Schwermütiger Witzbold
Privat erzählt er ständig Witze und redet viel, mit seiner Berliner Band dagegen wirkt er zerbrechlich und singt, oft mit geschlossenen Augen, von Verlust: Erik Lautenschläger ist Gründer und Sänger von "Erik and Me". Die melancholische Musik des 32-Jährigen bewegt sich zwischen Pop und Chanson und entwickelt dabei eine traurig-schöne, ruhige Kraft.
Auf der Bühne steht er da mit geschlossenen Augen, hoch gewachsen, blond, die Hände fast zu groß für die Gitarre. Manchmal, beim Singen, lehnt er den Kopf leicht nach hinten. Ein bisschen scheint er entrückt von der Welt, weit weg von der Bühne, der Band, den Zuschauern.
"Da passiert mir schon häufiger, dass ich vergesse, wieder die Augen aufzumachen. Und dann irgendwann sehe ich oh. da sind sie ja wieder!"
Die Stimme oft hoch und fragil, Songs, die nach Verletzlichkeit klingen. Als Sänger und Musiker scheint Erik Lautenschläger über dem Boden zu schweben. Showeinlagen auf der Bühne? Fehlanzeige. Privat hingegen wirkt er ausgeglichen, er redet viel, macht Witze.
"Bei der Musik begebe ich mich in so eine ganz andere Welt. Das ist immer absurd, weil die Leute sagen immer, hey, Erik, du bist doch so lustig, das müsste doch alles funktionieren, aber ich hab eigentlich gar nicht das Gefühl, dass ich da den gleichen Witz an den Tag legen müsste, weil das die Lieder irgendwie entmündigt. Weil es ihnen die Kraft nimmt."
Der 32-Jährige hat viel zu erzählen, von Pankow, seinem Kiez seit Kindertagen, wo er immer zusammen mit seiner Freundin in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebt. Vom DDR-Zweitligisten Bergmann-Borsig, wo er früher gekickt hat. Oder von den Gassenhauern des Ostberliner Kinderchors Omnibus. Mit dem ist er als kleiner Junge im Fernsehen aufgetreten, bei "Ein Kessel Buntes".
"Da siehste das hamwa davon, das ist unser Berliner Jargon, mancher eener tut uns missverstehen, trotzdem ist das Berlinern so schön."
Ein Typ, den man auch beim Bierholen oder auf dem Bau treffen könnte. Und tatsächlich: Erik Lautenschläger ist gelernter Tischler, kennt sich aus mit Holzsorten und Altbaurenovierung. Das aber wäre jetzt nichts mehr für ihn:
"Fenster in den zehnten Stock schleppen, mit Bauschaum einschäumen und Scheuerleisten mit Silikon befestigen. Das ist der Tischlerjob von heute. Und das hätte ich so deprimierend gefunden."
Lieber hat er studiert, Grafik an der Fachhochschule Potsdam, doch der Abschluss lässt noch auf sich warten. Die Musik war wichtiger, immer schon.
"Dass ich schon als Vierjähriger gesungen hab bei der Silberhochzeit meines Onkels, wofür sich meine Schwester natürlich total geschämt hat, vor Hunderten von Leuten in so ’nem großen Saal, ja."
Von der Schwester leiht er sich die Gitarre, bringt sich selbst ein paar Griffe bei. Mit 16 dann die ersten Schülerbands. Seine musikalischen Helden sind Neil Young und Leonard Cohen, The Smiths und The Cure. Dann singt er jahrelang in verschiedenen Bands, ist unzufrieden. Am besten klingt die Musik nur, wenn er sie selbst macht, allein, am Computer.
2003 dann trifft er in dem Contrabassisten Madze Peng seinen musikalischen Partner. Zum Duo "Erik and Me" kommen bald Schlagzeugerin Merle und Gitarrist Dave hinzu. Erik komponiert die vielschichtigen Soundcollagen, irgendwo zwischen Pop und Chanson. Schreibt traurigschöne englische Texte. Viele erzählen von Enttäuschung und Verlust.
