Das gesamte Gespräch mit Jenny Friedrich-Freksa hören sie hier:
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Mehr Debatten über Körperlichkeit oder Scham in den Schulen gefordert
Lieber im Burkini schwimmen lernen als gar nicht: Jenny Friedrich-Freksa begrüßt die Haltung von Familienministerin Franziska Giffey (SPD). Die Chefredakteurin von "Kulturaustausch" plädiert dafür, derartige Debatten in den Schulen zu führen – und nicht von oben.
Eine Schule in Herne hat kürzlich Burkinis angeschafft, damit auch muslimische Mädchen am Schwimmunterricht teilnehmen. Eine pragmatische Entscheidung oder die Beförderung eines "frauendiskriminierenden Rollenverständnisses", wie die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner meint? "Ich finde natürlich richtig, dass man nichts stärken soll, was Mädchen benachteiligt", so Friedrich-Freksa. "Mir wäre es auch lieber, wir würden diese Diskussion nicht führen müssen und alle Eltern würden ihre Töchter einfach so in den Schwimmunterricht schicken, aber das findet offensichtlich in der Realität nicht statt."
"Immer wieder ein 1-A-Hysteriethema"
In der Burkini-Debatte erkennt Friedrich-Freksa "immer wieder ein 1-A-Hysteriethema, über das man sich wahnsinnig aufregen" könne. In der Praxis werde es einfach Mädchen mit Badeanzug, Bikini oder Burkini geben – und Jungen mit Badehose: "Das christliche Abendland wird nicht untergehen, aber ein kleines Mädchen, das ansonsten vielleicht in einen Teich fällt und nicht schwimmen kann, wird schwimmen lernen."
In Gesellschaften, in denen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Vorstellungen leben, müsste es nach Überzeugung Friedrich-Freksas mehr Debatten über Ideen von Körperlichkeit oder Scham geben. Sie müssten in Schulklassen und auf Elternabenden geführt werden:
"Das ist gesellschaftlicher Diskurs, das ist Debatte. Und wir können es nicht immer nur von oben führen und uns ganz weit weg stellen und sagen: So, der muslimische Vater soll seiner Tochter aber nicht vorschreiben, dass… – Das ist vielleicht der lange Weg, wo es mal hingeht."
(bth)