Schwerpunkte der Buchmesse

Bücher über Identitätspolitik

07:21 Minuten
René Aguigah auf der Bühne von Deutschlandfunk Kultur mit Mikrofon am gestikulieren.
René Aguigah im Gespräch mit Simone Miller auf der Leipziger Buchmesse 2019 © Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
René Aguigah im Gespräch mit Simone Miller |
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Eines der Themen der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr sei die Identitätspolitik gewesen, urteilt unser Literaturredakteur René Aguigah. Er stellt vier Werke vor, die zeigen, wie virulent und wie brennend die Themen diskutiert werden.
Einer der Schwerpunkte der Leipziger Buchmesse sei Identitätspolitik gewesen, urteilt Deutschlandfunk-Kultur-Redakteur René Aguigah. Die Identitätspolitik "gewinnt in Deutschland seit Jahren an Bedeutung und auch auf dieser Buchmesse ist das spürbar gewesen". Insbesondere hätten die Autoren und Autorinnen dabei in diesem Jahr zwei Gebiete erkundet: Feminismus und Rassismus. Wesentlich seien für Aguigah dabei vier Bücher gewesen.
Ferda Atamans "Ich bin von hier. Hört auf zu fragen!" sei "eine Abwehr jener Frage: Woher kommst du? Die man ganz viel migrantisch-stämmigen Menschen stellt." Das Buch stehe für den "Kampf um Anerkennung von Migranten und Migrantinnen in der zweiten und dritten Generation".
René Aguigah auf der Bühne von Deutschlandfunk Kultur mit Mikrofon am gestikulieren.
René Aguigah im Gespräch mit Simone Miller auf der Leipziger Buchmesse 2019© Deutschlandradio / Andreas Wünschirs
Davon unterscheide sich der Sammelband "Eure Heimat ist unser Albtraum", weil sich darin die Autorinnen anders als Ataman nicht auf die Nation beziehen. Es gebe eher einen positiven Bezug auf marginalisierte Gruppen. So sei der Tenor des Buches: "Es ist gut, dass wir am Rande sind und wir wollen was daras machen und kämpfen eher gegen die dominante Mehrheitsgesellschaft." Dabei sei bereits das Konzept des Sammelbands Teil der Botschaft, die 15 unterschiedlichen Geschichten seien plural und divers.
Ein anderes Gebiet habe Sophie Passmann mit ihrem Buch "Alte weiße Männer" erkundet. Ihre Versuchsanordnung beschreibt Aguigah dabei so: Passmann habe "diesen in jüngerer Zeit populär gewordenen Begriff – alter weißer Mann – ausprobiert, in dem sie eine Anzahl von Vielleicht-alten-weißen-Männern besucht". Darunter seien vor allem Angehörige aus Medien und Elite gewesen.
Jagoda Marinićs Buch "Sheroes" sei demgegenüber ein Plädoyer für starke Frauen, urteilt Aguigah. Es sei die "Forderung danach, dass weibliche Stimmen und Figuren das Leben gestalten sollen sowohl im Alltag und andererseits in der Politik".
Gemeinsam sei den Büchern, dass sie zeigen, wie virulent und wie brennend die Themen diskutiert werden, von denen hier mitunter gesprochen werde. Wer sich etwa frage, warum der vermeintliche Karnevalsulk der CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer über die Anzahl von Toilettentüren so viele Menschen erregte, der erhalte in diesen vier Büchern viel Futter, um nachzudenken. Aguigah: "Allein dafür lohnt es sich, diese Bücher zu lesen."
(nsc)
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