"Resignation gar nicht. Im Verlieren von Dingen, das klingt komisch, also im Verlust, da steckt auch total viel Schönes, Neues."
In Berlin wächst die Fangemeinde von "Erik and Me", auch ohne Label und Plattenvertrag. Musikjournalisten sind begeistert, vergleichen die Gruppe mit der britischen Band Coldplay. 2005 gibt’s ein Erik and Me Radiospecial, 2006 werden sie vom deutschen Musikrat gefördert. Im April 2007 soll ihre neue CD rauskommen. Bisher immer noch Zurückhaltung bei den großen Musikvertrieben. Zu viel Risiko, zu wenig Mainstream.
Der Sound von "Erik and Me", vielleicht zu gewöhnungsbedürftig für deutsche Ohren. Gerade aber den ungewöhnlich gefühlvollen Gesang, die hohe Stimme finden Kritiker interessant.
"Ich glaube, dass wir uns momentan musikkulturtechnisch als Band sehr weit raushängen, weil diese Art zu Singen als Mann hier überhaupt nicht etabliert ist. In England ist das das Normalste von der Welt, dass Männer Gefühle zeigen beim Singen, aber in Deutschland ist das total nicht angesagt!"
Erik Lautenschläger ist enttäuscht, dass die Labels nicht anbeißen. Doch von den Plattenfirmen will er sich nicht abhängig machen. Auf Deutsch singt er jetzt, so kann er besser mit der Sprache spielen, sagt er. Orte wie seinen Pankower Kiez könnte er niemals auf Englisch beschreiben. Die Musik kommt im Vorbeigehen, fliegt ihm zu, wenn er nachts durch die Straßen läuft, oder auf die U-Bahn wartet.
"In dem Song geht’s eigentlich darum, dass für mich der perfekteste Moment beim Musikmachen eigentlich der ist, wo mir ein Song neu einfällt. Und dass diese perfekten Momente eigentlich schwer wieder einzufangen sind.
Und dann muss ich mich ganz schnell beeilen. Entweder wenn ich mein Handtelefon dabei hab, dann muss ich's ins Diktiergerät singen. Dazu geh ich dann immer ans Ende vom Bahnsteig, also, wenn man mich da stehen sieht, dann kann man davon ausgehen, dass ich da dann singe. Oder manchmal muss ich's auch in der U-Bahn machen, so ganz heimlich vor mich her, ganz leise."
"Da passiert mir schon häufiger, dass ich vergesse, wieder die Augen aufzumachen. Und dann irgendwann sehe ich oh. da sind sie ja wieder!"
Die Stimme oft hoch und fragil, Songs, die nach Verletzlichkeit klingen. Als Sänger und Musiker scheint Erik Lautenschläger über dem Boden zu schweben. Showeinlagen auf der Bühne? Fehlanzeige. Privat hingegen wirkt er ausgeglichen, er redet viel, macht Witze.
"Bei der Musik begebe ich mich in so eine ganz andere Welt. Das ist immer absurd, weil die Leute sagen immer, hey, Erik, du bist doch so lustig, das müsste doch alles funktionieren, aber ich hab eigentlich gar nicht das Gefühl, dass ich da den gleichen Witz an den Tag legen müsste, weil das die Lieder irgendwie entmündigt. Weil es ihnen die Kraft nimmt."
Der 32-Jährige hat viel zu erzählen, von Pankow, seinem Kiez seit Kindertagen, wo er immer zusammen mit seiner Freundin in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebt. Vom DDR-Zweitligisten Bergmann-Borsig, wo er früher gekickt hat. Oder von den Gassenhauern des Ostberliner Kinderchors Omnibus. Mit dem ist er als kleiner Junge im Fernsehen aufgetreten, bei "Ein Kessel Buntes".
"Da siehste das hamwa davon, das ist unser Berliner Jargon, mancher eener tut uns missverstehen, trotzdem ist das Berlinern so schön."
