Der Schatten der Schwester
Zwei Schwestern, durch Familie und Schicksal verbunden. Es kann unglaublich lange dauern, bis traumatische Erlebnisse verarbeitet werden können. © Getty Images / iStock / Maria Ponomariova
Manchmal liegen Hass und Liebe ganz nah beieinander
29:05 Minuten
Freya ist Mitte 60. Ein verdrängtes Erlebnis aus Kindertagen hat sie jahrzehntelang schwer belastet. Es hat mit dem Schicksal ihrer Schwester zu tun. Schließlich schafft es Freya, ihre Schuldgefühle zu überwinden und Frieden zu finden.
Freya wächst Ende der 1950er-Jahre in Westberlin auf. Die Eltern sind noch recht jung, Anfang 20, aber gut situiert. Die Mutter hat Fremdsprachensekretärin gelernt, der Vater ist Diplomvolkswirt. Jetzt ist die Mutter erneut schwanger.
Während sie im Krankenhaus die kleine Schwester zur Welt bringt, wird Freya in einem Nonnenkloster untergebracht – nicht unüblich in einer Zeit, in der Väter sich kaum um den Alltag des Nachwuchses kümmerten und Kleinkinder zudem als Keimträger galten.
Bei den Nonnen fühlt sich Freya nicht wohl. Sie kann überhaupt nicht verstehen, warum sie hier ist, sie fürchtet sich vor den Frauen in schwarzer Tracht.
Irgendwann darf Freya wieder nach Hause, aber die Erfahrung allein, ohne die Mutter sorgt dafür, dass sie ihre kleine Schwester nicht lieb haben kann. Im Gegenteil: Sie hasst sie regelrecht und wünscht ihr nur das Schlechteste.
Klio wird sehr krank
Als Klio, Freyas kleine Schwester, dann tatsächlich sehr krank und sich nie mehr wirklich erholen wird, packen Freya Schuldgefühle. Sie glaubt, verantwortlich zu sein. Ein innerer Konflikt, der sie auch noch als erwachsene Frau umtreibt, sie ausbremst und den sie erst nach langer Zeit überwinden kann.
In dieser Folge erzählt Henrike Möller von Freya und davon, wie ein Erlebnis in der Kindheit das ganze Leben bestimmen kann. Es geht um Neid, Missgunst und Konkurrenz, um eine schwierige Beziehung zwischen Schwestern und auch darum, wie nah sich Hass und Liebe manchmal sein können.