Schwule, lesbische und transgender Aktivisten

Mit Glitzerpailletten gegen den Klimawandel

Wehende Regenbogenflaggen auf einer Demonstration.
Der Regenbogen ist das Symbol der LGBTI © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Von Suzanne Krause |
In Paris hat sich eine queere Aktivistengruppe zusammengefunden, die Aktionen für den Klimaschutz plant. Und sie wollen zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen.
Le Point Ephemere, eine In-Kneipe im Pariser Norden. Der große Hinterraum, rundum schwarz gestrichen, vor einer Bühne Reihen bunter Plastik-Klappstühle, dient für Veranstaltungen. Knapp zwei Dutzend Personen, von Anfang 20 bis Mitte 40, sind heute erschienen, auf Einladung der winzigen Bewegung "LGBTI4Climate". Das Kürzel steht für: Lesben, Schwule, Bi -, Trans- und Intersexuelle, die gegen den Klimawandel mobil machen. Beispielsweise mit einem Dokumentarfilm.
Der beginnt mit der Apollo-Mission 1968, die erstmals Bilder unseres blauen Planeten mitten im All lieferte. Und schildert dann die Vorbereitungen des Weltklima-Marsches, bei dem im September 2014 in New York 300.000 Menschen auf die Straße gingen. Zu den Veranstaltern zählte auch die Bewegung "Queers for Climate" – Vorbild für die Pariser Aktivisten von LGBTI4Climate. Diese Initiative hat Florence Pelissier im vergangenen September mit aus der Taufe gehoben.
Verschiedene Anliegen zusammenführen
"Wir waren anfangs sieben, acht Leute, die sich alle schon länger für Ökothemen oder auch für die Verteidigung unserer Rechte engagieren. Die Idee zur Initiative rund um den Klimagipfel kam uns im Kino, als wir 'Pride' anschauten. Der Film erzählt, wie Lesben und Schwule die Streiks der britischen Bergarbeiter während der Amtszeit von Margaret Thatcher unterstützten."
'Pride' lieferte den Grundgedanken für die Initiative LGBTI4Climate: verschiedene Anliegen zusammenzuführen. Den Kampf für die Rechte sexueller Minderheiten zu verlinken mit einem Engagement für mehr Klimaschutz.
"Der Klimawandel betrifft jedermann. Und wir Lesben und Schwule wissen eines: Bei jeder Krise in der Welt zählen Minderheiten regelmäßig zu den ersten Opfern. Zugleich hat unsere Bewegung eine Erfahrung gemacht: Beim Erstreiten unserer Rechte haben wir immer dann gesiegt, wenn wir auf öffentliche Sichtbarmachung setzten. Diesen Erfahrungsschatz können wir nun beim Kampf gegen den Klimawandel nutzen, beim Ziel, möglichst viele Mitstreiter zu mobilisieren."
Warum nicht als Plankton verkleiden?
Auf einem Tisch haben die Aktivisten den Inhalt mehrerer Tüten ausgekippt: Schminke, bunt funkelnde Pailletten, Strass-Perlchen. Cyril Lecerf kramt begeistert im Fundus. Vorm inneren Auge sieht der 25-Jährige schon Aktivisten grüppchenweise im Einsatz: als Einhorn oder Fee verkleidet, sollen sie während des Klimagipfels strategisch wichtige Einrichtungen ansteuern. Wie die Pariser Zentrale einer französischen Großbank, die noch massiv in fossile Brennstoffe investiert.
"Unsere Aktion steht unter dem Slogan: 'Der Zauber ist woanders'. Nicht die Bank mit ihren klimaschädlichen Aktivitäten ist zauberhaft, sondern unsere Kampagne gegen solche Klimakiller. Vielleicht werden wir die Bankzentrale mit selbstklebenden Pailletten bewerfen, um Spuren zu hinterlassen."
Beim Brainstorming sind dem Einfallsreichtum wenig Grenzen gesetzt:
Man könne sich doch als Plankton verkleiden, schlägt ein Teilnehmer vor. Gleich diskutieren alle, ob das Kostüm jedes Mal auf den Einsatzort abgestimmt sein sollte.
In einer Saal-Ecke hilft Cyril Lecerf einem Mitstreiter, der den Aktions-Flyer in rumänisch und norwegisch übersetzen will. Eine Vorlage für andere Gruppen der Regenbogen-Bewegung in Europa, die lokale Aktionen zum Weltklima-Gipfel planen. Cyril Lecerfs Herzenswunsch: die Mobilisierung rund um die COP21 soll nur der Startschuss sein - für eine langfristige Kampagne sexueller Minderheiten für den Klimaschutz.
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