Ein Typ, den man auch beim Bierholen oder auf dem Bau treffen könnte. Und tatsächlich: Erik Lautenschläger ist gelernter Tischler, kennt sich aus mit Holzsorten und Altbaurenovierung. Das aber wäre jetzt nichts mehr für ihn:
"Fenster in den zehnten Stock schleppen, mit Bauschaum einschäumen und Scheuerleisten mit Silikon befestigen. Das ist der Tischlerjob von heute. Und das hätte ich so deprimierend gefunden."
Lieber hat er studiert, Grafik an der Fachhochschule Potsdam, doch der Abschluss lässt noch auf sich warten. Die Musik war wichtiger, immer schon.
"Dass ich schon als Vierjähriger gesungen hab bei der Silberhochzeit meines Onkels, wofür sich meine Schwester natürlich total geschämt hat, vor Hunderten von Leuten in so ’nem großen Saal, ja."
Von der Schwester leiht er sich die Gitarre, bringt sich selbst ein paar Griffe bei. Mit 16 dann die ersten Schülerbands. Seine musikalischen Helden sind Neil Young und Leonard Cohen, The Smiths und The Cure. Dann singt er jahrelang in verschiedenen Bands, ist unzufrieden. Am besten klingt die Musik nur, wenn er sie selbst macht, allein, am Computer.
2003 dann trifft er in dem Contrabassisten Madze Peng seinen musikalischen Partner. Zum Duo "Erik and Me" kommen bald Schlagzeugerin Merle und Gitarrist Dave hinzu. Erik komponiert die vielschichtigen Soundcollagen, irgendwo zwischen Pop und Chanson. Schreibt traurigschöne englische Texte. Viele erzählen von Enttäuschung und Verlust.
"Resignation gar nicht. Im Verlieren von Dingen, das klingt komisch, also im Verlust, da steckt auch total viel Schönes, Neues."
In Berlin wächst die Fangemeinde von "Erik and Me", auch ohne Label und Plattenvertrag. Musikjournalisten sind begeistert, vergleichen die Gruppe mit der britischen Band Coldplay. 2005 gibt’s ein Erik and Me Radiospecial, 2006 werden sie vom deutschen Musikrat gefördert. Im April 2007 soll ihre neue CD rauskommen. Bisher immer noch Zurückhaltung bei den großen Musikvertrieben. Zu viel Risiko, zu wenig Mainstream.
Der Sound von "Erik and Me", vielleicht zu gewöhnungsbedürftig für deutsche Ohren. Gerade aber den ungewöhnlich gefühlvollen Gesang, die hohe Stimme finden Kritiker interessant.
"Ich glaube, dass wir uns momentan musikkulturtechnisch als Band sehr weit raushängen, weil diese Art zu Singen als Mann hier überhaupt nicht etabliert ist. In England ist das das Normalste von der Welt, dass Männer Gefühle zeigen beim Singen, aber in Deutschland ist das total nicht angesagt!"
Erik Lautenschläger ist enttäuscht, dass die Labels nicht anbeißen. Doch von den Plattenfirmen will er sich nicht abhängig machen. Auf Deutsch singt er jetzt, so kann er besser mit der Sprache spielen, sagt er. Orte wie seinen Pankower Kiez könnte er niemals auf Englisch beschreiben. Die Musik kommt im Vorbeigehen, fliegt ihm zu, wenn er nachts durch die Straßen läuft, oder auf die U-Bahn wartet.
"In dem Song geht’s eigentlich darum, dass für mich der perfekteste Moment beim Musikmachen eigentlich der ist, wo mir ein Song neu einfällt. Und dass diese perfekten Momente eigentlich schwer wieder einzufangen sind.
Und dann muss ich mich ganz schnell beeilen. Entweder wenn ich mein Handtelefon dabei hab, dann muss ich's ins Diktiergerät singen. Dazu geh ich dann immer ans Ende vom Bahnsteig, also, wenn man mich da stehen sieht, dann kann man davon ausgehen, dass ich da dann singe. Oder manchmal muss ich's auch in der U-Bahn machen, so ganz heimlich vor mich her, ganz leise."