Lyriksommer im Deutschlandradio Kultur

Denn Unsagbares, jenseits der Schwelle zum Bewussten Abgelagertes, erhält mit einem Mal einen Ausdruck, eine Form und ragt somit hinein ins Jetzt. Poetische Techniken wie Metaphorik, Rhythmus oder Reim, die Musikalität der Sprache und die Schrift, die mentalen Prozesse beim Auswendiglernen - all das interessiert die Neurowissenschaft schon längst. Sie hat Parallelen bzw. Ähnlichkeiten entdeckt zwischen poetischen Mustern und neuronalen Prozessen.
Unser Lyrikschwerpunkt im vergangenen Jahr hat so viele positive Reaktionen hervorgerufen, dass wir ein weiteres Mal einen ganzen Monat lang unsere Sinne schärfen mit dichterischen Exkursionen ins Alltägliche ebenso wie in abgelegene Gefilde, also in vertraute wie extreme Gefühlswelten, in bezirzende Klangwelten, in historisch Gewordenes, Vorbildhaftes und auch in neue Räume und Stile mit ihren zum Teil unerwarteten Intensitäten.
Gedichte am frühen Morgen können wie eine Flaschenpost Kostbares enthalten, rätselhaft Banales, das dennoch oder gerade darum nachhallt. Gedichte am frühen Morgen (in Studio 9) - und auch am späten Abend (in Fazit) werden vielleicht Erinnerungen heraufbeschwören, einen Moment lang für Verwirrung sorgen oder für ein Kopfschütteln, wenn wir die Brille unserer Wahrnehmung ein wenig verrücken (lassen). Daneben beschäftigt sich das neue Literaturmagazin Lesart immer wieder mit Themen rund um die Lyrik, lädt DichterInnen, ÜbersetzerInnen, KritikerInnen zum Gespräch.
Sämtliche Sendungen der Literatur (freitags 19.30 - 20.00 Uhr, samstags 22.30 -23.00 Uhr und sonntags 0.05 - 1.00 Uhr) bieten während des Lyriksommers ein denkbar breites Spektrum an dichterischen Positionen und Reflektionen: u.a. die Lektüre einer zeitfernen Dicherterkollegin (19.7.) oder der Versuch, die Grauen des Ersten Weltkriegs zu bannen (26.7.).
Zwei Ursendungen steuert die Klangkunst bei am 18.7. eine fiktive Begegnung zwischen Paul Celan und Martin Heidegger und am 25.7. eine von der Sängerin und Dichterin Nico angeregte Klangkomposition.
Und in einigen Konzertterminen werden Sie ebenfalls fündig. Etwa am 2.7., wenn Lyrik von Rainer Maria Rilke, René Schickele und Richard Dehmel zu hören sein werden oder verschiedene Liedvertonungen am 9.7.

Die Sendungen im Überblick:

4.7.
Literatur - 0:05 Uhr
"Das Wilde hat keine Worte"
Der schwedische Dichter und Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer
Von Carola Wiemers

6.7.
Literatur - 0:05 Uhr
Sterben ist eine Kunst
Die Dichterin Sylvia Plath
Von Norbert Hummelt

Literatur - 1:05 Uhr
Aus "Paloma" von Friederike Mayröcker
Gelesen von der Autorin

11.7.
Zeitfragen - Literatur - 19:30 Uhr
Absolute Beginner
U20-Slams erzählen vom Erwachsenwerden
Von Almut Schnerring und Sascha Verlan

18.7.
Zeitfragen - Literatur - 19:30 Uhr
"Das Mädchen mit den tausend Falten"
Die rumänische Lyrikerin Nora Iuga erobert Deutschland
Von Dana Ranga

Klangkunst - 0:05 Uhr
Die Begegnung
Autor: Soundwalk Collective
Autorenproduktion 2014

20.7.
Literatur - 0:05 Uhr
"Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen"
Die Heimatsuche des Dichters Rainer Maria Rilke
Von Uta Rüenauver und Jörg Plath

Literatur - 0:05 Uhr
"Was den Mund umspielt, so lind"
Annette von Droste-Hülshoff und das Schleichen der Spione
Von Ulrike Draesner

25.7.
Zeitfragen - Literatur - 19:30 Uhr
"Kommt uns nicht mit Fertigem"
Ein Lyrikabend in der Ostberliner Akademie der Künste und seine Folgen
Von Johannes Kirsten

Klangkunst - 0:05 Uhr
Killer Road
Autor: Soundwalk Collective
Ursendung: 25.07. 00:05
Autorenproduktion 2014

27.7.
Literatur - 0:05 Uhr
"Das Lied der Globalisierung"
Ezra Pound und die Cantos
Von Tom Peuckert

Literatur - 1:05 Uhr
Katastrophen/Formen - Der Erste Weltkrieg und die Lyrik
Mitschnitt einer Veranstaltung des Poesiefestivals Berlin in der Akademie der Künste