum Teufel los ist. Dass wir eben den definitiven Artikel zu einem Thema schreiben."
"Unser Job wird sein, eigentlich die Hintergründe zu den großen Debatten in der Öffentlichkeit zu schreiben. Oder zu den großen offenen Fragen wie etwa der Digitalisierung. Wo man wirklich Recherche braucht, wo man wirklich nachdenken muss bis man darauf kommt, was zum Teufel los ist. Dass wir eben den definitiven Artikel zu einem Thema schreiben."
Zielgruppe: Vernachlässigte Linksliberale
"Project R" richte sich an eine neugierige Öffentlichkeit. In der Schweiz gebe es ein "riesiges Reservoir an linksliberalen Leuten", auf die Zeitungen eigentlich nicht mehr eingehen würden.
Das Projekt werde auch auf Crowd-Funding setzen, sei aber letztlich leserfinanziert, sagte Seibt:
"Das heißt, man muss die Leute begeistern. Man muss sie dazu bringen, dass sie ein Magazin unterstützen, weil es das Problem gibt mit der Information der Öffentlichkeit. Wir brauchen rund 22.000 Leser bis Break Even. Sind wir 1000 darüber, ist dieses Magazin ziemlich rentabel. Sind wir 1000 drunter, schaufeln wir ein Millionengrab. Kurz: Wir legen unser Schicksal und das Schicksal unserer Familie in die Hände der Leser."
Das Projekt werde auch auf Crowd-Funding setzen, sei aber letztlich leserfinanziert, sagte Seibt:
"Das heißt, man muss die Leute begeistern. Man muss sie dazu bringen, dass sie ein Magazin unterstützen, weil es das Problem gibt mit der Information der Öffentlichkeit. Wir brauchen rund 22.000 Leser bis Break Even. Sind wir 1000 darüber, ist dieses Magazin ziemlich rentabel. Sind wir 1000 drunter, schaufeln wir ein Millionengrab. Kurz: Wir legen unser Schicksal und das Schicksal unserer Familie in die Hände der Leser."